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Justiz: Mann seit acht Monaten im Visier der Mord-Ermittler

Justiz

Mann seit acht Monaten im Visier der Mord-Ermittler

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    Die Rentnerin war in diesem Heim in Diedorf untergebracht, als der Sohn unter Verdacht geriet. 	<b>Foto: Marcus Merk</b>
    Die Rentnerin war in diesem Heim in Diedorf untergebracht, als der Sohn unter Verdacht geriet. <b>Foto: Marcus Merk</b> Foto: Marcus Merk

    Es ist einer massiver Vorwurf. Ende Januar ist ein 63-jähriger Mann aus Dinkelscherben verhaftet worden. Die Ermittler hatten den Verdacht, dass er seine 91 Jahre alte Mutter ermorden wollte. Die Seniorin war nach einem Klinikaufenthalt vorübergehend in einem Pflegeheim in Diedorf untergebracht. Dort bemerkte eine Pflegerin nachts, dass die Frau Schaum vor dem Mund hatte. Ein Notarzt wurde gerufen, die Frau überlebte. Die Ärzte vermuteten, dass ihr das Hormon Insulin verabreicht worden sein könnte, das zuckerkranke Menschen nehmen müssen. Es kann in höheren Dosen tödlich sein.

    Weil der Sohn noch am Abend seine Mutter besucht hatte, geriet er unter Verdacht. Allerdings kam der 63-jährige Rentner nach rund zwei Monaten wieder aus der Untersuchungshaft frei. Untersuchungen in der Rechtsmedizin in München hatten keinen Beleg für eine derartige Vergiftung ergeben. Es gebe keinen „dringenden Tatverdacht“ mehr, teilte die Staatsanwaltschaft damals mit. Das Ermittlungsverfahren gegen den Mann lief aber weiter. Es ist bis heute noch nicht abgeschlossen. Offiziell ist der 63-Jährige noch immer Beschuldigter in einem Fall von versuchtem Mord.

    In einem kleinen Ort ist das nicht einfach

    Ralf Schönauer, der Rechtsanwalt des Mannes, ärgert sich darüber. Gerade in einem kleineren Ort wie Dinkelscherben sei das nicht einfach. „Die Menschen denken sich, wenn das Verfahren so lange dauert, dann wird schon was dran sein.“ Für seinen Mandanten sei es eine große Belastung, dass er seit inzwischen mehr als einem halben Jahr eines schweren Verbrechens beschuldigt werde. Der Rechtsanwalt geht davon aus, dass das Verfahren früher oder später eingestellt wird. Nach seinen Informationen fehlt aber noch ein Untersuchungsbericht der Rechtsmedizin. Auch die Ermittler bei Kripo und Staatsanwaltschaft warten darauf offensichtlich schon seit Monaten. Vorher kann die Akte nicht geschlossen werden.

    Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Augsburg hat auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt, dass die Behörde noch auf Informationen aus der Rechtsmedizin warte. Es fehle noch ein Teil eines Gutachtens. Wie lange es noch dauert, bis die Ergebnisse vorliegen, sei unklar. Rechtsanwalt Ralf Schönauer will das Warten seines Mandanten nicht mehr lange hinnehmen. Den Schwarzen Peter sieht er nicht bei der Staatsanwaltschaft. Er kündigt vielmehr an, er werde gegen Verantwortliche des rechtsmedizinischen Instituts in München eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen, wenn in den nächsten Tagen nichts geschehe.

    Die Frau ist einen Monat später gestorben

    Der 63-Jährige hatte die Vorwürfe, seine Mutter töten zu wollen, vehement zurückgewiesen. Nachbarn hatten nach der Verhaftung des Rentners berichtet, er habe sich über einen längeren Zeitraum zu Hause gut um die Mutter gekümmert. Sie waren daher erstaunt, als der Vorwurf aufkam und konnten sich den 63-Jährigen nicht als Täter vorstellen. Die 91-jährige Frau lebt nicht mehr. Sie ist rund einen Monat nach dem Vorfall in dem Diedorfer Pflegeheim gestorben. Der Sohn saß zu dieser Zeit in einer Haftzelle des Gablinger Gefängnisses.

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