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Oberhausen sucht einen Christbaum

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Von Kugelspenden und Schönheits-OPs: Ein Christbaum bietet Gesprächsstoff

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    Der Christbaum für alle wird am 11. November aufgestellt. Zum ersten Mal gab es ihn laut Stadtarchiv in den 1920er Jahren.
    Der Christbaum für alle wird am 11. November aufgestellt. Zum ersten Mal gab es ihn laut Stadtarchiv in den 1920er Jahren. Foto: Silvio Wyszengrad

    Alle Jahre wieder: Noch rund zehn Wochen, dann ist Weihnachten - und natürlich kommt es für die meisten überraschend. Nicht so für die Stadt Augsburg, die sich frühzeitig vorbereitet hat. Seit den 1920er Jahren steht am Rathausplatz der Christbaum für alle, das Exemplar für dieses Jahr ist ausgesucht. Über die Jahrzehnte bot dieser Baum immer wieder Gesprächsstoff, einmal wäre er beinahe sogar einer Krise zum Opfer gefallen. Von Schönheitsoperationen, Kugel-Aufrufen und einem Stadtteil, der noch auf Baumsuche ist.

    Am 25. November eröffnet der Augsburger Christkindlesmarkt auf dem Rathausplatz. Welcher Baum ihn dieses Jahr schmücken wird, steht seit einigen Monaten fest: Die Stadt macht sich jedes Jahr schon ab April auf die Suche nach einem passenden Exemplar. Woher es kommt, verrät das Marktamt noch nicht, wann er aufgestellt wird, dagegen schon: am 11. November.

    Der Augsburger Christkindlesmarkt hat seinen Ursprung im 15. Jahrhundert

    Der Christkindlesmarkt hat seinen Ursprung im 15. Jahrhundert, seinen Namen trägt er seit 1949, der Christbaum für alle steht laut Auskunft des Stadtarchivs seit den 1920er Jahren im Herzen der Stadt. Unter dem Motto „Christbaum für alle“ sollte er den Bürgerinnen und Bürgern eine Freude machen, die sich keinen eigenen Weihnachtsbaum leisten konnten. So leuchtete er zunächst vom Rathausbalkon aus direkt in die Herzen der Augsburger, weil auf dem Rathausplatz damals noch gar kein Platz war: Bis zur Bombardierung im Zweiten Weltkrieg stand dort das Börsengebäude.

    Seitdem gab es immer wieder Geschichten zu erzählen über diesen Baum. 1931 zum Beispiel ist im Stadtarchiv eine Christbaumkrise dokumentiert: Der Verkehrsverein Augsburg, der sowohl den Baum als auch die weihnachtliche Turmmusik an Heiligabend finanziert hatte, war so klamm, dass er die Kosten nicht mehr übernehmen konnte. Die Stadt war damals finanziell noch besser dran als heute und sprang ein, die Musiker spielten kostenlos, das Weihnachtswunder war vollkommen und der Baum gerettet.

    Immer wieder brachen Äste vom Augsburger Christbaum ab

    Zwei Jahre später brachen beim Transport Äste vom Baum ab, in den folgenden Jahren sollte dies immer wieder passieren. Aber was im heimischen Wohnzimmer funktioniert, klappt auch auf dem Rathausplatz: Der Baum bekam in letzter Minute nachträglich Äste eingesetzt und sah laut Stadtarchiv dann doch ganz passabel aus.

    Auch eine Wirtschaftskrise sollte der Christbaum für alle schon einmal abwenden: 1934 forderte das NS-Regime die Menschen auf, die Industrie zu unterstützen und Christbaumkugeln zu kaufen. Die Augsburger Firma Hartmann wandte sich damals mit der Bitte an die Stadt, alle Augsburger mögen öffentliche Christbäume verschönern, indem sie Glasschmuck kaufen und spenden. Die Stadt Augsburg lehnte den Vorstoß ab, bis heute wird der Christbaum deshalb nur sehr dezent mit Lichtern und Sternen geschmückt.

    In Amerika hätte es Augsburgs Christbaum für alle übrigens zu großem Ruhm bringen können: Eine Bostoner Papiermanufaktur organisierte 1937 eine Ausstellung über den 300. Jahrestag der Druckerei in den USA. Weil ihnen eine Postkarte vom Augsburger Christbaum positiv ins Auge gestochen war, forderten sie aus Schwaben einige Exemplare an, um sie in der Ausstellung zu zeigen. Die Stadtverwaltung scheiterte jedoch an der Übersetzung der englischen Anfrage, am Ende wusste laut Stadtarchiv keiner so genau, wofür die Postkarte angefordert worden war. So kam das gute Stück gar nicht erst in die Ausstellung, wobei die Amerikaner das Bild sicherlich sehr geliebt hätten.

    Der Oberhauser Advent rückt näher. Gesucht wird ein Christbaum.
    Der Oberhauser Advent rückt näher. Gesucht wird ein Christbaum. Foto: Klaus Rainer Krieger (Archivbild)

    Apropos Bild: Während der Baum für die Innenstadt bereits gefunden ist, sucht man im Stadteil Oberhausen noch nach einem passenden Exemplar. Zum ersten Adventswochenende am 30. November und 1. Dezember findet der traditionelle Oberhauser Advent auf dem Helmut-Haller-Platz statt. Veranstalter ist die Arbeitsgemeinschaft der Vereine und Organisationen (Arge) in Oberhausen. Deren Vorsitzende Hannelore Köppl hofft auf Unterstützung bei der Suche: Ein „schöner Baum, der den Platz schmückt“, soll es werden. Ein passendes Exemplar sollte am besten in Oberhausen oder einem angrenzenden Stadtteil stehen. Der Nadelbaum sollte gleichmäßig gewachsen sein und eine Höhe zwischen acht und zehn Metern erreichen. Wer einen anzubieten hat, kann sich über die Mailadresse hannekoe@gmx.de melden. Und wie bei jeder Bewerbung üblich, sollte auch ein Foto vom Baum dabei sein.

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