Angesichts der im vergangenen Jahr weiter massiv gestiegenen Grundstückspreise in Augsburg und der weiter explodierenden Baupreise könnte es sein, dass sich der Wohnungsbau in Augsburg in diesem Jahr verlangsamt. Zu dieser Einschätzung kommt der Chef des Augsburger Beratungsunternehmens Real Estate Solutions, Michael Thiede, der am Mittwoch den Marktreport der Augsburger Immobilienbranche vorstellte.
"Wir bekommen aktuell Baupreise, die nicht kalkulierbar sind", so Thiede. Im vergangenen Jahr habe man zwischen 15 und 20 Prozent Steigerung bei Baupreisen gehabt, in diesem Jahr setze sich der Trend angesichts des Ukrainekriegs fort, etwa weil Baumaterialien knapp sind. "Der Bauträgermarkt wird nicht zum Erliegen kommen, aber es könnte sein, dass das ein oder andere Objekt erst einmal in der Entwicklung bleibt und noch nicht umgesetzt wird", so Thiede.
Hausbau in Augsburg: Fertigstellungstermine werden schwieriger einzuhalten
Zuletzt berichteten Bauträger schon davon, dass sie mit einzelnen Wohnanlagen nicht in die Vermarktung gehen, weil sie sich mit der Kalkulation schwer tun. Auch Fertigstellungstermine seien mitunter nur unter Anstrengungen einzuhalten. Im vergangenen Jahr gab es laut den Zahlen des städtischen Gutachterausschusses, der alle Kaufverträge in Augsburg auswertet, im Bereich der Erstkäufe bei Wohnungen um die 690 Transaktionen, in den vergangenen Jahren waren es weniger gewesen.
Zahlen des Statistischen Landesamtes zur Zahl der 2021 fertiggestellten Wohnungen in Augsburg liegen noch nicht vor, wobei aktuell mehrere große Projekte wie Ackermann-Park oder Anton abschnittsweise fertiggestellt werden. Grundsätzlich sieht Thiede weiter Bedarf, zumal Großprojekte wie die Bebauung des Zeuna-Stärker-Areals noch dauern werden.
Immobilienmarktreport: Steigende Kreditzinsen machen alles noch teurer
Neben Boden- und Baupreisentwicklung sei die Zinsentwicklung für Baukredite ein weiteres Thema., so Thiede. Diese zögen aktuell schon an und könnten Ende des Jahres bei über drei Prozent liegen - geliehenes Geld wäre damit wieder deutlich teurer als in der Niedrigzins-Phase der vergangenen Jahre. Auch das werde in die Kalkulation von Käufern einfließen. Thiede geht davon aus, dass die Preise sich mittelfristig nicht mehr so steil nach oben orientieren, auch um die Zinsbelastung teils aufzufangen. Dafür müssten Renditeerwartungen bei Anlegern aber sinken. Auch bei den Bodenpreisen werde es Abstriche geben müssen.
Im vergangenen Jahr seien die Immobilienpreise in Augsburg weiter gestiegen, so Thiede. "Corona hat den Preisen nichts getan." Einfamilienhäuser in Augsburg gingen im Schnitt für 700.000 Euro weg (2012 waren es noch 240.000 Euro), im Wohnungsbau sei die Grenze von 7000 Euro pro Quadratmeter für einen Neubau inzwischen überschritten. Die Mieten seien in der Relation zu den Kaufpreissteigerungen relativ stabil geblieben.