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Prozess in Augsburg: Gescheiterte Drogendeals bringen Augsburger Rocker ins Gefängnis

Prozess in Augsburg

Gescheiterte Drogendeals bringen Augsburger Rocker ins Gefängnis

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    Zwei Mitglieder des Augsburger Chapters der "United Tribuns" wurden wegen der Herstellung von Drogen verurteilt. Beide müssen sich demnächst möglicherweise erneut vor Gericht verantworten.
    Zwei Mitglieder des Augsburger Chapters der "United Tribuns" wurden wegen der Herstellung von Drogen verurteilt. Beide müssen sich demnächst möglicherweise erneut vor Gericht verantworten. Foto: Alexander Kaya (Symbol)

    Die Einkaufsliste war ziemlich ungewöhnlich. Im Mai 2019 ging eine Frau in Augsburg auf Shopping-Tour und besorgte zunächst drei Kilogramm Kreatin, ein Stoff, den manche Sportler für Leistungssteigerung und Muskelaufbau nutzen. Danach kaufte sie einen Liter Batteriesäure im Baumarkt, dazu zwei Liter Bio-Ethanol und dann noch eine Wanne, einen Messbecher für fünf Liter und eine Küchenwaage. All die Gegenstände benötigte die Frau allerdings nicht für sich selbst. Sie hatte sie für zwei Männer organisiert, die Teil der eher überschaubaren Augsburger Rockerszene sind.

    Die beiden Männer, darunter ein 33-jähriger Führungskader der Augsburger Rocker-Ortsgruppe der "United Tribuns",wollten laut späterer Anklage der Augsburger Staatsanwaltschaft mit den Utensilien synthetische Drogen produzieren und verkaufen, konkret mehrere Kilogramm Amphetamin, also Speed. Es war ein Plan, der nicht aufging: Die Ermittler bekamen Wind von der Aktion und stießen nur zwei Tage nach der Einkaufstour der Helferin auf sechs Päckchen des Amphetamins – im Keller der Mutter eines "Tribuns"-Mitglieds, tiefgefroren im Gefrierschrank. Mit "einem Gesamtgewicht von 4815 Gramm", wie es in der Anklageschrift heißt, nach Trocknung "insgesamt 3052,1 Gramm". Es lässt sich nicht behaupten, dass die Ermittler es nicht genau nahmen.

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    Beide Männer, die am Plan beteiligt waren, kamen wegen der Angelegenheit in Untersuchungshaft, kürzlich wurde ihnen, der Frau, die auf Shopping-Tour gewesen war, und einer weiteren Helferin der Prozess vor der 1. Strafkammer des Augsburger Landgerichtes gemacht. Dort stellte sich heraus, dass nicht der 33-jährige Führungskader der "Tribuns" die führende Kraft hinter dem Plan gewesen war, sondern ein 30-jähriger Mann, der die Drogen im Gefrierschrank seiner Mutter versteckt hatte. Ihn verurteilte die Kammer unter dem Vorsitzenden Richter Christian Grimmeisen wegen "unerlaubter Herstellung von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge" zu fünf Jahren und vier Monaten Haft. Die Kammer ordnete zudem an, dass der Mann eine Drogentherapie machen und dazu in einer Entziehungsanstalt untergebracht werden soll. Der 33-jährige Führungskader erhielt eine Haftstrafe von drei Jahren, allerdings nicht mehr wie angeklagt wegen der Herstellung von Betäubungsmitteln, sondern nur noch wegen Beihilfe dazu. Die beiden Frauen erhielten Bewährungsstrafen von einem Jahr beziehungsweise zehn Monaten. Das Urteil ist mittlerweile rechtskräftig.

    Als allzu gefährlich oder auffällig gelten Augsburgs Rocker eigentlich nicht. In anderen Städten mag es oft Streit in der Szene und Schlagzeilen um blutige Auseinandersetzungen oder Geschäfte im kriminellen Milieu geben, in Augsburg hingegen warnte zuletzt auch die Polizei davor, die Gruppierungen in der Region "pauschal zu kriminalisieren". Auch die Augsburger Gruppe der "Tribuns" galt bisher bei der Polizei als unauffällig. Zwar wird die Vereinigung allgemein im aktuellen bayerischen Verfassungsschutzbericht erwähnt, wo es auch um kriminelle Machenschaften im Drogen- und Rotlichtmilieu geht – allerdings handelt es sich dabei um die Ortsgruppen in Ingolstadt und Ulm, nicht in Augsburg. In Augsburg hatten die Ermittler bisher keine Erkenntnisse zu mutmaßlich kriminellen Geschäften. Grundsätzlich sei das Augsburger Chapter als unproblematisch einzustufen, hieß es von der Polizei vergangenes Jahr auf Anfrage.

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    Den beiden nun verurteilten Mitgliedern droht allerdings ein weiterer Gang vor Gericht, dann allerdings nur noch vor dem Amtsgericht, wo nur geringere Strafhöhen möglich sind. Dabei geht es um eine Gewalttat im Augsburger Nachtleben. Bei einer Schlägerei vor einem Club in der Theaterstraße wurden im April vergangenen Jahres drei Männer verletzt. Ein 29-jähriger Afghane erlitt dabei zwei Messerstiche. Die Staatsanwaltschaft Anklage hat wegen gefährlicher Körperverletzung gegen fünf Männer Anklage erhoben, darunter die beiden nun verurteilten "Tribuns". Einer der fünf Männer soll den Mann aus Afghanistan mit einem Messer verletzt haben. Die Vorwürfe gegen andere Verdächtige, darunter den 33-Jährigen, der an dem Abend offenbar als Türsteher im Lokal arbeitete, sind weniger gravierend. Ein Verhandlungstermin steht noch nicht fest.

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