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Werk der Woche: Augsburger Theter-Ensemble widmet sich dem Stoff, aus dem das Leben ist

Werk der Woche

Augsburger Theter-Ensemble widmet sich dem Stoff, aus dem das Leben ist

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    Blau ist die Farbe des Wassers: Szene aus der neuen Theaterproduktion des Ensembles Theter, in der sich alles um das flüssige Element dreht.
    Blau ist die Farbe des Wassers: Szene aus der neuen Theaterproduktion des Ensembles Theter, in der sich alles um das flüssige Element dreht. Foto: Vivien Claire Bergjann

    Der gesprengte Kachowka-Staudamm, bedenklich niedrige Grundwasserspiegel, verheerende Waldbrände, Mikroplastikmassen im Mittelmeer – es gäbe genügend aktuelle Gründe, das Thema Wasser auf der Bühne politisch zu verarbeiten. Warum sich die diesjährige Sommerproduktion des Theter-Ensembles, die sich um die lebensspendende Kombination aus Wasser- und Sauerstoff dreht, hat jedoch einen „banaleren Grund“, wie die musikalische Leiterin Frida Hell erklärt. „Ich dachte an die letzte Sommerproduktion, und das Erste, was mir in den Sinn kam, war diese schreckliche Hitze im City Club. Wasser erfrischt die Gemüter in diesem Raum.“

    Politische Inszenierungen liegen dem Ensemble nicht fern – man denke nur an die eindrucksvolle Inszenierung der „Roten Wölfin“ letztes Jahr. Doch „das Thema Wasser ist so umfangreich, dass man es in 75 Minuten gar nicht in allen Facetten abhandeln kann“, sagt Regisseurin Vivien Claire Bergjann. „Du bestehst aus mir. Du bestehst dank mir. Gern geschehen.“ So formuliert es Bergjann im einleitenden Text zu „65%“, ein musikalisch-literarischer Abend, der sich um den aus ebenso viel Prozent aus Wasser bestehenden Menschen dreht. Menschen lassen sich am Wasser nieder, und wo Menschen sind, entsteht Kunst. Laut der künstlerischen Leiterin des Ensembles, Amelie Seeger, ist die Relevanz des Themas Wasser im Stück, „dass es auch schon vor 200 Jahren die Menschen zu künstlerischen Höchstleistungen getrieben hat. Wir nähern uns freier, mit mehr Assoziationsspielraum für das Publikum, sich in das Thema hineinzudenken.“ 

    Theter-Ensemble inszeniert "65%" mit Musik von Schostakowitch bis Björk

    Nachdem Seeger und Hell unabhängig voneinander ein musikalisch-literarischer Abend vorschwebte, war neben der Thematik auch das Format schnell gefunden. Die ausgebildete klassische Sängerin Hell tauchte tief in ein in die Kunst- und Populärlieder der letzten zwei Jahrhunderte und fand das Thema Wasser bei Dimitri Schostakowitsch, dem Chansonnier Charles Trenet und der isländischen Sängerin Björk. „Es ist eine Mischung aus Ernstem und Lustigem, es gibt Momente der Ruhe und Momente der Lebensfreude. Außerdem zurren wir auch die Strenge des klassischen Vortrags auf.“

    Bergjann konnte für die Texte ebenfalls aus reichen Quellen schöpfen: „Die Texte sind genauso vielseitig wie das Wasser. Die verschiedenen Zustände, die verschiedenen Formen, wie es in Erscheinung tritt, haben wir auch in den Texten.“ Klassische Literatur, mythologische Figuren und Texte aus Bergjanns Feder ergeben eine „wässerige Collage, die sich auf träumerischer Ebene“ dem Stoff, aus dem das Leben ist, nähert. Das Stück gibt dem Publikum die Möglichkeit, etwas Unersetzbares, das zumindest in unseren Breiten eine Selbstverständlichkeit geworden ist, zu reflektieren.

    Ist "65%" ein Stück für die Weltkulturerbe-Stadt?

    Dabei schließen Hell und Bergjann, die beide auch mit Via Augusta Gäste durch die Stadt führen, auch den Kreis zwischen der Inszenierung des Ensembles und dem Weltkulturerbetitel der Stadt Augsburg für ihre historische Wasserversorgung. Läge es da nicht auf der Hand, mit dem Welterbe-Büro zusammenzuarbeiten, um für ein noch größeres Publikum das Thema Wasser mit dem Stück aus einer ganz anderen Perspektive zu beleuchten? Die Zeit wäre zu knapp bemessen gewesen, um sich neben Entwicklung des Stückes noch offiziell an die Stadt zu wenden. Doch Seeger lächelt vielsagend, als sie sagt, „dass das Stück durchaus auch außerhalb des City Clubs stattfinden kann.“ 

    Premiere Am 22. Juni, 20.30 Uhr, im City Club. Weitere Vorstellungen am 23., 27. und 28. Juni sowie am 4., 5., 13. und 14. Juli. Karten bei theter.de

    Von Bildender Kunst über Musik bis Literatur. In unserer Serie „Werk der Woche“ stellen wir wöchentlich in loser Folge ein Kunstwerk mit regionalem Bezug vor, das die Begegnung lohnt.

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