Alle Jahre wieder... nein es geht nicht um den Weihnachtsmann, sondern um das Brechfestival 2025. Das Finaledes künstlerischen Leiters Julian Warner mit seinem Motto „Die große Methode“: Wie in den Jahren zuvor, geht es dem Kulturanthropologen darum, aus Brecht „kein Elitending zu machen, sondern die Menschen miteinander in Schwingung zu bringen“. Gerade in einer Zeit von Rechtsruck und Populismus. Wie das dieses Jahr abläuft? Von Freitag, 28. Februar, bis Sonntag, 2. März, geht es ums Tanzen: Dabei gibt es zwei Kategorien wie beim Laufen, die Kurzstrecke und die Langstrecke.
Beim Tanzmarathon des Brechtfestivals winkt dem Sieger eine Prämie
Mit dem Tanzmarathon knüpft Warner an die 1920er- und 30er-Jahre an, als Tanzwettbewerbe zur Zeit der Wirtschaftskrise boomten. Auch, weil den Siegern eine Geldprämie winkte, genauso wie beim Brechtfestival 2025. Warum das Format gut zu Brecht passt? „Der Voyeurismus der Zuschauer wird wie bei Big Brother befriedigt, wenn sie den leidenden Tänzern zuschauen. Gleichzeitig bleiben sie im Zweifel, was ist echt, was gespielt, wenn die Marathontänzer den alltäglichen Wettkampf und die damit verbundene Müdigkeit der Menschen durch Krieg, Covid, Krise symbolisch nachstellen“, erklärt Warner.
Aber es gebe noch mehr zu erleben, kündigt Julian Warner an. Augsburg sei Heimat für viele verschiedene Menschen und das zeigen acht Augsburger Communitys, wenn sie ihre Volkstänze, die vom vietnamesischen Stabtanz bis zum griechischen Sirtos und jüdischen Sher reichen, vorführen. Wer will, kann mittanzen, sich unter die Menschen mischen. Damit das gut klappt, können Teilnehmer des Kurzstreckenwettbewerbs ab dem 10. Dezember Tanzvideos auf der Brechtfestival-Webseite anschauen. „Der schwierigste Tanz ist der türkische Teke, lauter kleinteilige Schritte“, sagt Warner. Am einfachsten fand er den assyrischen Bagiye. Dem besten Tänzer oder der besten Tänzerin einer Gruppe winkt eine Urkunde und ein Sachpreis, zum Beispiel ein typisches Instrument.
Eine Brecht-Puppe der Berliner Gruppe „Das Helmi“ spricht zum Publikum
Die Idee für ein Tanzevent hatte Warner schon 2023 als Mitglieder der alevitischen Gemeinde und der oberbayrische Trachtenverein sich nach einem Auftritt vermischten. „Wenn die Grenzen zwischen Spaß, Tanzmarathon und Show-Elementen verschwimmen‚ wird das eine Absurdität entfalten“, ist sich Warner sicher. Das Tanzgeschehen kommentieren Damian Rebgetz und die Berliner Puppenspieler von „Das Helmi“ mit ihren Schaumstofffiguren, die die Stadtgesellschaft spiegeln. Mal triezen die Puppen die Tänzer, mal ziehen sie die Zuschauer in eine Situation mit hinein. Sogar eine Brechtpuppe tritt auf im Stile des Kasperltheaters des Münchners Franz von Pocci, gemischt mit der Komik eines Karl Valentin. Wie das genau aussieht, verrät Warner nicht, aber Texte aus Brechts Werken und seiner Biografie werden zu hören sein. Dazu gibt es viele andere Programmpunkte wie eine Kinderdisco, einen Techno-Rave und einen Kocherlball wie anno dazumal, als die Bediensteten vor ihrer Schicht zum Tanzen gingen.
Wer am 48-stündigen Tanzmarathon vom 28. Februar bis 2. März teilnehmen möchte, muss sich bis 20. Dezember auf dem Online-Portal des Brechtfestivals www.brechtfestival.de/tanzmarathon/ registrieren. Dort finden sich auch die Teilnahmebedingungen. Wer sich für die „Kurzstrecke“ interessiert, kann ebenfalls dort Videos zu den Volkstänzen finden.
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