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Staatstheater Augsburg zeigt Shakespeares "Romeo und Julia"

Augsburg

Das Staatstheater lässt das berühmteste Liebespaar auftreten

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    Das Staatstheater Augsburg bringt Shakespeares "Romeo und Julia" auf die Bühne, die Titelrollen spielen Mehdi Salim und Sarah Maria Grünig.
    Das Staatstheater Augsburg bringt Shakespeares "Romeo und Julia" auf die Bühne, die Titelrollen spielen Mehdi Salim und Sarah Maria Grünig. Foto: Jan-Pieter Fuhr

    Die beiden gehören zu den bekanntesten Liebespaaren der Welt: Romeo und Julia. Das klingt nach Klassiker, nach Shakespeare und natürlich auch nach Tragödie. Wobei Regisseurin Lilli-Hannah Hoepner sagt, dass das einmal in die andere Richtung galoppiert. Den halben Abend lang bekommt das Publikum eine Komödie zu sehen, dann kommt es zum Kampf zwischen Romeo und Tybalt, zweiterer stirbt, die Komödie kippt ins Tragische und der Kampf der Montagues und Capulets fordert weitere Menschenleben. Hoepner bringt nun diesen Klassiker am Samstagabend in einer dreistündigen Fassung auf die Bühne des Martiniparks.

    Als sich Hoepner immer tiefer in Shakespeares Drama hineinarbeitete – übrigens ihre erste Shakespeare-Inszenierung in gut 20 Jahren als freischaffende Regisseurin – war ihr schnell klar, wie sie den Stoff angreifen will. Diese Geschichte wird irgendwann in der Zukunft spielen, in einer Zukunft, in der es mit der Demokratie nicht ganz so gut ausgegangen ist, einer Zukunft, in der der Staat nicht mehr das Gewaltmonopol allein ausübt. "In dieser Welt denken die Nachbarn nur an sich und die Ihren", sagt Hoepner. Sie seien sich die Nächsten – und die anderen können dann schnell zu Feinden werden. 

    Lilli-Hannah Hoepner inszeniert "Romeo und Julia" am Staatstheater Augsburg

    Leben soll das auch von starken Kontrasten, die beiden Familien, die Capulets und die Montagues schmücken sich mit ausladender, auch historisierender Kleidung, wie Hoepner schon einmal verrät. Aber die Bühnenwelt, in der sie sich bewegen, ist aus den Fugen geraten, kaputt. Und ja, Hoepner findet, dass man dann auch wieder als Publikum glauben kann, dass die Capulets und die Montagues schnell zu den Waffen greifen und sich gegenseitig an die Gurgel gehen. Das Stück einfach in eine Subkultur zu versetzen? "Nein, das wäre zu einfach."

    Die Regisseurin Lilli-Hannah Hoepner hat für "Romeo und Julia" bereits das sechste Mal in Augsburg gearbeitet.
    Die Regisseurin Lilli-Hannah Hoepner hat für "Romeo und Julia" bereits das sechste Mal in Augsburg gearbeitet. Foto: Max Sonnenschein

    Man spürt dann förmlich, wie tief Hoepner im Zug dieser Arbeit in die Shakespeare-Welt eingetaucht ist. Shakespeare lässt seinen Romeo im englischen Original anfangs in einer Weise sprechen, die an populäre Sonette der Zeit erinnert. Der verliebte Romeo ist da einer, der den Kitsch seiner Zeit aufgesogen hat. "Und das ist gut zu wissen, wenn wir uns Gedanken machen, wie manches zu spielen ist", sagt Hoepner. Für die Augsburger Inszenierung haben sich Hoepner und ihr Team für die Übersetzung von Sven-Eric Bechtolf und Wolfgang Wiens entschieden. 

    Hoepner kann für die Inszenierung im Augsburger Martinipark mit einem großen Ensemble arbeiten

    Hoepner, die mittlerweile zum sechsten Mal in Augsburg inszeniert, freut sich, dass das Staatstheater es ermöglicht hat, mit einem großen Ensemble (elf Darstellerinnen und Darsteller, sechs Statistinnen und Statisten) und einem starken Team zu arbeiten. Neben der Dramaturgie (Sabeth Braun) sind da auch noch Katrin Hieronimus (Bühne), Katharina Beth (Kostüme) zu nennen sowie die Berliner Musikerin Charlotte Brandi, die auch schon für das Brechtfestival nach Augsburg gekommen ist. Hoepner und Brandi haben schon mehrfach fürs Theater kooperiert. Das Gleiche gilt für den brasilianischen Choreografen Rônni Maciel Moreira Soares. Er hat die Kampfszenen des Stücks in eigene Choreografien übersetzt. 

    Die Inszenierung holt den Shakespeare zwar in die Gegenwart, der Text wird aber nicht aktualisiert. "Diese Brücke kann das Publikum selbst herstellen", sagt Hoepner. Sehen, dass dieser jahrhundertealte Stoff immer noch etwas sagt und bedeutet. Überhaupt nimmt Hoepner es wichtig, die Zuschauerinnen und Zuschauer auch zu fordern. "Man darf nicht alles erklären", sagt sie. Das heißt, manchmal werden bewusst Lücken gelassen, manchmal wird auch scheinbar Widersprüchliches zu sehen sein, weil es vielleicht unlogisch sei, sich aber stimmig anfühlt. 

    Und es ist jetzt nicht so, dass Hoepner schon den Blick für das Kommende freihat, während noch die letzten langen Proben in vollem Gang sind. "Gerade gibt es nur Romeo und Julia", sagt sie. Aber aufgepasst, Intendantinnen und Intendanten: In Zukunft kann sich Hoepner schon vorstellen, noch einmal zu Shakespeare inszenierenderweise zurückzukehren. "Hamlet" oder "Macbeth" könne sie sich vorstellen oder vielleicht die Komödie "Was ihr wollt". Erst einmal hat Hoepner nach Augsburg wieder mehr Zeit für ihren zehnjährigen Sohn. Als alleinerziehende Mutter ist ihr Beruf nämlich eigentlich eine Unmöglichkeit. Deshalb inszeniert sie nur zwei Mal im Jahr und arbeitet ansonsten als Synchronregisseurin und Synchronautorin. Und sie übersetzt auch, Gedichte aus dem Brasilianischen. Aber jetzt erst einmal Vorhang auf für "Romeo und Julia".

    Die Premiere von "Romeo und Julia" ist am Samstag, 18. Mai, um 19.30 Uhr im Martinipark.

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