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Festival-Finale
17.06.2024

Charly Hübner beim Augsburger Mozartfest: Erbarmen? Nein, Applaus!

Charly Hübner und das Ensemble Resonanz im Kleinen Goldenen Saal beim Augsburger Mozartfest.
Foto: Fabian Schreyer

Der Schauspieler inmitten eines Programms, das Franz Schubert mit Nick Cave zusammenführt. Und die Musik der "Winterreise" und von "Mercy Seat" in neuer Bearbeitung präsentiert. Gewagter kann ein Mozartfest-Finale nicht sein.

Schwer atmend steht er da – man hört es, weil die Nase direkt auf dem Mikrofon aufsitzt –, aus den Augen ein starrer Blick, als habe Kommissar Bukow wieder mal den Leichenfund einer jungen Frau mitgeteilt bekommen. So kann nur einer über die Köpfe der Leute hinweg ins Irgendwo schauen, Charly Hübner, der jetzt auch düster ins Mikro diktiert: "Sie kamen in mein Haus, nahmen mich mit." Fahl erklingt dazu ein einsamer Ton aus einem Akkordeon, ein Kontrabass brummt rabenschwarz dazu ... 

Willkommen auf dem "Mercy Seat" und bei einer etwas anderen "Winterreise", als man beide für gewöhnlich kennt. Eine Mixtur wird da geboten aus kaum für vereinbar gehaltenen Komponenten, aus Songs des australischen Dunkelpoeten Nick Cave und dem Weltabschieds-Liederzyklus der Erzromantiker Wilhelm Müller und Franz Schubert, neu und aufregend arrangiert von Tobias Schwenke für die 16 Streicher des auf zeitgenössische Musik spezialisierten Ensemble Resonanz in Spielgemeinschaft mit dem hochkarätigen Jazztrio Carlos Bica (Bass), Kalle Kalimba (E-Gitarre) und Max Andrzejeski (Schlagzeug). Zusammengehalten, singend und erzählend und alle erdenklichen Zwischentonlagen aufbietend, von einem Bühnenkünstler, der sich keinesfalls in bloß eine Schublade stecken lässt, von Charly Hübner eben. Experiment also noch einmal am letzten Abend des diesjährigen Augsburger Mozartfests.

Das Ensemble Resonanz kratzend, singend, summend

Das Hübner-Gemurmel, der fadendünne Ton vom Beginn, sie münden in Harmoniefolgen und eine Melodie, die Liebhabern des deutschen Liedgesangs nur allzu vertraut ist, nun aber nicht von einem Klavier, sondern von Streichern unter kratzigem Bogeneinsatz dargeboten wird, in die sich zudem noch der ein oder andere sphärische Gitarrenton einschleicht: "Gute Nacht", die Eröffnung von Schuberts "Winterreise". "Fremd bin ich eingezogen ..." – Charly Hübner versucht erst gar nicht, wie ein klassisch geschulter Liedsänger zu klingen. Er singt ein paar Worte, wechselt dann in den Sprechgesang, zerkaut Silben, verballhornt, ironisiert die Verse. Der einsame Wanderer von Schubert, Caves "Mercy Seat", ein Euphemismus für den elektrischen Stuhl, wie passt das zusammen? 

Erstaunlich gut, wie sich im weiteren Verlauf herausstellt, in dem, kondensiert aus den Texten, ein hybrider Einzelgänger Gestalt annimmt: ein Mann, der aus Eifersucht seine Geliebte umgebracht hat, eine Tat, die ihn in die Todeszelle gebracht hat und ihm dort weiter im Kopf herumspukt. Der Einzelne, Entfremdete, enttäuscht von der geliebten Frau, die sich einem anderen zugewandt hat – das ist, basierend auf Versen von Wilhelm Müller, Schubert; der Mord an der Frau und die Strafkonsequenz stammen von Cave. Streng gestimmt könnte man natürlich fragen, ob dem "Winterreisen"-Wanderer sein (mutmaßlicher) Selbstmord am Ende abspenstig gemacht, ihm stattdessen ein Frauenmord angehängt werden könnte. Doch das verwegene Zusammendenken der beiden Lebensgeschichten wird durch die Musik, die sie zusammenbindet, ihrer Brisanz beraubt. 

