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Vom Fehlschlag zum Klangwunder: Steinklang feiert Jubiläum

Konzertreihe

Wenn Steine nach 2000 Jahre Geschichte klingen

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    Die Steinklang-Konzertreihe von Wolfgang Lackerschmid feiert in diesem Jahr ihr 15-jähriges Bestehen.
    Die Steinklang-Konzertreihe von Wolfgang Lackerschmid feiert in diesem Jahr ihr 15-jähriges Bestehen. Foto: Felix Bönigk

    Selbst mit allen Wassern gewaschenen Musikern kann es passieren, dass etwas gehörig schiefläuft. Bei Wolfgang Lackerschmid liegt das 18 Jahre zurück. Die Stadt Augsburg beauftragte den Komponisten und Vibrafonisten, ein Stück für ein großes Percussionensemble zu schreiben, das den Herkulesbrunnen thematisierte und im Römischen Museum aufgeführt werden sollte. „Doch der Sound war viel zu knallig“ für den ehemaligen Sakralbau, erinnert sich Lackerschmid, die Kritik schrieb von „hallgeschwängertem Unwetter, das an Dantes Inferno gemahnte.“ Es sollten noch einmal zwei Jahre in die Fuggerstadt ziehen, bis Lackerschmid mit dem Instrumentenbauer Rudolf Fritsche die Lösung „für den faszinierenden Raumklang des Museums“ gefunden hatte. „Mit seinen Steininstrumenten funktionierte es“, Gramorimba, Steinharfe und Steingong schienen wie gemacht für das immense Schiff der ehemaligen Dominikanerkirche.

    Im Studio wurde am Klang des Materials geforscht und schließlich ein neues Werk erschaffen: Steinklang einer 2000-jährigen Stadt. „So haben wir aus einer negativen Erfahrung etwas Positives gemacht“, freut sich der Komponist 15 Jahre nach der Premiere. Zweifelsohne ist es nachhaltig gewesen. Denn nicht nur, dass die Reihe viele Jahre eine Institution im kulturellen Kalender der Stadt ist, sie führt auch Menschen an neue Musik und Jazz heran, die sonst vielleicht wenig bis keine Berührungspunkte damit haben.

    Die Steinklang-Konzerte sind etwas Besonderes für die Stadt

    Es war die Idee der Regio Augsburg, Stadtführungen im Hochsommer an einem kühlen Ort mit besonderer Musik zu beenden, die die Jahrtausende alte Geschichte der Stadt atmet. Schon im ersten Programmheft des Jahres 2009 ist zu lesen, dass sich die Beteiligten sicher waren, etwas Besonderes geschaffen zu haben. Von einem Alleinstellungsmerkmal wird gesprochen und rhetorisch gefragt, welche Stadt schon mit einem eigens für einen Standort, speziell auf den öffentlichen Raum hin komponierten Werk glänzen könne.

    Zu diesem Zeitpunkt war es auch bisher nicht absehbar, dass die statischen Probleme des Römischen Museums so gravierend waren, dass das Museum in einen tiefen Dornröschenschlaf fiel, aus dem es bis heute nicht wieder erwachte. Doch Viermetzhof und Annakirche sind ein mehr als adäquater Ersatz, vor allem letzterer Ort ist zwischen dem glühend heißen Asphalt der Fußgängerzone und dem Gewimmel der Einkaufenden eine Oase der Ruhe. Die Kühle schmeichelt der Haut, die Luft des Mittelschiffs ist erfüllt von beruhigenden, meditativen und vereinnahmenden Klängen aus wundersamen Instrumenten, und jeder Besuch verspricht neue Musik: „Ich schreibe immer neue Stücke, ich bin inspiriert durch deren Entwicklung. Sie werden mehrmals aufgeführt und entwickeln sich live immer weiter“, sagt Lackerschmid.

    Die Steinklang-Reihe wurde zu einem Podium für musikalische Experimente, zu einem Treffpunkt von Musikerinnen und Musikern verschiedener Hintergründe, zu einer Möglichkeit, Profis in ungewohnter Konzertsituation zu erleben und die junge Generation, die Routine dabei gewinnt, anspruchsvolle Musik live aufzuführen. Dieses Jahr gibt es neben den regulären Konzerten des Steinklang Percussion Trios sowie Solo- und Duoperformances von Wolfgang Lackerschmid zum Jubiläum noch drei Sonderkonzerte: das Percussion-Ensemble Schlag 3, Avantgardekünstlerin Vanessa Porter und eine Jazzcombo um Vibrafonistin Izabella Effenberg. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Jahr etwas schiefgeht, ist äußerst gering.

    Die Steinklang-Konzerte finden von Freitag, 9. August, bis Sonntag, 1. September, täglich außer montags um 16 Uhr in der Annakirche statt. Von 3. bis 15. September zieht die Reihe in den Viermetzhof des Maximilianmuseums (ebenfalls täglich um 16 Uhr außer montags). Der Eintritt ist frei. Die Sonderkonzerte finden am Freitag, 16. August, um 20 Uhr in der Annakirche statt (Schlag 3), am Samstag, 17. August, um 20 Uhr ebenfalls in der Annakirche (Vanessa Porter) und am Sonntag, 15. September, um 20 Uhr im Viermetzhof (Izabella Effenberg, Wolfgang Lackerschmid, Sven Faller und Radek Szarek)

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