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The Troggs mit „Wild Thing“ und mehr im Spectrum in Augsburg

Spectrum

Troggs-Musik wird man noch lange hören

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    Die heutigen Troggs bei ihrem Auftritt im Augsburger Spectrum.
    Die heutigen Troggs bei ihrem Auftritt im Augsburger Spectrum. Foto: Siegfried Kerpf

    1966: Ludwig Erhard trat in der Bundesrepublik als Bundeskanzler zurück, die deutsche Nationalmannschaft wurde im Finale der Fußball-WM durch ein Tor, das keines war, traumatisiert, in China begann unter Mao die Kulturrevolution und im Radio und auf den Plattentellern liefen die Troggs. Das revolutionäre „Wild Thing“ startete seinen Siegeszug, und die Troggs waren dabei, sich zur großen Konkurrenz der englischen Platzhirsche zu entwickeln, zu den Beatles, den Stones, den Kinks. Zumal Kino-Manager Larry Page die Troggs ebenfalls unter seine Fittiche nahm.

    „Wild Thing“ wurde für die Band zu einem wahren Glücksgriff. Denn eigentlich stammte der Song von einem gewissen Chip Taylor. Der war allerdings nicht glücklich mit seiner Nummer. „Ich schämte mich wegen der offenen Sexualität in diesem Song“, sagte Taylor einmal. Reg Presley, der charismatische Sänger der Troggs, der 2013 verstarb, hatte damit kein Problem, und so begann mit „Wild Thing“ eine erfolgreiche Zeit für die Troggs.

    Wo Troggs draufsteht, ist nicht alles Troggs

    Jetzt gab es einen Abend mit der Band im Augsburger Spectrum. Allerdings nicht überall, wo Troggs draufsteht, sind auch die Troggs drin. Aus der Stammbesetzung ist keiner mehr dabei. Wie Reg Presley ist auch Ronnie Bond bereits tot. Mit Pete Lucas verstarb im vergangenen Jahr ein weiteres langjähriges Mitglied. Dass die Band weiter unter dem Namen Troggs auftreten darf, liegt wahrscheinlich daran, dass der 80-jährige Chris Britton (Gründungsmitglied) noch immer auf der Besetzungsliste steht, obwohl er nicht mehr in Erscheinung tritt.

    Ein bisschen Troggs-Stallgeruch hat lediglich Sänger Chris Allen. Laut der Legende war es Reg Presley selber, der ihn vor seinem Tod als seinen legitimen Nachfolger am Mikrofon bestimmte. Leadgitarrist John W. Doyle, Bassist Eddie Mooney und Schlagzeuger Martin Shorrock haben im Prinzip so viel mit den Troggs zu tun wie Florian Silbereisen mit Black Sabbath.

    Beim Hendrix-Cover „Hey Joe“ gab es Sonderapplaus

    Dennoch, zur Ehrenrettung muss man sagen, das Quartett hat im Spectrum einen guten Job gemacht. Doyle bekam auch zurecht Sonderapplaus für sein gelungenes Gitarrenspiel beim Jimi-Hendrix-Cover „Hey Joe“. Das Spectrum war zwar nicht so gut gefüllt wie sonst. Das lag aber wohl auch daran, dass man mehr Tischchen und Sitzgelegenheiten platziert hatte. Eine gute Idee, denn im Publikum war auch eine stattliche Anzahl Menschen, die das 80. Lebensjahr überschritten hatten.

    Klar, der Name Troggs hatte einst für Qualität gebürgt, und das lag definitiv nicht nur an „Wild Thing“. Mit „With a girl like you“ stürmten die Troggs seinerzeit erneut die Hitparaden. Mit „I can‘t control myself“ sorgten die Troggs dann für einen Skandal. Etliche Rundfunksender wollten aufgrund der Obszönitäten das Lied gar nicht spielen. Unter anderem geht es darin um Schamhaare, aber lassen wir das. Jedenfalls war es ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Band. „Love is all around“ wurde gleich zweimal zum Hit: Eine der meistgehörten Liebesballaden der Welt kam später durch die Band Wet Wet Wet und den Kino-Blockbuster „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ zu weiterem Ruhm. Wird auch heutzutage immer noch gerne gecovert. „I feel it in my fingers, I feel it in my toes ...“ – da gab es im Spectrum niemanden, der nicht mitsingen konnte. 

    Die letzte Zugabe war „Wild Thing“ vorbehalten

    Vielleicht war es ein Fehler der Band bei ihrem Auftritt in Augsburg, dass sie sämtliche Kracher der Troggs allesamt gegen Ende des Konzerts spielte. Da kam dann auch erst die beste Stimmung des Abends auf. Mit „Walking the Dog“, „Night of the long Grass“ oder „Give it to me“ waren zwar auch schon einige Perlen zuvor dabei, aber für die ganz große Euphorie reichte das nicht. Nach der letzten Zugabe – natürlich „Wild Thing“ – wurden Chris Allen und seine Kumpels nach rund 100 Minuten mit viel Applaus belohnt. Fakt ist, die Troggs gibt es definitv nicht mehr. Fakt ist auch, ihre Musik wird man noch lange hören.

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