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Universitätsorchester Augsburg präsentiert "Es war einmal"

Konzert

Tannhäuser geht zur Uni

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    "Es war einmal" hieß es beim Auftritt des Universitätsorchesters Augsburg.
    "Es war einmal" hieß es beim Auftritt des Universitätsorchesters Augsburg. Foto: Michael Hochgemuth

    Kommen wir gleich zur Sache: Das, was beim jüngsten Konzert des Universitätsorchesters auf den Pulten der vornehmlich jungen Musiker lag, das kann passagenweise durchaus auch die Mitglieder von professionellen Klangkörpern ins Straucheln, zum Schleudern bringen. Etwa der einleitende Hornsatz von Engelbert Humperdincks Vorspiel zur Oper "Hänsel und Gretel", etwa der filigrane Drive von Rossinis Ouvertüre zu "La Cenerentola", etwa das sich repetierende Spielwerk der hohen Streicher gegen Ende des "Tannhäuser"-Vorspiels von Richard Wagner. Alles schon mal unter Abstrichen im Opernhaus zu hören gewesen, selbst in Bayreuth. Und überhaupt die zauberischen, märchenhaften, "waldwebenden" Atmosphären, die das Programm "Es war einmal" im Uni-Auditorium Kunst und Musik verlangte! Alles nicht so einfach, wenn es suggestiv sein soll. 

    Acht musikdramatische Werke mit Märchen- und Sagen-Plot füllten das zweimal gegebene Konzert, acht Werke, die – weil sie direkt oder im Ouvertüren-Vorgriff Stimmungen bündeln – einen spezifischen Charakter tragen sollten. Das erfüllen zu wollen, ist schon hoher Anspruch; Tschaikowsky und Wagner sind im Ursprung nicht wirklich Literatur für Ausbildungsorchester.

    Das Universitätsorchester Augsburg schlug sich in Teilen bewunderungswürdig

    Aber selbstverständlich haben sich gerade Ausbildungsorchester mit komplexen Partituren zu beschäftigen, wie sonst wären Klippen zu meistern – nicht zu umschiffen? Wie sonst sollten erst Annäherung, dann Erfüllung gelingen? Um auch im Ergebnis gleich zur Sache zu kommen: Das Universitätsorchester mit der starken Besetzung von rund 70 Mitgliedern schlug sich angesichts der musikalischen Anforderungen achtbar – und in Teilen bewunderungswürdig. 

    Wenn im ersten Teil des Abends – nach einem eher geschlenderten Marsch – durch Holz und Harfe und erste Violinen ein festlicher, seidig rauschender Glanz für Tschaikowskys "Nussknacker"-Walzer aufkommt, wenn das Blech sich triumphal in Ignaz Lachners "Loreley"-Ouvertüre einbringt (obwohl das Stück erhebliche konventionell-kompositorische Durststrecken zu überwinden hat), wenn die besagten Hörner in Humperdincks "Hänsel und Gretel"-Ouvertüre intonationsrein und stimmungsvoll agieren, dann ist das geradezu dankbares Erstaunen wert.

    Das Universitätsorchester überschreitet künstlerische Grenzen

    Und wenn im zweiten Teil des Abends Rossinis "La Cenerentola"-Ouvertüre auch gewitzt, erwartungsfroh, wirkungsvoll im "Höherschalten" der Getriebegänge erklingt, wenn in Lortzings "Undine"-Ouvertüre das von einer Tubistin angeführte tiefe Blech wuchtig tönt, wenn schließlich – bei etwas keuschem Zurückhalten im Venusberg – auch im "Tannhäuser"-Vorspiel die Hörner, das Holz, die Celli und Posaunen Aura erzeugen, dann kann man schlussfolgern: künstlerische Grenzen nicht nur erfolgreich ausgelotet, sondern sogar überschritten. So muss es sein, so ist es gut. Um noch ein drittes Mal zur Sache zu kommen: Wenn das Orchester nun noch in weiterer Ausdifferenzierung des Notentexts geschult wird (Dynamik! Rubato-Spiel!), wenn Dirigent Christoph Teichner, der offensichtlich menschlich stark zu motivieren versteht, seine Hände gesteigert unabhängig voneinander einsetzt, dann werden sich noch viel mehr bewunderungswürdige Konzert-Momente einstellen. Den Studenten ist's zu wünschen, sie haben es verdient.

    Im Übrigen konnte man am Freitagabend, den David Hock als Märchenerzähler moderierte, ins Sinnieren darüber kommen, ob das vielfach geforderte "Aufbrechen" von traditionellen Konzertstrukturen wirklich die Lösung aller Publikumszurückhaltung ist. Vorführende und Auditorium saßen sich auch in der Uni streng getrennt gegenüber; "Gesprächskonzerte" wie dieses sind jahrzehntelang erfolgreich erprobt; der Saal war rappelvoll, auch bei der Konzert-Wiederholung. Es funktionierte also – bis hin zum enormen Jubel über die Leistung des Universitätsorchesters – alles bestens und trefflich.

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