Carlos Bica & Co. sorgen für rhythmischen Vorwärtstrieb

Die Transformation des Schubert'schen Klaviersatzes in die verblüffendsten Streicher- und Jazztrio-Sounds ist nichts weniger als elektrisierend in ihrer Kombinationsverwegenheit bei gleichzeitiger situativer Passgenauigkeit. Hat man zwei, drei Schubertlieder gehört – der Abend bringt nicht den ganzen Zyklus, nur gut die Hälfte der "Winterreise" –, wächst überraschend der "Lindenbaum" mit reinem Gesang aus 16 Instrumentalisten-Kehlen empor – und zwar nicht in Hoch-, sondern in Plattdeutsch gesungen. Noch einmal in diesem Programm werden anstelle von Charly Hübner die Ensemble-Resonanz-Mitglieder ihre Stimmorgane bemühen, diesmal bei Schuberts "Nebensonnen", die im Summton intoniert werden. Bei Cave-Klassikern ist man das Covern, das ja immer auch ein Modifizieren ist, eher gewohnt, was freilich den Streicher-grundierten und von Bica & Co. rhythmisch getriebenen Versionen von "Sweetheart Come" oder "Where the Wild Roses Grow" nichts nimmt von ihrer erdigen Melancholie, perforiert durch Carly Hübners eigenwilligen Singsprech.

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Einen rein instrumentalen Ruhepunkt bildet das fast ausschließlich dem Ensemble Resonanz vorbehaltene Adagietto aus Gustav Mahlers 5. Sinfonie – nur Gitarrist Kalimba darf hier die ursprünglich vorgesehene Harfe ersetzen –, ein Stück, das mit sattem Streicherschmelz in die Sphäre entrückter Schöntrauer gehoben wird. Bevor es zum Ende dann wieder diesseitig wird, wenn Charly Hübner die Nick-Cave-Reprise einleitet, "Mercy Seat is waiting ...", wozu Gitarre, Bass und Schlagzeug noch einmal brachial loslegen. Bis am Schluss, die Streicher sind längst wieder mit dabei, ein karges melodisches Fragment aufklingt, unverkennbar dem "Leiermann" entstammend, dem letzten, betrübtesten aller "Winterreisen"-Lieder. So verschweißt sich in den finalen Klängen noch einmal das Heterogene – Schubert und Cave – auf höchst sinnfällige Weise. Frenetischer Jubel, spontaner Stehapplaus eines überwältigten Publikums.

Ein Mozartfest-Kurs, den es zu halten gilt

Gut so, wenn Versuche, das Mozartfest programmatisch etwas nachzujustieren, derart eindrucksvoll gelingen wie an diesem Abend. Der lautstarke Beifall bestätigt den Kurs von Simon Pickel, dem künstlerischen Leiter des Mozartfests. Zumal tatsächlich zu sehen ist – beim anderen Programmpunkt in dieser Richtung, beim Auftritt des Quatuor Ébène mit dem Soundmixer Xavier Tribolet, war es ähnlich –, dass derlei Programme ein anderes, tendenziell jüngeres Publikum ansprechen, ohne dabei grundsätzlich die angestammte Gästeschar zu verprellen. Natürlich gibt es immer potenzielle Konzertinteressenten, die von einem Mozartfest verlangen, dass es Mozart darzubieten hat und nochmals Mozart. Aber wenn ein Programmpunkt auf derart hohem Niveau ein, zwei Male pro Festival den Blick über den Tellerrand unternimmt, ist das im Hinblick auf die Festivalzukunft nur zu begrüßen. Zumal das angestammte Klassikkonzert auf ebenfalls sehr hohem Niveau ja keineswegs ausbleibt. Dass das Festivalpublikum im Großen und Ganzen den Kurs bestätigt, beweist die Auslastung: Von insgesamt zehn Konzerten des Mozartfests 2024 waren acht ausverkauft. Wenn das kein Auftrag ist!

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