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„Zigeuner-Boxer“: Eindrucksvolles Schauspiel im Augsburger Abraxas

Holocaust

„Zigeuner-Boxer“: Theaterabend über Genozid

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    Hans (Andras Kunz) kann seinen Freund Ruki nicht vergessen: Szene aus „Zigeuner-Boxer“.
    Hans (Andras Kunz) kann seinen Freund Ruki nicht vergessen: Szene aus „Zigeuner-Boxer“. Foto: Anna Kondratenko

    Der 2. August ist der Internationale Gedenktag zum Genozid an den Sinti und Roma während der NS-Zeit. In Augsburg fand dieses Gedenken in einem neuen Format statt - mit dem Theaterstück „Zigeuner-Boxer“ von Rike Reiniger mit anschließender Podiumsdiskussion. Im Abraxas erinnerte Oberbürgermeisterin Eva Weber in ihrem Grußwort an die rund 500.000 Sinti und Roma, die im nationalsozialistisch besetzten Europa ermordet wurden. Sie sprach auch vom Mut derjenigen Sinti und Roma, die sich in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 in Auschwitz zur Wehr setzten, bevor sie ermordet wurden. Marcella Reinhard vom Regionalverband Deutscher Sinti und Roma Schwaben beklagte in bewegenden Worten, dass „wir noch immer, auch im Jahr 2024, die ‚Zigeuner‘ sind. Ich möchte nicht so genannt werden“. Weil mit diesem diskriminierenden Wort ihre Großeltern, ihre Tanten, ihre Eltern in der Nazizeit verfolgt und zu schwerer Zwangsarbeit gezwungen worden seien.

    Woran die Worte bei dieser Gedenkfeier erinnerten, brachte das Theaterstück des Ensembles Phoenix vom Urania-Theater Köln mit dem Solo-Darsteller Andras Kunz beklemmend nahe. In einem Monolog schaut die fiktive Figur Hans zurück auf die Geschehnisse um seinen Freund Ruki. Dahinter verbirgt sich die Lebensgeschichte des Boxers Johann „Ruki“ Trollmann – der bis zum Meistertitel aufstieg, der ihm von den Nationalsozialisten jedoch wieder aberkannt wurde, mit der Begründung, er habe „undeutsch gekämpft“.

    Hans erzählt aus der Perspektive des schuldig Gewordenen

    Von Anfang an liegt über diesem Stück Spannung und Schwere, verdichtet auch durch die Bühne in Schwarz, mit acht weißen schrottreifen Stühlen, die Hans – ein Schrotthändler – beim Erzählen immer wieder umstellt, ja auch mit eruptiver Gewalt umwirft, sie übereinander, nebeneinander stapelt, laut scheppernd, mit ihnen und einem Seil auch einen imaginären Boxring andeutend. Hans erzählt aus der Perspektive eines schuldig Gewordenen, der sich rechtfertigt, der immer wieder aus dem Rampenlicht hinauseilt, hinauf in die Besucherreihen, sich einen aus dem Publikum wählt, ihn beschwört, ihn fragt. Worin besteht seine Schuld?

    Das Publikum erfährt dies am Ende: Hans, von den Nazis als „arbeitsscheu“ tituliert, trifft seinen Freund Ruki im Arbeitslager wieder. Dort müssen die beiden zur Belustigung der Wachleute gegeneinander kämpfen. Als Ruki einen SS-Mann erschlägt, wird Hans gezwungen, seinen Freund zu erschießen. All das wird im Stück nur erzählt – doch so intensiv, dass das Ungeheuerliche, das Unfassbare greifbar wird. Lange Stille nach dem Abgang von Hans hinter die Bühne. Die Podiumsdiskussion im Anschluss hätte es gar nicht mehr gebraucht. Im Stück wurde schon alles gesagt.

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