Luc Tuymans hat es getan und auch Julian Schnabel, Ed Ruscha und Ugo Rondinone - nämlich Ausstellungen kuratiert mit Werken von Kollegen, die ja nicht selten auch Konkurrenten sind. Nun ist Harry Meyer, der renommierte schwäbische Maler, diesen Größen zum zweiten Mal gefolgt: Auch in diesem Sommer gibt es wieder eine von ihm konzipierte, organisierte und bestückte Ausstellung mit Werken zeitgenössischer Kunst, wieder im kleinen Touristen-Magnet Essing an der Altmühl, wo die Gemeinde den 1640 erbauten barocken Pfarrhof erworben und mit Mitteln unter anderem der Städtebauförderung für rund 1,4 Millionen Euro für ein Kunst- und Kulturforum namens „MEMU – Mensch und Museum Essing“ saniert hat.
Dort war 2023 auf rund 425 Quadratmetern Ausstellungsfläche die von Harry Meyer entwickelte Doppelschau „Crossover – Die Linie“ gezeigt worden, die heuer nun abgelöst ist von „Wasserstoff - Die Linie“. Dieses Jahr sind unter den 21 gezeigten Künstlern – Harry Meyer stellt sich selbst nicht aus – auch einige namhafte Kollegen aus dem Augsburger Raum mit dabei sowie auch Künstler(innen), die am Lech schon wiederholt gezeigt wurden. Klar, dass sich die Frage stellt, welche Anforderungen Meyer an die Künstler und die Werke stellt, die er qualitativ mitverantwortet, wenn er sie im denkmalgeschützten Essinger Pfarrhof präsentiert.
Harry Meyers Maßstäbe an die Kunst
Er sagt: „Ich hatte schon immer Interesse an dem, was andere produzieren. Da hat sich ein Sensus dafür entwickelt, was ich persönlich gut und qualitätvoll finde. Wichtig ist, dass das Handwerk beherrscht wird, dass der jeweilige Künstler an das glaubt, was er macht und dieses auch eine innere Logik besitzt. Es sollte etwas ganz Eigenes sein, eine neuartige, selbst entwickelte Sicht auf die Welt und ihre Wahrnehmung, auch ein Geheimnis und einen Widerstand bieten.“ So also der Anspruch Meyers, den er eingelöst sieht eben auch unter einigen namhaften Künstlern des Augsburger Raums.
Etwa durch den mittlerweile 95-jährigen Georg Bernhard, der im Rahmen der Ausstellungsabteilung „Die Linie“ einige größere und etliche kleinere Arbeiten aus seinen ungebremst produktiven letzten Jahren zeigt, darunter figurative Menschen-Rohrfederzeichnungen und ägyptisch inspirierte Tiermenschendarstellungen. Etwa durch Josef Zankl aus Mering, der in der Abteilung „Wasserstoff“ ausgesprochen überraschende, ausgesprochen ästhetische Zeichnungen beiträgt, die zwar auch dem Zufall zu verdanken sind, dennoch geradezu wie eine eingeübte Handschrift wirken. Etwa durch Christof Rehm (Augsburg) und seine düster-lichten Island-Fotografien, die aus nicht inszenierten kargen Landschaftsmotiven inszenierte Fotobilder schaffen.
Ein Angebot ans Augsburger Kulturreferat
Dazu kommen noch mit ihren Arbeiten zum Thema Wasser bzw. Wasserstoff die Künstler Barbara Ehrmann, Ulrike Hogrebe sowie der Georg-Bernhard-Schüler Willi Weiner, alles Namen, die Augsburger Kunstszene-Beobachtern ein Begriff sein müssten. Zusammen genommen dominieren Landschaftsdarstellungen das Thema „Wasserstoff“, wozu natürlich auch Arktis- und Gletscheransichten zählen. Aber auch abstrahierende und abstrakte „Wasser-Werke“ enthält die Schau, die überdies erzählt, auf wie vielen experimentellen Wegen Kunst entstehen kann. Dass das Thema „Wasser“ auch in der Unesco-Welterbestadt Augsburg eine tragende Rolle spielt, dessen ist sich Harry Meyer bewusst. Er hat die von ihm kuratierte Schau zur temporären Übernahme dem Augsburger Kulturreferat angeboten.
Laufzeit bis 8. September, geöffnet Sa/So 13 bis 17 Uhr. Katalog: 15 Euro.
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