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Neue Boulderhalle in Augsburg? DAV-Millionenprojekt ärgert Konkurrenz

Augsburg

Millionenprojekt Boulderhalle des Alpenvereins ärgert private Konkurrenz

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    Im Raum Augsburg gibt es mehrere private Kletterhallen. Ein geplantes Bauprojekt des Alpenvereins steht in der Kritik.
    Im Raum Augsburg gibt es mehrere private Kletterhallen. Ein geplantes Bauprojekt des Alpenvereins steht in der Kritik. Foto: Marcus Merk (Archivbild)

    Rund 80.000 Besucherinnen und Besucher kamen im Vorjahr ins Augsburger Kletterzentrum des Deutschen Alpenvereins (DAV) an der Sportanlage Süd. Nun soll die Anlage um eine Boulderhalle erweitert werden – hier kann man ohne Seil klettern, weil die Wände nicht hoch sind. Die Mitglieder der Sektion Augsburg werden an diesem Mittwoch, 26. April, darüber abstimmen. Es gibt aber kräftigen Gegenwind. Betreiber von privat geführten Hallen laufen Sturm gegen die Pläne des Alpenvereins. Sie sagen: Sollten für den geplanten Neubau, wie vom DAV geplant, hohe Fördersummen auch von der Stadt

    DAV Augsburg rechnet mit Baukosten von 5,5 bis 7,5 Millionen Euro für die Boulderhalle

    Die Chefs der Boulderhallen Bloc-Hütte und Sport Sheds sehen dadurch ihr Geschäft in Gefahr. Sie haben sich in einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin Eva Weber gewandt. Die Bloc-Hütten-Chefs haben auch eine -E-Mail an ihre Kunden geschrieben – mit der Bitte an die Alpenvereinsmitglieder, die Versammlung an diesem Mittwoch zu besuchen. Offensichtlich in der Hoffnung, dass es dann eine Mehrheit gegen den Bau geben könnte. Der Alpenverein gehört mit 18.500 Mitgliedern zu den größten Vereinen in Augsburg. Der Sektionsvorsitzende Thomas John taxiert die Baukosten auf 5,5 bis 7,5 Millionen Euro. Im Idealfall könnten 80 Prozent über Fördermittel abgedeckt werden, sagt er. Auch mit finanzieller Unterstützung der Stadt werde gerechnet. 

    Die Stadt unterstützt solche Vorhaben mit bis zu 30 Prozent der förderfähigen Kosten – meist unter der Voraussetzung, dass sich zuvor bereits der bayerische Landessportverband oder andere Dachverbände für eine Förderung ausgesprochen haben. Noch ist nichts entschieden. "Wir sind in Gesprächen mit der Stadt. Ob sie sich beteiligt und in welcher Höhe ist bislang unklar", so John. Ebenso verhält es sich mit dem städtischen Grundstück neben der bestehenden Kletterhalle, das bebaut werden soll. Laut Stadt könnten solche Flächen gegebenenfalls verpachtet werden. "Dabei ist der Erbbaurechtszins förderfähig", sagt Sportreferent Jürgen Enninger.

    Betreiber von Augsburger Boulderhallen wehren sich gegen DAV-Neubau

    Für Michael Beuter, Mitinhaber der Bloc-Hütte, sind die hohen Fördergelder, die im Raum stehen, nicht nachvollziehbar. "Es gibt in Augsburg renovierungsbedürftige und sogar geschlossene Turnhallen. Dafür gibt es kein Geld. Aber für eine neue Boulderhalle, die wir eigentlich nicht brauchen", so sein Einwand. Den "deutlich sichtbaren Bedarf in Sachen Bouldern", den der DAV als ein Argument für die Erweiterung anführt, können er und Sabina Fertig-Wesemann, Geschäftsführerin der Sportkreisel GmbH, die hinter Sport Sheds steht, nicht nachvollziehen. "Wir haben in unseren Hallen hinreichend freie Kapazitäten, um mit dem DAV zu kooperieren", teilt Fertig-Wesemann in ihrem Schreiben an die Stadt mit. Auch

    Das Kletterzentrum Augsburg

    Das Kletterzentrum Augsburg gibt es seit 1998 und wurde immer wieder vergrößert. Vor zwei Jahren wurde die Halle wieder erweitert - der Deutsche Alpenverein hat sechs Millionen Euro in einen Neubau investiert.

    Die Kletterfläche beträgt insgesamt knapp 4400 Quadratmeter. 18 Meter können Sportler in die Höhe klettern. Die Boulderanlage kommt auf 1207 Quadratmeter. Es gibt einen In- und einen Outdoorbereich. Auch Kinder haben einen eigenen Bereich zum Klettern.

    Im Kletterzentrum bieten ausgebildete Trainer Kurse an: Beispielsweise für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Außerdem organisiert das Team verschiedene Workshops wie etwa "Grundlagen der Techniken".

    Das Besondere an der Halle: Seit dem Neubau ist das Kletterzentrum Augsburg Leistungszentrum. Auch Profis trainieren in der Halle für Wettkämpfe. Verschiedene internationale Teams waren laut Betreiber Oliver Bader schon in Augsburg, um sich vorzubereiten.

    Generell, so Beuter, scheue man sich nicht vor Konkurrenz. Aus seiner Sicht würden hier aber Fördermittel in ein Projekt fließen, das zwar von einem Verein getragen, aber wirtschaftlich betrieben werde. Private Anbieter müssten dagegen ihre Angebote selbst stemmen und das volle Risiko tragen. Sabina Fertig-Wesemann führt an, dass eine entstehende Konkurrenzsituation Arbeitsplätze gefährden könnte.

    Die Debatte um DAV-Hallen ist nicht neu und wird nicht nur in Augsburg geführt. Immer wieder beklagten zuletzt bundesweit private Anbieter, dass der DAV mit seinen Angeboten über die Maße wirtschaftlich tätig sei und demnach keine öffentlichen Fördermittel erhalten dürfe. Bereits 2018 hatten Gerichte jedoch entschieden, dass die Förderungen für den DAV zulässig seien. 

    DAV Augsburg will Bundesleistungszentrum für Bouldern bauen

    Neben dem Bedarf an neuen Boulderangeboten hat die Sektion Augsburg des DAV ein weiteres Argument parat. Mit der neuen Halle solle Breitensport und Leistungssport gefördert werden. Mit einem Neubau könne der DAV Augsburg Stützpunkt für Leistungssport in Süddeutschland werden – also Bundesleistungszentrum, wird argumentiert. Die bereits bestehende Kletterhalle sei schon Landesleistungszentrum und das Einzige in Deutschland. Es ziehe öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen an, sagt Thomas John. 

    Wenn es rein um den Leistungssport gehe, wäre eine Förderung in Ordnung, gesteht Michael Beuter zu. Dennoch müsste die Stadt in diesem Fall Optionen zu einem Neubau prüfen. "Es stehen genügend Industriehallen leer, die man entsprechend ausstatten könnte", so Beuter. Das wäre umweltverträglicher, meint er – und wohl billiger als ein Neubau. 

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