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Staatstheater Augsburg: Wie Romeo und Julia: Hinrich Horstkotte inszeniert "Lucia di Lammermoor"

Staatstheater Augsburg

Wie Romeo und Julia: Hinrich Horstkotte inszeniert "Lucia di Lammermoor"

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    Tod und Intrigen bei "Lucia di Lammermoor" im Staatstheater/Martinipark, Augsburg.
    Tod und Intrigen bei "Lucia di Lammermoor" im Staatstheater/Martinipark, Augsburg. Foto: Jan-Pieter Fuhr

    Hinrich Horstkotte ist mehr als ein Bühnenregisseur. Er ist ein Forscher auf seinem Gebiet. Am Staatstheather Augsburg inszeniert der Berliner gerade "Lucia di Lammermoor" - jene Romeo-und-Julia-Oper von Gaetano Donizetti, die bis in die letzte Note romantisch-italienisch klingt, aber in Schottland spielt. Und wenn Horstkotte von diesem Werk spricht, dann sprudeln die Worte, aus seiner Faszination für den Stoff: Er hat die alten Geschichtsbücher studiert, Thronfolge-Reihen und Rechtsparagrafen, Psyche und Historie der Figuren - und er hat selbst auf der Insel nach Spuren gesucht.

    Die Oper geht auf einen Roman von Walter Scott zurück

    Der 51-Jährige erklärt seine Philosophie: "Zu allen Zeiten kann man doch erkennen, dass jede Handlung einen Hintergrund hat. Und jeder kann die Trauer eines anderen nachempfinden, auch wenn er nicht seine Sprache spricht." In Donizettis Oper von 1835 trauert die junge Lucia: Sie liebt Edgardo, doch ihr Bruder zwingt sie, einen anderen zu heiraten. Die Oper basiert auf einem Roman des Schotten Walter Scott, der von einer Bluttat erzählt - die sich im 16. Jahrhundert wirklich zugetragen haben soll. Romeo und Julia auf dem schottischen Lande nach einer wahren Begebenheit.

    Als Kind, da war er 12 Jahre alt, sah Hinrich Horstkotte die Oper zum ersten Mal: Familienausflug nach Wien. Besuch in der Oper. Die legendäre Edita Gruberová spielte die Lucia, die Mutter flüsterte den Kindern zu still zu bleiben in den tragischen nervenaufreibenden Momenten. Und Hinrich Horstkotte lauschte. "Manchmal wird die italienische Oper aus dieser Zeit belächelt, dieser schöne Belcanto", sagt er heute. Aber der Regisseur schwärmt für die Finessen in Donizettis Werk: die eleganten Melodien, das fein abgestufte Spiel mit Klangfarben, das Drama in der Musik in perfekter Instrumentierung. Und um seinen ganz eigenen Blickwinkel auf diesen Stoff zu finden, ist er der Geschichte hinterher gereist. In Schottland, wo sich der Kriminalfall um Lucia zugetragen haben soll, zwischen Auen, Schafen, Dörfern, Ruinen, suchte er nach Antworten. Der Kampf zwischen Protestanten gegen Katholiken, um Glaube, Land und Recht, an dem die Liebe in der Oper zerbricht, in diesem Kampf liegt für Horstkotte jedenfalls ein ewiges Muster: "Die jungen Generationen tragen dieses Erbe, die Last der alten Konflikte immer weiter." 

    Liebe zerbricht in dieser Oper an Recht und Unrecht, Liebe endet hier im Wahnsinn. "Manche psychische Erkrankungen wirken wie ein Vergrößerungsglas für die Emotionen", weiß Hinrich Horstkotte. Und nach ihrer erzwungenen Hochzeit entbrennt in Lucia der heillose Ausnahmezustand, in der sogenannten Wahnsinnsarie. "In diesem Werk liegt das Primat beim Interpreten", sagt Horstkotte und meint damit: Das Werk folgt den Solisten, es steht und fällt mit der Besetzung.

    Junge Menschen in den Hauptrollen

    Horstkotte schätzt in Augsburg, dass hier junge Sänger und Sängerinnen die Hauptrollen tragen, die jungen Figuren spielen. Olena Sloia und Roman Poboinyi - bei der Probe wandeln sie als Lucia und Edgardo durch eine fast labyrinthischen Kulisse: Drehwände, Treppen, Gänge, eine Gruft. In historisch anmutenden Kostümen treten sie auf, Horstkotte hat sie selbst entworfen. "Das ist kein Fotorealismus, aber alles hat ein historisches Setting", erklärt der Regisseur. "Es geht nicht um den schönen Schein, es geht mir um eine gewisse Glaubwürdigkeit. Um eine nachvollziehbare Geschichte."

    Info: "Lucia di Lammermoor", Premiere am Samstag, 2. Dezember, um 19.30 Uhr im Martinipark. Infos unter www.staatstheater-augsburg.de. 

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