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Lesetipp: Fliegerbomben – das tödliche Erbe im Augsburger Boden

Lesetipp

Fliegerbomben – das tödliche Erbe im Augsburger Boden

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    Die 225 Kilogramm schwere Fliegerbombe nach der Entschärfung. Vor ihr sind die beiden Zünder zu sehen.
    Die 225 Kilogramm schwere Fliegerbombe nach der Entschärfung. Vor ihr sind die beiden Zünder zu sehen. Foto: Peter Fastl

    Im Univiertel ist am am 12. Oktober 2022 erneut eine Weltkriegsbombe gefunden worden. Dieser Artikel aus unserem Archiv geht der Frage nach, warum in Augsburg so viele Bomben liegen.

    Der Zweite Weltkrieg hat ein Erbe im Boden hinterlassen, das immer noch tödlich sein kann. Das Amt für Brand- und Katastrophenschutz sagte einst auf Nachfrage unserer Redaktion: „Wie viele Blindgänger noch in Augsburg lagern, ist zuverlässig nicht abzuschätzen. Man muss jedoch realistischer Weise davon ausgehen, dass es noch eine erhebliche Anzahl geben kann.“ Fachleute gehen davon aus, dass bis zu 15 Prozent der Bomben nicht explodierten – so mancher Augsburger dürfte auf einem Blindgänger sitzen, ohne davon zu ahnen. Solange eine Bombe unbewegt im Boden liegt, wird die Gefahr aber als gering eingeschätzt.

    Die großen Luftminen („Blockbuster“) tauchen selten auf, aber ansonsten werden regelmäßig Splitter- und Brandbomben oder Granaten gefunden. Zwischen einem und sechs Blindgängern pro Jahr sind es, die meist bei Bauarbeiten ans Tageslicht kommen. Großprojekte wie Schleifenstraßen-Bau, der viergleisige Ausbau der Bahnstrecke nach München oder der Bahnhofstunnel (Lagerplatz Perzheimwiese) – überall fanden sich Blindgänger. Auch Kaliber von eine halben Tonne gibt es immer wieder.

    US-Luftbild vom 20.4.1945 vom Hochfeld. Hier sind deutlich die  Bombentrichter zu erkennen.
    US-Luftbild vom 20.4.1945 vom Hochfeld. Hier sind deutlich die Bombentrichter zu erkennen. Foto: Amt für Brand- und Katastrophenschutz

    Nach der Bayerischen Bauordnung ist grundsätzlich der Bauherr dafür zuständig, sein Grundstück auf Kampfmittel zu untersuchen. In Gebieten mit Bebauungsplänen gibt die Stadt Hinweise, ob im betreffenden Areal mit Blindgängern zu rechnen ist, so das Baureferat. Im Amt für Brand- und Katastrophenschutz lagern Luftbilder der Alliierten aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Behörde berät Bauherren bei dem Thema. Wo auf den Luftbildern helle Flecken sind, ist es „heiß“ – dabei handelt es sich um Bombenkrater. Und wo viele Krater sind, fielen viele Bomben – die Wahrscheinlichkeit, dass sich dort auch mehr Blindgänger finden, ist höher.

    Ziele der Luftangriffe in der Augsburger Bombennacht

    Betroffen sind alle Stadtteile, in denen viel Rüstungsindustrie saß, etwa Haunstetten (Messerschmitt) und die nördliche Innenstadt (MAN). Aber auch Infrastrukturanlagen wie die Bahn waren ein Ziel der Luftangriffe. Zudem gab es mit der „Augsburger Bombennacht“ im Februar 1944 auch einen groß angelegten Angriff auf die Innenstadt.

    Für internationales Aufsehen sorgte der Fund der riesige Fliegerbombe kurz vor Weihnachten vor zwei Jahren. Am Nachmittag des 20. Dezember 2016 kam bei Baggerarbeiten für die Tiefgarage eines Wohnhaus-Neubaus in der Augsburger Jakoberwallstraße eine 1,8 Tonnen schwere

    Der Bauherr, der Augsburger Bauträger GS Wohnbau, beauftragte damals aber trotzdem im Vorfeld eine Firma, die auf Kampfmittelsuche spezialisiert ist. Wann das Thema Blindgänger in Augsburg einmal erledigt sein wird, weiß keiner. Schon 20 Jahre nach Ende des Krieges dachte man einmal, das Thema sei weitgehend erledigt – und musste sich eines besseren belehren lassen. Hinzu kommt, dass durch die Verdichtung der Bebauung auch bisher kaum genutzte Brachflächen umgegraben werden.

    „Und auch für bebaute Gebiete kann grundsätzlich keine Entwarnung gegeben werden“, so die Stadt. Denn wenn anstelle von mitunter eilig hingestellten Nachkriegsbauten gebaut wird, dann wird häufig deutlich tiefer gegraben als früher.

    Geschichte: Hier erfahren Sie mehr zur Augsburger Bombennacht

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