Nie waren die Chancen, eine Lehrstelle zu bekommen, für junge Leute so groß wie derzeit. Doch gerade diese guten Aussichten lassen etliche Bewerber nachlässig werden. „Viele fangen zu spät mit der Suche an“, klagt Regina Lindig, Leiterin der Berufsorientierung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK). Andere seien auf wenige Wunschberufe fixiert, das breite Ausbildungsangebot ist ihnen unbekannt.
Die Folge ist fatal: In der Region blieben zuletzt viele Ausbildungsplätze unbesetzt, während Schulabgänger am Ende ohne Job dastanden. „Manche Unternehmer nehmen lieber gar keinen Auszubildenden, als einen schlechten“, sagt Lindig. Und auch Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (Hwk) warnt: „Es darf nicht der Eindruck entstehen, jeder kann plötzlich alles werden.“
Rund 13 000 Besucher
Umso wichtiger sind sowohl für Interessenten als auch für die Betriebe Berufsinformationsmessen wie die „Fit for Job“. Rund 13 000 Besucher waren am Samstag zu der Veranstaltung, die von IHK und Hwk organisiert wurde, gekommen. 173 Aussteller präsentierten ihr Angebot rund um die Ausbildung: Fach- und Hochschulen ebenso wie Unternehmen – von MAN über Klinikum, der Mediengruppe Pressedruck bis hin zu Mittelständlern und kleinen Handwerksbetrieben. Gerade die tun sich schwer, Nachwuchs zu finden. Eines der Probleme dabei: Viele Berufe sind jungen Leuten nicht bekannt oder ihnen haftet ein falsches Bild an. So wie den Bauberufen.
Vorurteile sind oft falsch
„Man verbindet damit, dass es schmutzig und dreckig zugeht“, sagt Michael Kögl von der Bau-Innung Elias Holl. Dass es anstrengend ist und wenig Geld bringt. Doch diese Vorurteile seien falsch, sagen Jasmin Spindler und Manuel Weidner. Die beiden Maurer-Azubis machten bei der „Fit for Job“ Werbung für ihren Beruf. „Klar arbeiten wir bei Wind und Wetter“, erzählte Jasmin (17), „aber es macht Spaß.“ Weil man herumkommt auf Baustellen, weil man das Ergebnis seiner Arbeit sehe. Und ein Azubi-Gehalt von rund 1000 Euro könne sich auch sehen lassen.
Thema Energie spielt große Rolle
Gerade das Thema Energie spielt im Handwerk eine große Rolle und verleiht vielen Berufen einen ungeahnten Schub. „Wir suchen händeringend gute Leute“, berichtet Kögl von der Bau-Innung. Auch Kaminkehrer Christian Hehn versuchte, die hervorragenden Perspektiven seiner Zunft zu transportieren. Kaminkehrer müssten heute nicht mehr nur auf dem Dach stehen, sie seien zu Experten rund ums Energiesparen geworden. Lena Ketzler weiß das. Die 17-Jährige erkundigte sich bereits nach dem Termin für den Einstellungstest. Sie könnte sich eine Ausbildung zum Kaminkehrer gut vorstellen. Bei ihren Eltern im Haus war kürzlich die Heizung kaputt, dem Kaminkehrer, der zu Hilfe kam, hat sie über die Schulter geschaut. „Ich finde das interessant.“
Gastronomie schreckt viele ab
Über eine solche Aussage würde sich auch Olga Kelbert freuen. Sie informierte über Ausbildungen in der Systemgastronomie und im Logistikbereich, die der „Augsburger Air Caterer“ anbietet. Das Friedberger Unternehmen bestückt Flieger, die den Münchner Flughafen verlassen, täglich mit rund 3000 Essen.
Es blieb ruhig an ihrem Stand. „Die Gastronomie schreckt viele junge Leute ab“, weiß Kelbert. Dabei habe gerade der Systembereich gute Perspektiven – nicht nur im Fast Food. Der „Air Caterer“ versorgt auch die Business-Klasse oder Privat-Jets. Doch alle sechs Stellen, die man für 2013 anbietet, sind noch offen. Bei der Metzgerei Reiter blieb das im vergangenen Jahr sogar bis zum Schluss so. Bis zu zehn Auszubildende zur Fleischerfachverkäuferin hätte man eingestellt, nur eine kam, sie brach die Lehre aber wieder ab. In diesem Jahr probiert man es erneut. Der Infostand bei der „Fit for Job“ war ein Versuch.