Die Bilder aus jener Juni-Nacht 2021 in der Maximilianstraße dürften sich vielen Augsburgerinnen und Augsburgern eingebrannt haben. Ein wütender Mob junger Menschen richtet sich auf der Weggehmeile gegen Rettungskräfte und Polizei. Beleidigungen fallen, Flaschen werden geworfen. Nachdem im November bereits ein 20-jähriger Äthiopier, der als einer der Rädelsführer galt, verurteilt wurde, steht am Donnerstag nun ein 19-Jähriger aus dem Landkreis Günzburg vor Gericht.
Prozess um Randale in Augsburg: 19-Jähriger gesteht Flaschenwürfe
Der Angeklagte soll bei den nächtlichen randaleähnlichen Ausschreitungen am Herkulesbrunnen in der Maximilianstraße mitgemacht haben. Als die Polizei mit einem Lautsprecher die aufgebrachten Nachtschwärmer mehrmals aufforderte, den Platz zu räumen, und darauf hinwies, dies mit einer Polizeikette auch durchzusetzen, eskalierte die Situation.
Aus der Gruppe, in der sich auch der Angeklagte befunden haben soll, wurden die Polizeibeamten mit ACAB-Chören ("All cops are bastards") beleidigt. Zahlreiche Flaschen und andere Gegenstände flogen in Richtung Einsatzkräfte. Polizisten und auch unbeteiligte Passanten wurden dabei offenbar teils erheblich verletzt. Laut Anklage habe der damals 18-Jährige die Aufwiegelung unterstützt. Er habe vier mal Gegenstände in Richtung Polizeikette geschleudert, darunter zwei leere Glasflaschen und einen gefüllten Tetrapak, und lauthals Beleidigungen geschrien. Die Augsburger Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem Landfriedensbruch und tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte vor.
Der 19-Jährige zeigte sich vor Gericht geständig und entschuldigte sich für sein Verhalten in der Nacht. Er wisse selbst nicht, was da in ihn gefahren sei, sagte der Angeklagte. Richterin Silvia Huber verurteilte den 19-Jährigen wegen Landfriedensbruchs, versuchter gefährlicher Körperverletzung, tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und wegen Widerstands gegen diese nach Jugendstrafrecht zu einer Strafe von sieben Monaten auf Bewährung. Außerdem muss der Angeklagte 600 Euro an den Verein Die Brücke zahlen und Beratungsgespräche zum Thema Alkohol und Respekt gegenüber Autoritäten führen. Für zwei Jahre wird ihm ein Bewährungshelfer zur Seite gestellt, die Bewährungszeit ist auf drei Jahre festgelegt.
"Das Ganze ist kein Kavaliersdelikt", führte Richterin Silvia Huber aus. Der Angeklagte hatte während der Verhandlung selbst angegeben, er rechne mit Sozialstunden als Strafe für sein Verhalten. Das Urteil dürfte ihn empfindlich treffen.
Augsburger Krawallnacht: Ermittlungen laufen seit Monaten
Seit Monaten ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft, wer in der Nacht für die Würfe und die Beleidigungen verantwortlich war. Die Ermittler führten eine Razzia in Wohnungen von insgesamt 14 Tatverdächtigen durch, sie veröffentlichten Fahndungsfotos von vier Tatverdächtigen. Es gab massenhaft Bildmaterial von jenem Abend des 20. Juni, das akribisch begutachtet wurde.
Bislang wurden an die 40 Tatverdächtige im Alter zwischen 15 und 24 Jahren mit überwiegend deutscher Staatsangehörigkeit ermittelt, darunter drei Frauen. Nach weiteren rund 25 Tatverdächtigen wird noch gesucht. Nach und nach erfolgt nun die juristische Aufarbeitung. Für Aufsehen sorgte der Prozess gegen einen der Rädelsführer im November.
Der Äthiopier, der sogar ein knappes halbes Jahr in Untersuchungshaft saß, wurde zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung nach dem Jugendstrafrecht verurteilt. Er erhielt mehrere Auflagen. Das Urteil wurde mitunter kritisiert. Einigen Augsburgerinnen und Augsburgern erschien es zu lasch.
Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast über Aggressionen und Gewalt im Augsburger Nachtleben an: