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Luftverschmutzung: Augsburg hält erstmals Luft-Grenzwert ein

Luftverschmutzung

Augsburg hält erstmals Luft-Grenzwert ein

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    Die Messstation in der Karlstraße registrierte in den vergangenen Jahren immer zu viel Stickstoffdioxid in der Luft. Im vergangenen Jahr wurde der EU-weite Grenzwert erstmals eingehalten.
    Die Messstation in der Karlstraße registrierte in den vergangenen Jahren immer zu viel Stickstoffdioxid in der Luft. Im vergangenen Jahr wurde der EU-weite Grenzwert erstmals eingehalten. Foto: Silvio Wyszengrad

    Augsburg hat im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit Einführung des EU-Grenzwertes für Stickstoffdioxid im Jahr 2005 das Limit von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresdurchschnitt eingehalten. An der Messstation Karlstraße wurden 2019 als vorläufiger Jahresmittelwert 37 Mikrogramm verzeichnet, so das Landesamt für Umwelt auf Anfrage. Wegen der ständigen Verstöße in den Vorjahren und weil bundesweit seitens Umweltschützern mehr Druck gemacht wurde, hatte die Stadt 2018 ein Maßnahmenpaket für saubere Luft geschnürt. Fahrverbote wolle man vermeiden, so Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) damals.

    Die Ursache ist nicht eindeutig

    „Diese Ergebnisse sind für uns ein klares Zeichen, dass unsere Maßnahmen zur Luftreinhaltung Erfolg haben. Die Werte spornen uns aber auch weiter an, an unseren Maßnahmenpaketen und Masterplänen festzuhalten“, so Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) in einer ersten Reaktion. Im langfristigen Trend sinkt der Jahresmittelwert in der Karlstraße seit Jahren. Spitzenwert war im Jahr 2006 ein Mittelwert von 65 Mikrogramm (siehe Grafik). Die Ursachen für den Rückgang sind nicht eindeutig. Vermutlich dürfte bei dieser Entwicklung die allgemeine Flottenverjüngung mit moderneren Autos und geringerem Schadstoffausstoß eine Rolle spielen. Auch die Baustelle am Leonhardsberg im vergangenen Jahr könnte zu einer Verkehrsreduzierung beigetragen haben. Erben sieht darin ein Signal, dass der Verkehr grundsätzlich reduziert werden sollte.

    Verkehrsleitsystem, neue Radparkhäuser, mehr Nahverkehr

    Zuletzt schnürte die Stadt auch ein Maßnahmenpaket. Unter anderem wurde die Ampel an der Mages-Kreuzung so umgestellt, dass Staus in der Karlstraße vermieten werden. In den kommenden Tagen sollen die Ampeln entlang der Haunstetter Straße und der Neuburger Straße auf eine „intelligente“ Schaltung umgestellt werden, die den Verkehr möglichst flüssig hält. Dies wäre die erste Maßnahme aus dem städtischen Masterplan, für den Geld aus der Diesel-Milliarde von Bund und Autoherstellern fließt. Bis zum Ende des Jahres soll auch ein Verkehrsleit- und Parksystem für die Innenstadt stehen. Autofahrer werden so schneller zu Parkhäusern gelotst.

    Auch die Förderung des Radverkehrs bleibt ein Thema, etwa mit dem Bau von drei vollautomatischen Fahrradparkhäusern. Zudem sieht der Masterplan auch einen Ausbau des Nahverkehrs vor, sei es mit Linienverlängerungen und -neubauten, neuen Tarifangeboten (z.B. elektronische Abrechnung mit Best-Price-Modell) oder einem Ausbau der P+R-Plätze. An dem Masterplan halte man weiterhin fest, betont Erben. Jahreswerte unterlägen Schwankungen, sodass man sich nicht zwangsläufig auf der sicheren Seite befinde. „Und es wäre nicht wirklich überraschend, wenn über kurz oder lang Grenzwertverschärfungen vorgegeben werden und Augsburg dann wieder ein Problem hätte.“ Restriktionen wie die Umweltzone nun wieder aufzuheben, wäre aus Sicht von Erben ein völlig falsches Signal. Grenzwerte, so Erben, seien immer nur ein Kompromiss zwischen dem, was medizinisch vertretbar und dem, was praktikabel umsetzbar ist.

    Stickoxid ist ein Verbrennungsgas, das zum großen Teil durch den Verkehr verursacht wird. Hohe Konzentrationen können Lungen- und Herzerkrankungen begünstigen bzw. verschlimmern.

    Stadt erhofft sich auch in Zukunft Förderung

    Konkrete Auswirkungen auf die zugesagte Förderung von Maßnahmen – etwa fürs Parkleitsystem – hat die bessere Luftqualität in Augsburg zunächst nicht. Maßgeblich dafür, dass Millionen aus dem Dieseltopf nach Augsburg fließen, war die Überschreitung in 2016/17. Erben sagt, dass er sich eine Fortführung des Förderprogramms über das Jahr 2020 hinaus wünschen würde. „Wir fordern klar, dass Förderprogramme auch dem Erhalt und Ausbau luftreinhaltender Maßnahmen zugutekommen.“ Vieles, was Augsburg an Projekten in der Schublade habe, sei noch nicht umgesetzt. Allerdings sei offen, ob sich die Förderchancen für die Zukunft verschlechtern, wenn die Grenzwerte nun eingehalten werden.

    Feinstaub spielt in Augsburg seit Jahren kaum noch eine Rolle. Während vor mehr als 15 Jahren der Königsplatz statistisch eine der belastetsten Messstationen in ganz Deutschland war, liegen die Werte seit einigen Jahren im Normbereich. Die Zahl der Tage, an denen der Tageswert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschritten wurde, lag im vergangenen Jahr in der Karlstraße bei 20. Zulässig sind 35 Tage. Damit liegt Augsburg im Deutschlandtrend.

    Lesen Sie den Kommentar: Die Stickoxidwerte allein sind nicht entscheidend

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