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Prozess in Augsburg: Autofahrer fährt Ordnungsamt-Mitarbeiter um und verletzt ihn schwer

Prozess in Augsburg

Autofahrer fährt Ordnungsamt-Mitarbeiter um und verletzt ihn schwer

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    Ein Mitarbeiter des städtischen Ordnungsdienstes in Augsburg wurde bei einer Kontrolle schwer verletzt. Ein Mann hatte ihn mit einem Auto erfasst.
    Ein Mitarbeiter des städtischen Ordnungsdienstes in Augsburg wurde bei einer Kontrolle schwer verletzt. Ein Mann hatte ihn mit einem Auto erfasst. Foto: Bernd Hohlen

    Es begann mit einem kleinen Verkehrsverstoß, aber das Verhalten eines Autofahrers, das darauf folgte, hatte dramatischen Folgen. Der Mann steht, so wie es momentan aussieht, vor dem Ruin. Und einem Mitarbeiter des städtischen Ordnungsdienstes, der den 50-Jährigen am Wegfahren hatte hindern wollen, droht ein Leben mit Krücken, unter Umständen sogar im Rollstuhl. Beide trafen nun vor dem Amtsgericht erstmals wieder aufeinander. Es war eine lange Liste an Vorwürfen, die sich der 50 Jahre alte Angeklagte von Staatsanwalt Maximilian Dauer anhören musste: Beleidigung, Bedrohung, Körperverletzung, gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr und zu guter Letzt ein Angriff auf Vollstreckungsbeamte.

    Der Vorfall hatte sich an einem Februartag vorigen Jahres im Stadtgebiet unweit der City-Galerie abgespielt. Der Mercedes des Angeklagten stand an einer Haltestelle der Verkehrsbetriebe, als gerade ein Bus einfahren wollte. Zur gleichen Zeit fuhren drei Mitarbeiter des städtischen Ordnungsdienstes aus der Gegenrichtung vorbei. Sie hielten kurz, als sie den Fahrer zu seinem Wagen eilen und einsteigen sahen, riefen ihm eine Ermahnung zu. "Damit wäre für uns die Sache erledigt gewesen", berichtete ein Zeuge. Nicht so für den Autofahrer. Worte, wie "Was willst du Arschloch. Ihr hab mir gar nichts zu sagen" fielen.

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    Was folgte, war eine unfassbare Eskalationsspirale. Denn die Mitarbeiter der Stadt wollten sich nicht so ohne Weiteres beleidigen lassen, setzten dem davonfahrenden Mercedesfahrer nach. An einer Rot zeigenden Verkehrsampel stellte sich einer der Uniformierten vor den Mercedes. Der Angeklagte drohte daraufhin, ihn umzufahren, wenn er nicht verschwinde, und ließ das Fahrzeug mehrmals auf ihn zurollen. Ein Kollege, der erkannte, dass die Situation immer mehr eskalierte, zog ihn schließlich weg. Doch er wurde jetzt seinerseits seitlich vom Mercedes erfasst, da der Angeklagte mit aufheulendem Motor auf ihn zuschoss.

    Durch die Wucht des Aufpralls wurde der 46-Jährige über die Motorhaube geschleudert, schlug direkt vor den Reifen des abbremsenden Autos auf den Boden. Doch noch immer kam der Autofahrer nicht zur Besinnung. Ein Fahrzeug des inzwischen eingetroffenen Rettungsdienstes hatte sich quer vor den Mercedes gestellt, um den Fahrer an der Weiterfahrt zu hindern. Dieser stieg erst aus, als eine Funkstreife der Polizei eintraf. In Kampfhaltung drohte er den Beamten: "Komm her, ich mach dich fertig." Die Polizisten fesselten ihn.

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    Der Mitarbeiter des Ordnungsdienstes wurde bei dem Zusammenstoß schwer verletzt. Wie er als Zeuge dem Gericht schilderte, sind in einem Knie alle Bänder gerissen. An einer Schulter hat der 46-Jährige wegen eines nicht mehr operierbaren Sehnenabrisses 50 Prozent seiner Muskelkraft verloren. Der starke Aufprall auf das Straßenpflaster hat zudem sein Gehör so stark geschädigt, dass er demnächst ein Hörgerät bekommt. Wie der Zeuge weiter mitteilte, stehen ihm weitere Operationen bevor. Davon wird es abhängen, wann er wieder in seinen Dienst bei der Stadt zurückkehren kann.

    Der Prozess war erst wenige Minuten alt, als klar wurde, wie das Urteil ausfallen wird. Verteidiger Moritz Bode hatte um ein Rechtsgespräch gebeten, weswegen die Verhandlung unterbrochen wurde. Danach stellte Amtsrichter Benedikt Weinkamm dem Angeklagten eine Bewährungsstrafe in Aussicht, sollte er ein Geständnis ablegen. So kam es dann auch. Der angeklagte Autofahrer wurde zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sieben Monaten verurteilt. Als Auflage muss er 5000 Euro Schmerzensgeld dem Opfer zahlen.

    Opfer will auch Zivilklage gegen den Angeklagten erheben

    Dabei wird es aber finanziell nicht bleiben. Der verletzte 46-Jährige, der im Prozess mit Rechtsanwalt Hansjörg Schmid als Nebenkläger auftrat, wird gegen den Verurteilten auch zivilrechtlich Schäden einklagen. Doch die Erfolgsaussichten sind ungewiss. Der 50 Jahre alte Familienvater steht aus Sicht des Gerichts "vor den Trümmern seiner wirtschaftlichen Existenz". Seit dem Verlust seines Führerscheins ist der gelernte Maurer, der sich vor Jahren selbstständig gemacht hat, nach seinen Angaben ohne Einnahmen. Sein Haus stehe zum Verkauf. 

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