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Summerstage am Gaswerk: Mit Leichtigkeit gegen die Gravitation: Cros Auftritt beim Summerstage-Festival

Summerstage am Gaswerk

Mit Leichtigkeit gegen die Gravitation: Cros Auftritt beim Summerstage-Festival

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    Hier lässt sich Cro, der Rapper mit der Maske, feiern: Summerstage 2023 auf dem Gaswerk-Gelände in Augsburg.
    Hier lässt sich Cro, der Rapper mit der Maske, feiern: Summerstage 2023 auf dem Gaswerk-Gelände in Augsburg. Foto: Michael Hochgemuth

    "Bereite Abschuss vor, Abkapselung in 3,2,1 …", tönt eine Computerstimme aus den Boxen. "Ziel: Augsburg Gaswerk." Zu Feuerfontänen und majestätischem Bläsersound katapultiert sich ein Space-Pandabär über die Leinwand, direkt aus dem All auf die Bühne des restlos ausverkauften Gaswerk-Geländes beim Summerstage-Festival. "Sie sagen, ich wäre der Coolste im Game, weil hier niemand so flowt, und schreiben, ich wäre der King, ey aber nenn' mich ruhig Cro", rappt der Star der Nacht und springt Richtung Menge. Und zieht seine Zuhörer mit dem Song "I Can Feel It" zurück ins Jahr 2014.

    Vor 8800 Menschen rappt Cro in Augsburg

    Aber halt, stop! In der sommerlichen Hitze verabschiedet sich der Deutsch-Rapper Cro bereits schon nach dem zweiten Titel "Hi Kids" von der Bühne. Als er wieder kommt, hatte er seine schwarze Cargohose gegen eine chromartige kurze getauscht. Seinen Hoodie schmeißt er einfach ins Publikum.

    Wer denkt, die Menge sei hier gefüllt mit kreischenden Teenies, die Plakate hochrecken, jedes Wort mitsingen und in Ohnmacht fallen, wenn sie ihr Idol sehen, liegt genau richtig. Bei genauerem Hinsehen erkennt man aber, dass Cro mit seiner neuen Open-Air-Tour "11:11" und mit seinem gleichnamigen Album auch eine breitere Altersgruppe lockt. 8800 Menschen, darunter auch einige Eltern mit kleineren Kindern

    Ein bisschen Teletubby-Charme für Cros Konzert

    Die Bühne ist geschmückt mit riesigen luftaufgeblasenen Blumen, Hüpfburg und Wiese. Die Kulisse erinnert auch deshalb ein wenig an das Teletubby-Land. Dazwischen aber ein DJ-Pult – passend zum Sommer – in Form eines Grills. Die Beats heizen die Menge auf jeden Fall an, spätestens, als über dem Bühnenzelt ein Feuerwerk explodiert und den Nachthimmel erleuchtet.

    Fans als Teil der Kulisse? Cro macht es möglich, indem er drei Mädchen für einen kurzen Moment auf der Hüpfburg springen lässt. "Sag mir, wie weit überm Boden fängt der Himmel an, als wir kleiner waren, kamen wir immer ran", spricht er ins Mikrofon. Ob diese Mädchen ihn dort oben wohlgefühlt berührt haben, den Himmel?

    Cro bringt seine Freunde mit zum "Summerstage"-Festival

    Als der aus München stammende Gastrapper Badchieff seinen neuen Song außerhalb der Bühne auf einem Baugerüst performt und die Menge zum Springen bringt, verschwindet Cro kurzerhand. Unbemerkt. Runter von der Bühne, rauf auf den Gaskessel. Trotz Höhenangst und gerissener Hose lässt er sich keinen Überraschungsmoment nehmen. Mit Blick auf ein Lichtermeer von der Handy-Taschenlampen, singt er "Du stehst vor hunderttausend Fans und du weißt, irgendwann ist der Moment vorbei, und ich wollt eigentlich Unendlichkeit". Und das hier ist vielleicht nicht die Unendlichkeit, aber ein unendlich schöner Moment.

    Mit Majan, Wilson und Blem Xo im Gepäck als Vorband, hätte das Konzert abwechslungsreicher nicht sein können. Ob verspielt, nachdenklich oder energetisch, die Menge singt mit, meist lauter als der Künstler selbst. Cro singt in einem seiner neueren Lieder: "In einer Welt voller Gravitation macht deine Leichtigkeit den Unterschied". Und vielleicht ist das ja das Erfolgsrezept, das ihn zu diesem Phänomen macht.

    Cro, bürgerlich Carlo Waibel, Rapstar aus Baden-Württemberg

    Cro, der eigentlich Carlo Waibel heißt, wächst im beschaulichen Böbingen an der Rems bei Stuttgart auf. Nicht mal 5000 Menschen wohnen dort. Ende 2011, da ist Cro gerade 21 Jahre alt, veröffentlicht er den Song "Easy" und schreibt damit Musikgeschichte. Zu dieser Zeit läuft der Song in jedem Kinderzimmer, an jeder Bushaltestelle und in jedem Klamottengeschäft. Von "War am Üben, doch wollte nie auf Bühnen – das ist Stuss" zu "Und ich hab ständig nur Rekorde gebrochen und gottverdammte Scheiße, ich bin in den Orbit geschossen". Aus dem All wieder zurück auf die Erde, hat er sich aber eine Kunstfigur geschaffen, die heute nicht mehr viel mit dem Cro zu tun hat, den man von den Anfängen kennt. 

    Seine Maske und seine Musik entwickeln sich mit dem heute 33-Jährigen stetig mit. Aktuell trägt er meistens eine futuristische Maske mit Sichtschlitz, die sehr stark an die Helme des mittlerweile aufgelösten französischen House-Duos Daft Punk erinnert. Cros Stil hat sich von Rap über Pop inzwischen bis hin zu einem psychedelischen Rocksound der 70er-Jahre erweitert.

    Cros "11:11"-Tour fordert dazu auf, den Moment zu genießen

    Inhaltlich beschäftigt ihn in seinem aktuellen Album Liebe, Einsamkeit und das Streben nach mehr. Der kurze Titel "11:11" steht für eine Uhrzeit, zu der er und seine Crew das Ritual pflegen, die Zeit kurz anzuhalten und für eine Minute den Moment zu genießen.

    Leider ist der Großteil der Menge in Augsburg davon abgelenkt, die Handys in die Höhe zu halten, um das große Idol zu filmen. Zumindest bis Cro die Menge dazu auffordert, über dem Kopf den Rhythmus des Hits "Du" mitzuklatschen und die Fans somit ganz unbewusst dazu zwingt, sich voll und ganz auf den Moment zu konzentrieren. Es bleibt spannend, wohin die Reise des Pandas in Zukunft so führt. Wie viele Gesichter er noch von sich zeigen wird.

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