Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Prozess in Augsburg: Bluttat vor Supermarkt: Junger Mann wegen versuchten Totschlags vor Gericht

Prozess in Augsburg

Bluttat vor Supermarkt: Junger Mann wegen versuchten Totschlags vor Gericht

    • |
    Vor einem Supermarkt im Bärenkeller wurde ein Mann mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt. Nun ist in Augsburg der Prozess gegen den Verdächtigen gestartet.
    Vor einem Supermarkt im Bärenkeller wurde ein Mann mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt. Nun ist in Augsburg der Prozess gegen den Verdächtigen gestartet. Foto: Peter Fastl (Archivbild)

    Am 22. Juli vergangenen Jahres zückte Hassan C. (Name geändert) ein Messer. Auf dem Parkplatz eines Edeka-Supermarktes im Stadtteil Bärenkeller geriet der junge Mann, zur Tatzeit 20 Jahre alt, in Streit mit einem damals 22-Jährigen. Hassan C. soll in seine Hosentasche gegriffen haben, der andere Mann ihn mit der flachen Hand nach hinten gestoßen haben. Dabei, so schildert es die Staatsanwaltschaft in der Anklageschrift, sei dem 20-Jährigen das Messer, das er in der Hosentasche transportierte, auf den Boden gefallen. Er habe es aufgehoben und seinem Kontrahenten in den Bauch gestochen. Ein Prozess vor der Jugendkammer des Landgerichtes soll nun die Hintergründe der Tat aufklären, die von der Staatsanwaltschaft als versuchter Totschlag gewertet wird. In der Verhandlung geht es auch um weitere Delikte. 

    Der Angeklagte Hassan C. beim Prozessstart vor dem Landgericht Augsburg.
    Der Angeklagte Hassan C. beim Prozessstart vor dem Landgericht Augsburg. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Wie berichtet, war das Opfer bei der Attacke schwer verletzt worden, es musste mehrere Tage im Krankenhaus behandelt werden. Der 22-Jährige hatte nach dem gefährlichen Angriff Hilfe in dem Supermarkt gesucht. Das Personal informierte die Polizei. Als die Beamten eintrafen, war der Täter bereits verschwunden. Er floh wohl zu Fuß, seine Identität war den Ermittlern zunächst nicht bekannt. Dies änderte sich offenbar, als sich eine Zeugin bei der Polizei meldete. Wenig später nahmen die Beamten Hassan C. fest, seither sitzt er in Untersuchungshaft. Der Anklage zufolge nahm er bei der Tat mindestens billigend in Kauf, dass sein Kontrahent durch den Messerstich hätte sterben können. Als er erkannt habe, dass der 22-Jährige gravierende Verletzungen erlitt, soll er ihn gefragt haben, ob er „noch einen Stich“ haben wolle und sich ansonsten nicht weiter um das Opfer gekümmert haben. Der 22-Jährige erlitt eine mindestens fünf Zentimeter tiefe Schnittwunde, die Einblutungen in die Bauchhöhle zufolge hatte. 

    Prozess in Augsburg um versuchten Totschlag vor Supermarkt

    Als Hassan C. von Kripobeamten erkennungsdienstlich behandelt werden sollte, also unter anderem Fingerabdrücke abgeben musste, forderte ihn eine Polizistin laut Anklage auf, sie anzuschauen. Der 20-Jährige reagierte demnach aggressiv: Er soll die Frau als „Fotze“ beleidigt haben; den Ermittlungen zufolge weigerte er sich auch, sich hinzusetzen – und biss in Richtung der Polizisten, die ihn fixieren wollten. 

    Ohnehin scheint der 20-Jährige zu Aggressionen zu neigen, folgt man den Ermittlungen. Bereits im Juni vergangenen Jahres hatte sein Vater die Polizei gerufen, weil Hassan C. in der gemeinsamen Wohnung randaliert habe. Als die Beamten vor Ort erschienen, soll der 20-Jährige versucht haben, auf seinen Vater loszugehen und auch in Richtung der Polizisten getreten haben, die ihn zu Boden brachten. Er spuckte in Richtung der Beamten, beleidigte sie. Die Polizei brachte den jungen Mann an diesem Tag nicht auf die Wache, sondern ins Bezirkskrankenhaus, „aufgrund der offensichtlich bestehenden Fremdgefährlichkeit“, wie es in der Anklage heißt. Um ihn auf einem Bett zu fixieren, brauchte es die Mitwirkung von insgesamt zehn Personen.

    Hassan C. muss sich neben dem Vorwurf des versuchten Totschlags unter anderem wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, versuchter Körperverletzung, Bedrohung und Beleidigung verantworten. Der 20-Jährige, der vom Augsburger Anwalt Felix Hägele vertreten wird, gab am ersten Prozesstag über seinen Verteidiger eine Erklärung ab. Zum Messerstich äußerte er sich dahingehend, dass er selbst vom 22-Jährigen verbal wie körperlich angegangen worden sei und das Messer in Verteidigungsabsicht gezückt habe. Die anderen Vorwürfe räumte er größtenteils ein.

    Die Jugendkammer unter Vorsitz der Richterin Caroline Hillmann hat weitere Termine für den Prozess angesetzt. Am kommenden Montag soll unter anderem das Opfer aussagen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden