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Augsburg: Millionen-Betrug in Augsburg: Justiz-Phantom sitzt in Auslieferungshaft

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Millionen-Betrug in Augsburg: Justiz-Phantom sitzt in Auslieferungshaft

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    Hunderte Anleger verloren in einem Schneeballsystem ihr Geld. Die Suche nach dem Drahtzieher hinter dem Betrug lief weiter. Nun sitzt der Hauptverdächtige in Auslieferungshaft.
    Hunderte Anleger verloren in einem Schneeballsystem ihr Geld. Die Suche nach dem Drahtzieher hinter dem Betrug lief weiter. Nun sitzt der Hauptverdächtige in Auslieferungshaft. Foto: Nicolas Armer, dpa (Symbolbild)

    Es gibt ein einziges öffentliches Foto von Manfred D. (Name geändert), das im Internet zu finden ist. Es zeigt den 66-Jährigen als serösen Unternehmer und Gönner, der eine Schul-Big-Band in Nordrhein-Westfalen fördert. Hinter der bürgerlichen Fassade allerdings muss der Mann seit Jahrzehnten eine kriminelle Existenz geführt haben. Er gilt als Hintermann eines der größten Betrugsfälle in Augsburg in den vergangenen Jahrzehnten – und drehte der Justiz, die ihn mit Haftbefehl jagte, jahrelang eine lange Nase. Nun ist die lange Flucht zu Ende. Nach Informationen unserer Redaktion wurde Manfred D. vor zwei Wochen im Bundesstaat New Jersey in den USA festgenommen, seitdem sitzt er in Auslieferungshaft.

    Rückblick: Im Oktober 2019 werden am Landgericht Augsburg vier Menschen verurteilt, drei von ihnen zu Haftstrafen. Es sind Verantwortliche der "Firmenwelten"-Gruppe, die in der Stadt ein Büro hatte und von dort aus Finanzprodukte vertrieb. Drei der Angeklagten sind Kinder von Manfred D., der Vierte der Vertriebsleiter der Gruppe, ein Mann, der sagt, Manfred D. sei für ihn ein Mentor gewesen, eine Vaterfigur. Im Kern ging es im Mammut-Prozess darum, dass Unternehmen der Gruppe Kleinanleger mit hohen Renditeversprechen gelockt hatten, diese aber nicht einlösen konnten, da hinter den vollmundigen Ankündigungen zumeist gar keine tatsächliche Geschäftstätigkeit bestand.

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    Hunderte Kleinanleger verloren im Schneeballsystem viel Geld, manche mehr als 100.000 Euro, ihre komplette Altersvorsorge oder das geplante Erbe für ihre Kinder. Die Strafkammer ging von zwölf Millionen Euro Anlegergeldern aus, die in die Firmengruppe geflossen waren, doch praktisch nichts davon war von den Verantwortlichen in die dubiosen Geschäftsideen investiert worden, die ohnehin "Luftnummern" waren, wie es der Vorsitzende Richter formulierte.

    Die Firmengruppe sammelte etwa Gelder für technische Geräte ein, die angeblich in der Lage sein sollten, die Stromkosten zu halbieren. Einmal ging es in einem Verkaufsprospekt auch um satte Rendite, die demnach unter anderem über Geschäfte mit "Indianern des Blackfeet-Stammes" und "der Aufzucht und Vermarktung von Bisons" erwirtschaftet werden sollte. Nach Erkenntnissen der Ermittler und des Gerichts gingen die Gelder freilich in andere Bereiche, zum Beispiel in eine Villa in New Jersey, in der Manfred D. zunächst wohnte, nachdem er sich im September 2015 in die USA abgesetzt hatte. Der heute 66-Jährige war, das betonten so ziemlich alle Beteiligten des Prozesses, der Drahtzieher des Betrugsmodells, der Erfinder, der Antreiber und der Profiteur. Der Mann habe die Angeklagten "nicht in seine Pläne eingeweiht“ und sie manipuliert, sagte der Richter etwa bei der Urteilsbegründung.

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    Greifbar war der mutmaßliche Millionen-Betrüger allerdings für die Augsburger Justiz lange nicht. Zwar starteten die deutschen Behörden bereits vor Jahren ein Auslieferungsverfahren, es seien in dem Fall etwa die erforderlichen Unterlagen von der deutschen Botschaft in Washington an das US-amerikanische Außenministerium übergeben worden, wie das bayerische Justizministerium auf Anfrage bestätigt. Doch lange wurden die US-Behörden nicht aktiv, warum auch immer. Dabei war es kein Geheimnis, wo Manfred D. sich aufhielt; seine wechselnden Adressen in Luxusvillen ließen sich im Internet herausfinden, der Augsburger Journalist Simon Jacob machte den 66-Jährigen auch 2020 in New Jersey ausfindig und konfrontierte ihn. Doch zu einer direkten Festnahme führte auch das nicht. "Natürlich wollen wir ihn haben", sagte ein ranghoher Ermittler unserer Redaktion vor Jahren einmal. Doch sie hatten ihn lange nicht.

    Inzwischen allerdings sitzt der mutmaßliche Millionen-Betrüger nach Informationen unserer Redaktion in Auslieferungshaft. Der Aufenthalt im Gefängnis dürfte für Manfred D. ein Novum sein. Der 66-Jährige hat ein Leben geführt, das sich offenbar schon seit Jahrzehnten am Rande zur Illegalität bewegt oder eben darüber hinaus: ein früherer Journalist, der später eine PR-Firma gründete, verschiedene Geschäftsführerposten innehatte, windige Firmen betrieb, an vielen Orten viel verbrannte Erde, juristische Auseinandersetzungen und teils auch Strafverfahren hinterließ. Nach Informationen unserer Redaktion wurde er bereits in den 1970er-Jahren das erste Mal wegen eines Betrugsdelikts verurteilt, ins Gefängnis kam er aber all die Jahre trotz umfangreicher Strafakte offenbar nie.

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    Bestätigen möchte die Augsburger Staatsanwaltschaft die Festnahme des Verdächtigen in den USA auf Anfrage nicht. Die Behörde gibt sich zugeknöpft: Das Ermittlungsverfahren sei "hier weiter anhängig", heißt es wolkig. Es seien "sämtliche erforderlichen Maßnahmen eingeleitet, um das Verfahren vor Ort fortführen zu können". Weniger schmallippig ist das amerikanische Justizministerium, das Department of Justice. Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt die US-Behörde, dass Manfred D. am 18. März verhaftet worden sei und sich seitdem in Haft befinde. Wann der 66-Jährige nach Deutschland überführt wird, ist noch unklar. Denn wenn Verdächtige in Auslieferungshaft sitzen, können sie sich gegen den Vorgang noch rechtlich wehren. Manfred D.s Verteidiger Florian Engert sagt auf Anfrage, er könne sich zu den Vorwürfen gegen seinen Mandanten derzeit nicht konkret äußern. Die Anklage sei umfangreich, und es sei momentan schwierig, sich mit dem Mandanten auszutauschen.

    Hören Sie sich dazu auch unsere Podcastfolge über spannende Kriminalfälle in Augsburg an:

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