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Natur: Unbekannte Flugobjekte im Wittelsbacher Park

Natur

Unbekannte Flugobjekte im Wittelsbacher Park

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    Wildbienen sind in Deutschland selten geworden. Dabei sind sie für die Natur sehr wichtig. Unser Bild zeigt eine Rotschopfige Sandbiene – eine von 570 heimischen Wildbienenarten.
    Wildbienen sind in Deutschland selten geworden. Dabei sind sie für die Natur sehr wichtig. Unser Bild zeigt eine Rotschopfige Sandbiene – eine von 570 heimischen Wildbienenarten.

    Neulich bekam Andreas Fleischmann eine Anfrage aus Augsburg. Städtische Arbeiter hatten im Wittelsbacher Park seltsam aussehende Insekten herumfliegen sehen. Um was es sich denn wohl handeln könnte, wollte das Amt für Grünordnung wissen.

    Wildbienen sind in Deutschland selten geworden und inzwischen streng geschützt. Deshalb freut man sich im Amt für Grünordnung sehr über die neue Entdeckung. „Es ist schön, diese beiden Arten mitten in der Stadt zu haben“, sagt Biologin Birgitt Kopp. Eine gute Nachricht ist für sie auch, dass die Weiden-sandbiene und die Frühlings-Seidenbiene keine Gefahr für Besucher im Wittelsbacher Park darstellen. Beide haben sehr weiche Stacheln, die nicht in die menschliche Haut eindringen können. Und beide Arten werden auch schon wieder verschwunden sein, wenn ab Mai die Augsburger verstärkt in den beliebten Park an der Kongresshalle strömen. „Die meisten Wildbienen haben nur eine sehr kurze Flugsaison“, erklärt Fleischmann.

    Überhaupt ist bei Wildbienen vieles anders als bei ihren Verwandten, den Honigbienen. In der Regel leben die Männchen nur zwei bis drei Wochen. „Ihr einzige Aufgabe ist die Paarung“, sagt Fleischmann. Die Weibchen kümmern sich darum, Nester für den Nachwuchs zu bauen und ihre Eier hineinzulegen. Dann sterben auch sie. Wildbienen haben keine Königin, sondern verrichten alle Arbeiten gleichermaßen. Sie produzieren auch keinen Honig, weil sie nicht als Volk überwintern und damit keine Nahrung brauchen. „Deshalb sind sie für Menschen völlig uninteressant und werden öffentlich kaum wahrgenommen“, sagt Fleischmann.

    Und es kommt noch schlimmer: Wildbienen leiden nach Einschätzung von Experten zunehmend unter der Nahrungskonkurrenz mit Honigbienen. Die meisten wilden Arten sind bei der Nahrungssuche stark auf ganz bestimmte Pflanzen spezialisiert. Graue Weiden-Sandbienen und Frühlings-Seidenbienen im Wittelsbacher Park sammeln beispielsweise nur Weidenpollen. Wenn sie mit Honigbienen um die Wette sammeln müssen, wird es für sie schwer, sagt Fleischmann. Dazu kommt, dass der natürliche Lebensraum für alle Bienen immer kleiner wird.

    Zwar gelten der Lech und die naturnahen blühenden Heiden im Augsburger Raum noch als wahres Paradies für Wildbienen. Fachleute schätzen, dass in unserer Region etwa 120 Arten vorkommen. Doch die Lebensgrundlagen der Wildbienen und das Nahrungsangebot schrumpfen. „Es gibt immer weniger blühende Feldgehölze, aber immer mehr Maisäcker“, sagt Fleischmann. Grünland werde auch zu häufig gemäht, statt Blumenwiesen stehen zu lassen.

    Inzwischen gelten Großstädte wie Augsburg als bessere Lebensräume für Bienen als das flache Land. Imker stellen Bienenkästen oben auf Gebäuden im Stadtzentrum auf, etwa am Schaezlerpalais in der Maximilianstraße. In der Stadt sei der Honigertrag inzwischen etwa doppelt so hoch wie auf dem Land, sagen Imker wie Christoph Mayer. Die vielen relativ grünen Lebensräume in Augsburg ziehen auch neue Wildbienenarten an. So ist die wärmeliebende Blauschwarze Holzbiene zugewandert. Seit Ende der 1990er Jahre sei sie im Augsburger Raum nachgewiesen, sagt Fleischmann.

    Doch wie weit fliegen Wildbienen eigentlich? Das wissen auch Wissenschaftler noch nicht genau. In München gibt es seit einigen Wochen ein neues Forschungsprojekt, das auch für Augsburg interessante Erkenntnisse bringen kann. Unter Leitung der Doktorandin Michaela Hofmann von der Ludwig-Maximilians-Universität wurden fast 500 Wildbienen im Münchner Botanischen Garten mit Rückennummern versehen. Jetzt hoffen die Wissenschaftler auf die Hilfe der Bevölkerung. Bewohner in

    von nummerierten Bienen möglichst mit Foto per E-Mail an: wildbienen@bio.lmu.de

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