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Prozess in Augsburg: Betrügerbande soll Sparkasse um Millionen gebracht haben

Prozess in Augsburg

Betrügerbande soll Sparkasse um Millionen gebracht haben

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    Die Sparkasse Schwaben-Bodensee, die unter anderem in Memmingen und Augsburg Standorte hat, wurde von Betrügern geschädigt. Am Landgericht startet kommende Woche der Prozess gegen zwei Verdächtige.
    Die Sparkasse Schwaben-Bodensee, die unter anderem in Memmingen und Augsburg Standorte hat, wurde von Betrügern geschädigt. Am Landgericht startet kommende Woche der Prozess gegen zwei Verdächtige. Foto: Marcus Merk

    Er nannte sich „Hakan“, aber das ist vermutlich nicht sein richtiger Name. Der Mann, der offenbar im Zentrum einer hochkomplexen Betrugsmasche steht, mit der die Sparkasse Schwaben-Bodensee um Millionen gebracht wurde, ist ein Phantom. Wenn kommende Woche am Landgericht Augsburg ein Prozess gegen zwei Männer startet, die in das kriminelle Konstrukt involviert gewesen sein sollen, wird es um enorme Summen gehen, mal 15 Millionen Euro hier, mal 50 Millionen dort. Es wird aber auch um diesen unbekannten Mann gehen, den die Ermittler für einen möglichen Drahtzieher halten – und bislang nicht fassen können.

    Angeklagt ist unter anderem ein 43-jähriger Mann aus der Region, ein Transportunternehmer und Inhaber einer kleinen Firma im Kreis Aichach-Friedberg. Nach Informationen unserer Redaktion wurden von dessen Konto vergangenes Jahr mittels sogenannten SEPA-Lastschriften für Firmen gigantische Beträge für eine kleine Ein-Mann-Firma bewegt, insgesamt geht es dem Vernehmen nach um eine Summe von 100 Millionen Euro.

    Die meisten Beträge konnten offenbar schnell zurückgebucht werden, wohl aber nicht alle: Nach Informationen unserer Redaktion flossen gut 14 Millionen auf ein Privatkonto des 43-Jährigen oder an Konten ominöser Firmen etwa in Bulgarien; der Verbleib von etwa sieben Millionen Euro ist ungeklärt. Sie könnten unter der Kontrolle von weiteren Mitgliedern der Bande stehen, von denen die Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft vermuten, dass es sie geben muss. Oder in der Tasche von „Hakan“ gelandet sein, einem offenbar international agierenden Kriminellen.

    Prozess in Augsburg um Computerbetrag an Sparkasse

    Was klar ist: Die Täter müssen detailliertes Wissen über interne Abläufe von Banken gehabt haben. Die Delikte waren aufwendig und funktionierten dem Vernehmen nach auch mittels Scheinrechnungen, die Transaktionen dieser Größenordnung rechtfertigen sollten. Recherchen unserer Redaktion zufolge gelang es der Bande zudem, einen Schutzmechanismus der Sparkasse auszuhebeln, der dafür gesorgt hätte, dass die ungewöhnlichen Vorgänge früher gemeldet worden wären.

    Angeklagt ist der Fall nach Auskunft des Landgerichtes als „Computerbetrug“, eines der ungewöhnlicheren Delikte im Strafgesetzbuch, das etwa dann zum Tragen kommt, wenn Täter unrichtige Daten angeben, um damit das „Ergebnis eines Datenverarbeitungsvorgangs“ zu beeinflussen, wie es heißt.

    Neben dem Mann aus dem Kreis Aichach-Friedberg muss sich noch ein 55-Jähriger aus Sachsen verantworten. Er soll den Ermittlungen zufolge für die Bande Unterlagen erstellt und verteilt und den Mann, der sich „Hakan“ nannte, stets darüber informiert haben, wie der Stand der Dinge ist. Beide Angeklagten sitzen seit Monaten in Untersuchungshaft. Die anderen mutmaßlichen Mitglieder der Gruppierung sind derzeit unbekannt.

    Zwei Männer stehen vor dem Landgericht Augsburg

    Die zuständige Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichtes hat eine ganze Reihe von Terminen bis in den August angesetzt. Anwalt Thomas Juppe aus Augsburg, der den 43-Jährigen vertritt, wollte vor Prozessstart keine Angaben zu den Vorwürfen gegen seinen Mandanten machen.

    Beim Betrug zulasten der Sparkasse Schwaben-Bodensee erlangten die Täter mehr Geld, als es klassische Bankräuber wohl je könnten. Vertreter des Institutes, das 2022 aus dem Zusammenschluss zweier Sparkassen hervorging und unter anderem in Memmingen, Mindelheim, Augsburg, Lindau und Günzburg Geschäftsstellen hat, äußern sich zum anstehenden Prozess zurückhaltend. Man wolle zum laufenden Verfahren keine Auskunft geben, heißt es. Man betone aber, dass „Kunden unserer Sparkasse kein Schaden entstanden ist“.

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