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Plärrer 2022 in Augsburg: So belebt war er lange nicht mehr

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Es wird ausgelassen gefeiert: So belebt war der Plärrer lange nicht mehr

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    Am Osterwochenende war auf dem Augsburger Plärrer viel los.
    Am Osterwochenende war auf dem Augsburger Plärrer viel los. Foto: Annette Zoepf

    Der Plärrer ist zurück. Wer sich am Sonntagabend in einem der Bierzelte seinen Weg zur Bühne oder auch nur zur Bar bahnen wollte, brauchte eine gehörige Menge Durchsetzungsvermögen. Nicht nur auf den Bänken standen die Menschen dicht an dicht, in den Durchgängen drängte sich das feiernde Publikum derart, dass für Bedienungen wie Gäste nur mit viel Ellenbogen an ein Durchkommen zu denken war. Die Stimmung war fröhlich, laut und begeistert - nach der langen Corona-Pause feierten die teilweise sehr jungen Gäste ausgelassen und dürften den Festwirten einen guten Bierumsatz beschert haben.

    Zum Fassanstich im Binswanger Zelt haben sich Markus Schlegel und Philipp Hanke mit ihren Freunden den besten Tisch direkt gegenüber der Bühne gesichert. Als Oberbürgermeisterin Eva Weber in Begleitung von Ministerpräsident Markus Söder, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Gesundheitsminister Klaus Holetschek die Bühne betreten, skandieren die jungen Männer "König Söder, König Söder!" König? "Klar ist er unser König", erklären sie. Zum einen, weil Bayern während der Pandemie den anderen Bundesländern immer zwei Wochen voraus war. Aber auch, weil Söder in einem bei der Jugend beliebten Youtube-Channel eben als König durch den Kakao gezogen wird. Die beiden Freunde haben den Tisch schon vor Wochen reserviert und freuen sich, endlich wieder feiern zu dürfen. "Ich habe mein Trachtenhemd schon am Donnerstag gebügelt, das will was heißen", sagt Schlegel lachend.

    Ein besonderer Moment: Oberbürgermeisterin Eva Weber hat beim Anzapfen gerade den Bierkrug von Ministerpräsident Markus Söder zerschlagen. Beide müssen herzlich lachen.
    Ein besonderer Moment: Oberbürgermeisterin Eva Weber hat beim Anzapfen gerade den Bierkrug von Ministerpräsident Markus Söder zerschlagen. Beide müssen herzlich lachen. Foto: Annette Zoepf

    Der Fassanstich verläuft zunächst routiniert unauffällig - mit zwei Schlägen treibt Oberbürgermeisterin Eva Weber den Zapfhahn ins Fass. Als ihr der Ministerpräsident dann allerdings den ersten Krug reichen will, entscheidet Weber offenbar, dass der Hahn doch noch nicht fest genug sitzt. Mit einem schwungvollen Hieb trifft sie statt des Hahns Söders Bierkrug, der in Scherben zerspringt. Nach einer kurzen Schrecksekunde löst sich das Missgeschick in Gelächter auf.

    Augsburger Plärrer: Das Bierzelt ist für die Gäste pures Lebensgefühl

    Nebenan im Schallerzelt haben Simon, Kathi, Alexander und Fabian aus Großkitzighofen ihren Tisch gleich für den Vormittag und den Abend reserviert. "Ganz egal wie alt man ist, Bierzelt ist einfach pures Lebensgefühl", sagt Kathi. Sie findet es unbeschreiblich, endlich wieder feiern zu dürfen. Simon hat sich nach zwei Jahren wieder eine neue Tracht geleistet, die er heute das erste Mal ausführt. "Musik, Bier und mit Freunden zusammen sein - es gibt nichts Schöneres", findet auch er.

    Normalerweise stechen die königstreuen Augsburger und Freunde König Ludwigs II. in ihren Trachten mit dem großen Gamsbart am Hut aus jeder Menge heraus. Am heutigen Tag fallen sie zwischen den jungen Leuten überhaupt nicht auf, was Anton Steinböck großartig findet. "Vor 30 Jahren waren wir als Trachtenträger eine aussterbende Art - jetzt schauen Sie sich das an", sagt er und zeigt auf die feiernde Menge. Für Steinböck hat das Bierzelt viel mit Brauchtumspflege zu tun - dass das wieder möglich ist, freut den Trachtenfan. "Für uns ist das hier ein großes Stück Rückgewinnung von Freiheit", betont er.

    In der Schaller-Alm tobt am Abend der sprichwörtliche Bär. Gastronom Harry Winderl und sein Team arbeiten im Akkord, um die Wünsche der Gäste nach Cocktails, Champagner und anderen Drinks erfüllen zu können. "Auferstehung an der Alm" nennt Winderl seinen Einsatz nach zwei Jahren Corona-Pause. "Ich habe heute Mittag das erste Getränk nach zwei Jahren verkauft", berichtet der Gastronom und man sieht ihm an, wie glücklich es ihn macht, dass es jetzt wieder läuft. "Wir freuen uns, nach der Pause wieder Menschen und Freunde zu sehen, zu lachen und gemeinsam Spaß zu haben", sagt sein Kollege Georg, "Schorre" Spengler. Für Winderl ist die Schaller-Alm das wichtigste Projekt neben dem Christkindlesmarkt - entsprechend habe man darauf hingefiebert, als das endgültige Okay für das Volksfest abzusehen war.

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    Beim Plärrerbummel genießen die Augsburger Frühlingssonne, Stimmung und Fahrgeschäfte auf dem Osterplärrer 2022. Wir haben auch eine erste Runde gedreht.

    Schausteller hoffen, dass es eine Pandemie-Pause nie mehr geben wird

    So etwas wie das zweijährige Plärrer-Aus dürfe es nie mehr geben, wünscht sich der Chef der schwäbischen Schausteller, Josef Diebold. Für ihn ist der Besuch der Politprominenz aus München ein wichtiges Zeichen, dass man in Bayern künftig wieder ungetrübt Volksfeste feiern kann. "Wer auf den Plärrer kommt, tut das, um einen schönen Tag zu verbringen, um glücklich zu sein und dann abends zufrieden nach Hause zu fahren", glaubt der Schausteller. Er betont auch die vielen Arbeitsplätze, die an dem Volksfest hängen. "Mit den Zelten arbeiten auf dem Plärrer gerade 350 Menschen", so Diebold.

    Wenn man den Luftballon-Verkäufer vor dem Binswanger-Zelt nach seinen Wünschen für den Plärrer fragt, kommt eine klare Antwort. "Ein gutes Geschäft machen - dafür sind wir schließlich hier", sagt der Mann. Er versorgt die Kinder mit schwebenden Dinosauriern, Disney-Prinzessinnen, Pferden und anderen heliumgefüllten Ballons. "Die Leute sind heute in guter Kauflaune - ein besseres Wetter hätten wir nicht erwischen können", freut er sich über den sonnigen Plärrerauftakt. Und hofft, dass die letzten zwei Jahre ohne Plärrer bald vergessen sein werden.

    Noch bis zum 1. Mai können die Menschen auf dem Plärrergelände am Kleinen Exerzierplatz feiern und die vielen Fahrgeschäfte und Imbissstände besuchen.

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