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Prozess in Augsburg: LKW-Fahrer warf Steine aus Langweile auf B2

Prozess in Augsburg

Anschlagsserie auf der B2: Lkw-Fahrer warf Steine aus Langeweile

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    Steinewerfer Florin N., der wegen versuchten Mordes angeklagt ist, wird in den Gerichtssaal geführt.
    Steinewerfer Florin N., der wegen versuchten Mordes angeklagt ist, wird in den Gerichtssaal geführt. Foto: Peter Fastl

    Wenn Florin N. in seinen Lkw stieg, nahm er oft einen Stein mit in seine Kabine. Er arbeitete für ein Unternehmen in der Baubranche, transportierte Materialien und Schutt hin und her, quer durch die Region Augsburg. Irgendwann ergriff er einfach Kiesel und Brocken, die er während der Arbeit irgendwo fand. Die zum Teil faustgroßen Steine warf er während der Fahrt auf der B2 und der B17 auf Autos und Fahrzeuge, die ihm im Gegenverkehr entgegenkamen – in mindestens zwölf Fällen, bei hoher Geschwindigkeit auf der autobahnähnlichen Straße. Sie durchschlugen Windschutzscheiben, trafen teils die Fahrer, verletzten sie. Im Prozess vor der 8. Strafkammer des Landgerichtes Augsburg hat der 49-jährige Rumäne die Vorwürfe gegen sich nun gestanden, eines blieb er indes schuldig.

    Wie berichtet, hatte es zwischen Juni 2022 und Anfang 2023 eine regelrechte Serie an Steinwürfen im Raum Augsburg gegeben. Im Februar vergangenen Jahres gelang den Ermittlern der Kriminalpolizei schließlich der Durchbruch. Sie nahmen einen Verdächtigen fest, Florin N., zunächst wegen vier Fällen. Er kam in Untersuchungshaft und schwieg. Doch je länger die Beamten nachforschten, desto mehr Würfe konnten sie dem Lkw-Fahrer zuordnen. Als die Staatsanwaltschaft schließlich Anklage erhob, legte sie Florin N. die fast schon unfassbare Zahl von 51 Steinwürfen zur Last, 26 von ihnen wertete die Behörde als Mordversuch. 

    Prozess in Augsburg: Videos überführten Lkw-Fahrer als Steinewerfer

    Nach Informationen unserer Redaktion hatten die Ermittler unter anderem Videoaufzeichnungen ausgewertet, darunter Aufnahmen von Dashcams - das sind kleine Kameras im Auto, die hinter der Frontscheibe installiert werden. Es heißt, dass der Lkw des 49-Jährigen auf mehreren Videos zu sehen sein soll, kurz bevor Steine die Autos trafen. Zum anderen haben die Polizisten dem Vernehmen nach auch beim Bauunternehmen, für das der Verdächtige tätig war, die Fahrtenpläne und Urlaubszeiten abgeklopft – mit dem Ergebnis, dass sich die Routen, auf denen der Lkw-Fahrer unterwegs war, mit denen vieler Tatorte überschnitten. 

    Nachdem jemand Steine auf Autos im Bereich der B17 und B2 im Raum Augsburg geworfen hatte, ermittelte die Polizei intensiv. Ein Verdächtiger ist nun angeklagt worden.
    Nachdem jemand Steine auf Autos im Bereich der B17 und B2 im Raum Augsburg geworfen hatte, ermittelte die Polizei intensiv. Ein Verdächtiger ist nun angeklagt worden. Foto: Bellanova/Merk (Archivbild)

    Im Prozess geht es indes nur noch um zwölf Fälle. Als die 8. Strafkammer des Landgerichtes die Anklage zugelassen hatte, stellte sie auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Großteil der Vorwürfe gegen Florin N. ein, "da die dort zu erwartende Strafe neben der zu erwartenden Strafe für die eröffneten Fälle nicht erheblich ins Gewicht fällt", wie der Vorsitzende Richter Franz Wörz am ersten Prozesstag mitteilte. Eine Entscheidung, die wohl auch getroffen worden war, um die Komplexität des Verfahrens etwas zu beschränken.

    Serie von Steinwürfen auf B2 bei Augsburg: Täter gesteht

    Übrig blieben vor allem Taten, bei denen die Beweislage besonders gut ist, etwa jene, bei denen Videoaufnahmen existieren. Dazu jene Steinwürfe, die für die Opfer durchaus massive Folgen hatten, nicht nur finanzielle; eine Frau etwa erlitt aufgrund der Geschehnisse eine Angststörung, eine weitere wurde von einem Stein an der Brust getroffen, ein Mann wurde von Glassplittern an der Hand verletzt. Auch in der nunmehr etwas eingedampften Anklage geht es immer noch um zehn Fälle des versuchten Mordes. 

    Am ersten Prozesstag räumte der Angeklagte die Taten ein, die ihm Staatsanwalt Thomas Junggeburth in der Anklage vorwarf. In zehn Fällen habe Florin N. billigend in Kauf genommen, dass die Steine die Windschutzscheibe der Fahrzeuge durchschlugen und dadurch die Fahrzeug-Insassen gravierende, "im Einzelfall auch tödliche Verletzungen davontragen", sagte der Staatsanwalt. Es sind jene Würfe, bei denen die Opfer im Gegenverkehr mit ihren Fahrzeugen Geschwindigkeiten um die 120 Stundenkilometer erreicht hatten.

    Anwalt Florian Engert verlas für seinen Mandanten eine Aussage, die Florin N. darauf bestätigte. Der 49-Jährige sei ein geselliger Mensch, umso schwieriger sei es für ihn gewesen, dass sich die "Einsamkeit des Fernfahrers" eingestellt habe. Hinzu seien private Probleme gekommen. Dies stelle aber keine Rechtfertigung und keine Entschuldigung dar, sagte Engert. Eine wirkliche Erklärung für die Taten lieferte der 49-Jährige also zunächst nicht. Möglich, dass diese im Laufe des Verfahrens nachgeliefert wird. Im Prozess sind weitere Termine bis in den Februar hinein angesetzt.

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