Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten
Feuilleton regional
Icon Pfeil nach unten

Veranstaltung: Das Augsburger Brechtfestival 2022 wird analog und digital

Veranstaltung

Das Augsburger Brechtfestival 2022 wird analog und digital

    • |
    Im nächsten Jahr soll es wieder – wie hier im Bild zuletzt im Jahr 2020 – Veranstaltungen des Brecht-Festivals vor Live-Publikum geben.
    Im nächsten Jahr soll es wieder – wie hier im Bild zuletzt im Jahr 2020 – Veranstaltungen des Brecht-Festivals vor Live-Publikum geben. Foto: Bernd Rottmann

    Das Brechtfestival 2022 soll als hybride Veranstaltungsreihe stattfinden, wie die beiden Festivalleiter Tom Kühnel und Jürgen Kuttner den Stadträten und Stadträtinnen des Kulturausschusses am Montagnachmittag erklärten. Es sind – anders noch als in diesem Jahr – wieder Veranstaltungen in Sälen und mit Publikum in Augsburg geplant, gleichzeitig wird es auch wieder ein digitales Brechtfestival geben, das in diesem Frühjahr erfolgreich stattgefunden hat.

    Tom Kühnel und Jürgen Kuttner krempelten das Brechtfestival um

    Die Pandemie bestimmt somit zwei der drei Festivals, die Kühnel und Kuttner organisiert haben. Als beide die Leitung des Brechtfestivals übernommen haben, krempelten sie das Konzept um: Vor allem an den Wochenenden wollten sie Spektakel schaffen, ballten sie im Martinipark das Programm, gespickt mit Namen, die man deutschlandweit kennt. Im Februar 2020, als das Coronavirus sich gerade anschickte, über die ganze Welt zu verbreiten, aber noch nicht in Deutschland angekommen war, starteten sie mit ihrem ersten Spektakel. Das gefiel – aber nicht jedem.

    Als Spektakel mit Riesenrad und Rummel haben Jürgen Kuttner (links) und Tom Kühnel ihr erstes Augsburger Brechtfestival 2020 aufgezogen.
    Als Spektakel mit Riesenrad und Rummel haben Jürgen Kuttner (links) und Tom Kühnel ihr erstes Augsburger Brechtfestival 2020 aufgezogen. Foto: Michael Hochgemuth

    Eigentlich hatten Kühnel und Kuttner im Februar 2020 noch vor, für ihre nächsten beiden Festivals an diesem Konzept weiter zu feilen. Dann allerdings verhinderte die Pandemie nicht nur das Spektakel, sondern jede Form von Veranstaltung mit Publikum. Das Regie-Duo musste das Festival komplett neu erfinden, als reine Digitalveranstaltung. Das gelang.

    Brechtfestival 2021: Eine Rückkehr zum Spektakel wird es wegen der Corona-Pandemie nicht geben

    Nun, im Februar 2022, soll es eine Mischung aus Präsenzveranstaltungen und digitalem Festival werden. Eine Rückkehr zum Spektakel mit Gedränge, vielleicht auch Schlangen vor einzelnen Veranstaltungen und großer Publikumsballung an zwei Abenden ist wegen der Pandemie nicht möglich. Die Veranstaltungen in Augsburg werden über den Festivalzeitraum vom 18. bis zum 27. Februar verteilt.

    Als Motto für 2022 haben Kühnel und Kuttner „Worldwide Brecht“ ausgerufen. Sie wollen mit Künstlerinnen und Künstlern aus Europa, Afrika, Asien und Nordamerika ein genreübergreifendes Programm anbieten – mit Schauspiel, Musik, Literatur und Bildender Kunst. „Das Brechtfestival 2022 ist, wenn man so will, die Synthese dessen, woran wir als Festivalleiter in den letzten beiden Jahren gearbeitet haben: Das erste Mal war es ein Spektakel. Beim zweiten Mal wurden wir ins Netz getrieben durch die Pandemie. Jetzt arbeiten wir daran, das Beste aus beiden Welten zusammen zu bringen, indem wir live agieren und zugleich im Netz präsent sind“, skizziert Kuttner das Festivalkonzept.

    Geboten wird eine Menge: Filmschaffende aus Beijing, Neu-Delhi, Tel Aviv, Kirksville und Herat haben Skizzen zu Brecht geschaffen, die im Festival Premiere haben werden. Im Literaturprogramm gibt es ein Wiedersehen mit der Schauspielerin Corinna Harfouch. Dazu wird das Textilmuseum in Augsburg (Tim) für das Festival zur Zentrale. Neben Veranstaltungen und Filmpremieren wird dort auch eine Ausstellung gezeigt. Eine große Arbeit hat die US-Künstlerin Zoe Beloff angefertigt, die sich von Brecht zu ihrer raumgreifenden Historienmalerei „Parade Of The Old New“ inspirieren ließ. Darin arbeitet die Künstlerin die dunkle Seite der Amtszeit von Ex-US-Präsident Donald Trump heraus.

    Brechtfestival 2021: Eine Inszenierung des Staatstheaters Augsburg setzt sich mit Texten von Thomas Brasch auseinander

    Für ihre Inszenierung am Staatstheater Augsburg gehen die beiden Festivalleiter Kühnel und Kuttner einem Enkel von Bertolt Brecht nach, wie sie sagen. „Morgen wird auch ein schöner Tag, sagte die Eintagsfliege“ setzt sich mit Texten von Thomas Brasch auseinander, dem provokanten Autor und Filmemacher. Und dann holen die beiden auch ihre jüngste Produktion am Deutschen Theater Berlin nach Augsburg. Dort soll am Samstag, 11. Dezember Brechts „Der Hofmeister“ in ihrer Regie auf die Bühne kommen.

    Dann sind einige internationale Gastspiele geplant: etwa des Ensembles Kupalaucy aus Belarus. Es präsentiert mit „Fear“ Ausschnitte aus Brechts „Furcht und Elend des Dritten Reichs“. Das Ensemble setzt sich aus Künstlerinnen und Künstlern des Janka Kupala Theaters in Minsk zusammen und hat in seinem Heimatland Auftrittsverbot. Die Compagnie Louxor de Lomé spiegelt Brecht in „Mère Courage“ aus togolesischer Perspektive. Die Produktion feiert beim Brechtfestival Weltpremiere. Und aus Kyoto stammt das Ensemble Chiten, dessen „Fatzer“-Inszenierung zu sehen sein wird.

    Brechtfestival 2021: "Flüchtlingsgespräche" als Live-Audiowalk

    Die freie Augsburger Theaterszene ist mit zwei Premieren vertreten. Bluespots Productions haben Brechts „Flüchtlingsgespräche“ in einen Live-Audiowalk verwandelt (Regie Gianna Formicone). Das Theter Ensemble inszeniert Brechts selten gespielte „Judith von Shimoda“. Und das Gymnasium bei St. Stephan gibt eine konzertante Aufführung der Brecht-Eisler-Kantate „Die Mutter“.

    Die große Unbekannte bei all dem ist die Corona-Pandemie. Im Augenblick sind Veranstaltungen mit Publikum bei beschränkter Saalkapazität und mit der 2G-Plus-Regelung möglich. Wie die Lage Ende Februar aussieht, das kann im Moment niemand sagen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden