Sie kennt sich aus mit dem Leben von Musikerinnen in vergangenen Zeiten, insbesondere im 18. und 19. Jahrhundert. Seit ihrer Studienzeit hat sich Susanne Wosnitzka für die Existenzen von Komponistinnen, Sängerinnen, Virtuosinnen interessiert, nach wie vor forscht die in Augsburg lebende freie Musikwissenschaftlerin zu dieser Thematik. Gerade auch das Alltagsleben von Musikerinnen in Augsburg hat Wosnitzka ausgeleuchtet und dabei unter anderem die im 18. Jahrhundert lokal bedeutsame Sängerin und Konzertorganisatorin Susanna Jacobina Jungert aus dem Schatten der Vergangenheit geholt.
Über ihre Erkenntnisse bloggt sie seit Längerem auf ihrer Website, wodurch vor einigen Jahren eine gewisse Verena Altenberger auf sie aufmerksam wurde, ihres Zeichens Schauspielerin (u.a. Kommissarin in „Polizeiruf 110“). Ein Social-Media-Kontakt entstand und intensivierte sich durch direkte Begegnungen, als Wosnitzka Filmpremieren von Altenberger besuchte und schließlich auch die „Jedermann“-Premiere 2021, als Altenberger die Buhlschaft verkörperte.
Verena Altenbergers Bitte um Unterstützung für den Bach-Film
Dann, im Herbst letzten Jahres, erreichte Wosnitzka eine Bitte von Verena Altenberger: Für eine Fernsehproduktion sollte sie die Rolle der Anna Magdalena Bach, der Ehefrau des Komponisten Johann Sebastian Bach, übernehmen; ob sie, Wosnitzka, ihr nicht bei der Vorbereitung hierfür helfen wolle? So kam es, und an diesem Mittwoch, 18. Dezember (20.15 Uhr), erfolgt nun die Ausstrahlung von „Bach - Ein Weihnachtswunder“ im Ersten (20.15 Uhr).
Die Filmhandlung, angesiedelt am Weihnachtstag 1734 und kurz davor, dreht sich um die Entstehung des berühmten Bachschen Weihnachtsoratoriums, eine weitgehend fiktive Geschichte, denn historisch bekannt ist darüber so gut wie nichts. Doch gelingt es den Autoren Christian Schnalke (Drehbuch) und Florian Baxmayer (Regie), den Stoff überzeugend aus Belegbarem herzuleiten, etwa den Grundkonflikt zwischen Bach (gespielt von Devid Striesow) und den Leipziger Stadt-Oberen, denen die Musik des Thomaskantors als zu opernhaft, zu wenig gottesfürchtig erscheinen will. Dennoch kommt es zur Aufführung des Weihnachtsoratoriums, und Bachs zweite Ehefrau Anna Magdalena (Verena Altenberger) trägt als Vorständin des vielköpfigen Haushalts (was Notenkopierdienste einschließt) beileibe nicht wenig dazu bei. Was sich umso eindrucksvoller ausnimmt, als eines der Kinder geistig behindert ist, Magdalena sich wieder einmal in anderen Umständen befindet und deshalb in permanenter Sorge lebt - sieben Kinder hat sie bereits zu Grabe getragen.
Magdalena Bach hat Grund zum Ausrasten
Natürlich war Susanne Wosnitzka bereit, Verena Altenberger mit Material zu versorgen. Sie verfasste ein vielseitiges Skript für die Schauspielerin, mit dem sie versuchte, der historischen Figur der „Frau Bachin“, über die wenig bekannt ist, mittels eigener historischer Kenntnisse über das Leben von Musikerinnen im 18. Jahrhundert überzeugendes Profil zu geben. Ein bisschen so, sagt Wosnitzka, wie es ein kriminalistischer Profiler tut, der die unterschiedlichsten Lebensrealitäten mosaikhaft zu einer lebendigen Gestalt zusammenfügt. Gerade auch im Hinblick auf die streng nachgeordnete Stellung der Frauen damals. Besonders gelungen an Altenbergers Rollenporträt findet Wosnitzka deshalb die „Ausrast-Szene“ der Magdalena, in der sich deren Frust gegenüber dem egoistischen, kaum sein Umfeld wahrnehmenden Ehemann entlädt.
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