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Theater: Hänsel und Gretel in Neonfarben und Schwarzlicht

Theater

Hänsel und Gretel in Neonfarben und Schwarzlicht

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    Sandra Lienhard arbeitet bei ihrem Theaterstück mit Schwarzlicht.
    Sandra Lienhard arbeitet bei ihrem Theaterstück mit Schwarzlicht. Foto: Samantha Sacco

    "Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald ..." Jeder kennt das Märchen von den Geschwistern, die von ihren Eltern im Wald ausgesetzt werden und dort auf eine böse Hexe treffen. Doch kaum jemand dürfte es je in Neonfarben gesehen haben, die in Schwarzlicht erstrahlen. Genau das bringt Schauspielerin und Regisseurin Sandra Lienhard mit ihrem Theater "Die Prinzenbude" nun zum ersten Mal im Theater Abraxas in Augsburg auf die Bühne.

    Die Kulisse und die Figuren hat sie komplett selbst gemalt. Seit Mai ist sie bereits damit beschäftigt. In kräftigem Neonpink, -grün, -blau, -gelb und -violett strahlen sie den Zuschauerinnen und Zuschauern aus völliger Dunkelheit entgegen. „Ich male schon seit Jahren mit Schwarzlichtfarben. Es ist ein bisschen wie Zauberei“, sagt die 50-Jährige. So könne sie mit 3D-Effekten Überraschungen in ihr Stück einbauen wie zum Beispiel eine Feuersequenz. Beim Malen trägt Lienhard dafür eine 3D-Brille. „Es ist, als würde man über der Leinwand malen.“ 

    Hänsel und Gretel sind noch in der Entwicklungsphase

    Bei der Premiere bekommen die Kinder aber erst mal keine 3D-Brillen. "Das ist vielleicht etwas kompliziert, und ich möchte erst einmal herumexperimentieren, wie das Ganze überhaupt ankommt", begründet die Schauspielerin. Dreimal kommt ihre Adaption von Hänsel und Gretel im Abraxas auf die Bühne. "Das Stück ist noch im Entwicklungsprozess. Beim zweiten Mal mache ich vielleicht schon irgendetwas anders als beim ersten Mal." 

    Eine weitere Besonderheit: Lienhard steht ganz allein auf der Bühne. Es ist eine One-Woman-Show. Und zwischendurch singt und rappt sie sogar. "Ich bin keine ausgebildete Musikerin und keine Malerin, aber ich möchte meine Interessen in mein Stück einbringen." Selbst gebaute Figuren, die sie über die Bühne führt, dienen unter anderem als Hänsel und Gretel. "Eine technische Herausforderung ist das natürlich schon. Den Figuren habe ich zum Beispiel Ständer gebaut, weil sie umkippen, wenn ich sie nur am Kopf festhalte." Auch die Kulissen zur richtigen Zeit und abgestimmt auf den Text auf- und abzubauen sei nicht so leicht, erklärt Lienhard. "Ich bekomme bei den Proben Feedback von Kolleginnen und Kollegen und ich filme mich selbst dabei. Ohne das würde es fast nicht funktionieren."

    Vom Vorteil, alleine auf der Bühne zu sein

    Zwischendurch vermisst sie zwar den Austausch mit Kollegen und Kolleginnen in einem Ensemble. Der Vorteil, die einzige auf der Bühne zu sein, sei aber: "Ich kann alles eins zu eins so umsetzen, wie ich das möchte." Sie freue sich schon sehr, dass es nach den langwierigen Vorbereitungen nun endlich zur Aufführung komme.

    Und warum gerade Hänsel und Gretel? "Märchen sind ein wichtiges Kulturgut. Das möchte ich den Kindern vermitteln. Außerdem geht es in Hänsel und Gretel um Zusammenhalt: Bruder und Schwester überlisten gemeinsam die böse Hexe." Die Szenerie im Wald sei künstlerisch zudem schön umsetzbar - gerade mit dem Konzept Schwarzlicht. Die Schauspielerin ist aber nicht allein auf Kindertheater spezialisiert. Ovids "Metamorphosen" hat sie zum Beispiel als "Märchenspaziergang" im Augsburger Siebentischwald aufgeführt. "Ich finde beides interessant und mag es, sowohl Kinder als auch Erwachsene zum Staunen zu bringen. Aber Kinder haben einen noch offeneren und ehrlicheren Blick auf die Dinge, sie fiebern mehr mit. Und das genieße ich einfach."

    Leben lässt es sich nicht vom eigenen Theater

    Zum Leben reicht das Geld aus ihren Theaterstücken für Sandra Lienhard nicht aus. Einmal die Woche pendelt sie nach München, um dort 24 Stunden am Stück als Schwerstbehindertenassistentin zu arbeiten. "Das Künstlerische mache ich nebenbei, das ist ein ausgewogenes Verhältnis, finde ich." In der Vergangenheit habe sie auch öfter Stückverträge angenommen und sich von Theaterprojekt zu Theaterprojekt gehangelt. "Es war stressig, sich immer neue Jobs zu suchen." Sie könne sich vorstellen, als Gast noch einmal Teil eines Ensembles zu sein, "aber nicht in einer Festanstellung".

    Die kommenden Aufführungen im Abraxas hätte sie sich ohne eine Förderung des Augsburger Kulturamts nicht leisten können. "Ich hatte schon länger die Idee für ein Schwarzlichttheater. Die Frage war: wo?" Im Märchenzelt in Augsburg hatte sie bereits "Schneewittchen" aufgeführt, "aber ein Zelt ist eben nicht dunkel genug für Schwarzlicht". Der Leiter des Märchenzelts schlug ihr vor, es doch mal beim Abraxas zu versuchen. Das tat sie, doch "die Miete war viel zu hoch". Sie bewarb sich bei der Projektförderung des Kulturamts Augsburg, hatte Erfolg und kann nun am 3. Dezember um 11 Uhr im Abraxas auf der Bühne stehen - im Schwarzlicht. 

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