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Modehaus Rübsamen in Augsburg: Ohne Investor kommt die Schließung

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Ohne Investor kommt das Aus für das Modehaus Rübsamen

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    Das Modehaus Rübsamen mit den beiden Häusern neben John Benton (grünes Haus) gibt auf und verlässt somit die Karolinenstraße. Es ist ein schwerer Schlag: Die Straße wird für einen Millionenaufwand saniert.
    Das Modehaus Rübsamen mit den beiden Häusern neben John Benton (grünes Haus) gibt auf und verlässt somit die Karolinenstraße. Es ist ein schwerer Schlag: Die Straße wird für einen Millionenaufwand saniert. Foto: Michael Hörmann

    Es ist ein schwerer Schlag für den Einzelhandelsstandort Augsburg: Das traditionsreiche Modehaus Rübsamen muss aufgeben, es gibt keine Rettung mehr. Sämtliche Filialen werden geschlossen, das Haupthaus in der Karolinenstraße bleibt nur noch bis Ende April 2024 geöffnet. Den 100 Beschäftigten des angeschlagenen Unternehmens, das im Jahr 1900 gegründet wurde und das nun seit Monaten in der Krise steckt, wird gekündigt. Das Aus trifft die Stadt Die Karolinenstraße wird aktuell für einen Millionenaufwand saniert. Rübsamen sollte eigentlich profitieren, doch dazu kommt es nicht mehr. 

    In einem Kastenwagen wurden am Montag beim Modehaus Rübsamen nicht mehr benötigte Teile abtransportiert.
    In einem Kastenwagen wurden am Montag beim Modehaus Rübsamen nicht mehr benötigte Teile abtransportiert. Foto: Michael Hörmann

    Montag, 12 Uhr: Ein weißer Kastenwagen steht in der Karolinenstraße vor Rübsamen. Mitarbeiterinnen tragen Möbelstücke ins Auto, einige Schaufensterpuppen sind bereits verstaut. Es war bekannt, dass dieser Gebäudeteil von Rübsamen schließen muss. Der Modehändler musste sich aufgrund seiner wirtschaftlichen Situation verkleinern. In der zweiten Gebäudehälfte, die vom Steakhaus John Benton abgegrenzt wird, sollte der Verkauf unter neuen Vorzeichen aber weitergehen. Rübsamen wollte 2024 durchstarten, hieß es noch optimistisch im Herbst.

    Aus für Rübsamen: Haupthaus in der Karolinenstraße schließt Ende April

    Jetzt allerdings ist das komplette Aus verkündet. Rübsamen habe keine Perspektive mehr, das Haupthaus schließt Ende April. Die Entscheidung darüber traf nicht mehr das inhabergeführte Unternehmen selbst. Dass Rübsamen wirtschaftliche Probleme hat, wurde im Sommer 2023 offenkundig: Ein Insolvenzverfahren in Eigenregie wurde beantragt. Generalbevollmächtigter Paul Abel unterstützte die Geschäftsführung in Eigenverwaltung. Man hoffte, gemeinsam das Modehaus auf neue Beine zu stellen. Dabei war relativ schnell klar, dass Rübsamen aus eigener Kraft das Überleben kaum schaffen werde, weshalb ein Investor gesucht wurde. 

    Das Modehaus Rübsamen schließt.
    Das Modehaus Rübsamen schließt. Foto: Anna Kondratenko

    Diese Bemühungen sind gescheitert. Eine dauerhafte und profitable Fortführung des Modehändlers sei ohne Investor aber nicht möglich. Für die Textilhaus Rübsamen GmbH & Co. KG sowie die beiden weiteren Gesellschaften der Gruppe sei die Stilllegung beschlossen worden. Das Stammhaus wird bis Ende April 2024 auf sein. Die weiteren Filialen bleiben bis Ende April beziehungsweise Ende Mai 2024 geöffnet, je nach Verlauf des Abverkaufs der Warenbestände. Eine Filiale in Weilheim ist bereits geschlossen. Die Geschäfte in Aichach, Schrobenhausen und ein Partner-Store in Friedberg schließen im Januar 2024. In den kommenden Wochen führt Rübsamen den Geschäftsbetrieb fort. Kunden können weiter in Geschäften einkaufen, online bestellte Waren werden ausgeliefert. Auch die Abwicklung von Retouren sowie alle sonstigen Serviceleistungen seien sichergestellt.

    Geschäftsführer Marcus Vorwohlt nennt Gründe für das Aus

    In der Mitteilung wird Geschäftsführer Marcus Vorwohlt zitiert: "Wir haben intensiv am Sanierungskonzept gearbeitet, die Flächen verkleinert und neue Projekte wie ein exklusives "Private Shopping"-Konzept erarbeitet." Letztlich reiche dies jedoch nicht aus. Die vergangenen Wochen hätten gezeigt, dass eine erhebliche Verbesserung der Umsatzsituation trotz aller Maßnahmen nicht realisierbar sei. "Das schmerzt mich persönlich sehr“, so Vorwohlt. Erschwerend sei hinzugekommen, dass das Weihnachtsgeschäft die Entwicklung nicht habe auffangen können. Davon sei aber nicht allein Rübsamen betroffen: Das Geschäft sei branchenweit vor allem im stationären Handel unter den Erwartungen geblieben. Im Bereich des Onlinehandels habe zudem ein Zahlungsdienstleister ausstehende Zahlungen zurückgehalten, was die Liquidität weiter belastet habe. 

    Die Rübsamen-Gruppe, die aus drei Gesellschaften besteht, befindet sich seit September 2023 in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Wie viele andere Einzelhandelsunternehmen im Modebereich stehe der Modehändler stark unter Druck, informiert die Kanzlei Pluta, die das Unternehmen im Insolvenzverfahren begleitet: "Rübsamen verzeichnet im Ergebnis stark rückläufige Umsätze, die die laufenden Kosten auf Dauer nicht decken. Die Liquiditätslage verschlechterte sich in den vergangenen Wochen erheblich."

    Mitarbeitern wurde am Montag das Aus verkündet. Die Bestürzung sei groß, ist zu hören. "Das alles ist sehr, sehr traurig", sagte eine Kundin, als sie am Eingang über die Betriebsstilllegung informiert wurde. Einige Mitarbeiter haben laut Mitteilung bereits neue Stellen in Aussicht. Die Geschäftsführung möchte alle Mitarbeiter bei der Jobsuche unterstützen.

    Bestürzung über Aus kommt vom Einzelhandelsverband

    Die Nachricht vom Aus des traditionsreichen Unternehmens bestürzt auch Andreas Gärtner vom schwäbischen Einzelhandelsverband: "Die Entwicklung spiegelt die Lage am Textilmarkt wider." Es zeige sich zudem, dass Textilhäuser in Innenstädten vor großen Problemen stehen. Rübsamen habe aber auch darunter leiden müssen, dass die zurückliegenden Jahre von Krisen geprägt waren: Corona, Ukraine-Krieg, die Situation am Gazastreifen und die generelle Verunsicherung bei Verbrauchern.

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