Der Vorstoß von AVV-Aufsichtsrats-Vorsitzendem und Landrat Martin Sailer (CSU) kam überraschend für die Öffentlichkeit: Der Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund (AVV) soll demnach unter den Mantel des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) schlüpfen und seine Eigenständigkeit aufgeben. Für die Fahrgäste hätte das Folgen – ob positive oder negative, wird in den kommenden Monaten vertieft zu untersuchen sein. Dass es durch die Bank günstiger wird, braucht aber wohl niemand zu hoffen.
Welche Folgen hätte es für die Fahrgäste? Die Zahl der Pendler nach München steigt seit Jahren – allein aus dem Großraum Augsburg pendeln rund 70.000 Menschen in den Großraum München, Tendenz steigend. In der Vergangenheit war das auch immer wieder mal ein Gedankenspiel für eine MVV-Ausweitung. Doch seit es das Deutschlandticket gibt, mit dem der Nahverkehr städteübergreifend genutzt werden kann, ist eines der gewichtigsten Argumente dafür weggefallen. Klar ist zudem auch: Der Großteil aller Fahrten mit Bus, Tram, Regionalbus und Zug findet nach wie vor innerhalb des Großraums Augsburg statt.
Augsburg
Zwischen den vielen Jubelrufen über das Ende der Regionalfürsten und die "Vereinfachung" ist es erfrischend, eine differenziertere Analyse zu lesen. Letztendlich ist es nicht realistisch, bei einem Wegfall des D-Tickets eine 7- oder 9-Zonenkarte des MVV zum Pendeln nach München zu kaufen - die Preise dafür sind jetzt schon nicht ernst zu nehmen, und dank der Ringstruktur des MVV zahlt man unnötig für die Möglichkeit, ins Chiemgau zu fahren. Das bringt dem Augsburg-München-Pendler halt bei weitem nicht so viel, dass sich das rentieren würde. Also müsste man die gesamte Tarifstruktur des MVV überdenken - das Beispiel Rosenheim zeigt aber, dass der MVV das wohl nicht machen wird, ohne deutlichen Druck. Und, ob Augsburg dafür "groß genug" ist, steht in den Sternen. Für mich entsteht der Eindruck, dass Landrat Sailer hier vor allem versucht, die Probleme des AVV von sich abzutreten, indem er nicht nur seinen Posten im Aufsichtsrat abgibt, sondern gleich den ganzen Verbund aufgeben will.
Der Jubel auf beiden Seiten ist wahrscheinlich weitaus größer beim MVV. Der hat enorm viel Kunden durch die Einführung des D-Ticket s verloren, wie auch gesamtdeutsch eben die Verkehrsverbünde ihre Kunden an das D-Ticket "verloren" haben, weil meist erheblich günstiger. Eigentlich ein "Milchmädchenrechnung". Wodurch jetzt der Vorteil für die Kunden sein soll, erschließt sich mir nicht, außer es fährt dann die S-Bahn im gesamten Bereich mit dem dazugehörigem Takt.
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