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Foto: Jan-Pieter Fuhr
Foto: Jan-Pieter Fuhr

Die Chaplin-Hommage "Charlie" mit Afonso Pereira (von links), Cosmo Sancilio und David Nigro ist in der nächsten Spielzeit des Staatstheaters Augsburg wieder zu sehen.

Staatstheater Augsburg
23.05.2024

Staatstheater Augsburg: Gibt es nächste Spielzeit weniger Ballett?

Von Birgit Müller-Bardorff

Das Ballett Augsburg erfreut sich überaus großer Beliebtheit, regelmäßig sind die Vorstellungen bereits vor der Premiere ausverkauft. Und dennoch – in der Spielzeit 2024/25 gibt es eine Produktion weniger.

Und wieder einmal sehen Augsburger Ballettfans Orange: Wer auf der Website des Staatstheaters den Spielplan anklickt, sieht bei sechs von sieben Aufführungen des neuen Kammerballetts "Newcomer" das orangefarbene "Ausverkauft"-Schildchen. "Das Augsburger Publikum ist tanzverrückt", stellte Intendant André Bücker denn auch jüngst bei der Spielplanvorstellung der Saison 2024/25 fest. Sieht man sich das Programm in der Sparte Ballett an, hat man allerdings eher den Eindruck, dass der Tanz im Staatstheater Augsburg in der kommenden Spielzeit zurückgefahren wird. Nur drei neue Produktionen sind geplant gegenüber vier in der laufenden Spielzeit oder gar fünf in der vorausgehenden.

Während es 2023/24 noch zwei große Aufführungen im Martinipark ("Charlie" und "Dimensions of Dance Part 5") gab sowie zwei Kammerballette in der Brechtbühne ("Supermodified" und "New Comer") stehen 2024/25 "Frida" im Martinipark sowie "Made for Two Reloaded" und "New Comer" in der Brechtbühne auf dem Programm. Eine Neuauflage von "Dimensions of Dance", zu der in der Regel namhafte internationale Choreografen eingeladen wurden, gibt es in der nächsten Spielzeit nicht. Mehrere Gast-Choreografen, sollen für die Kurz-Duette in "Made for Two Reloaded" neben choreografierenden Kompaniemitgliedern und Ballettdirektor Ricardo Fernando verpflichtet werden.

Das Ballett Augsburg hat in der Spielzeit 2024/25 zwei große Wiederaufnahmen

"Das ist richtig, wir haben eine Neuproduktion weniger, weil das Ballett zwei große Wiederaufnahmen hat", erläutert Bücker die Spielplan-Arithmetik. Der Dreierabend "Dimensions of Dance Part 5" sowie Ricardo Fernandos "Charlie", beide im Martinipark, werden in der kommenden Saison noch einmal zu sehen sein. Auch bei diesen Produktionen galt: Wer nicht schnell Karten zu kaufte, bekam keine mehr. "Wir werden in der nächsten Spielzeit also mehr Ballett haben als je zuvor", stellt Bücker klar.

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Foto: Ulrich Wagner
Foto: Ulrich Wagner

Staatsintendant André Bücker

Außerdem sei die Kompanie wieder auf der Freilichtbühne dabei, wo 2025 das Musical "Evita" mit Choreografien von Ricardo Fernando gespielt wird. Mit einer weiteren Produktion wäre dies sowohl zeitlich als auch vom Aufwand her nicht möglich gewesen, stellt Bücker dar.

"Wir haben gesehen in den letzten Spielzeiten, dass es für die einzelnen Ballettabende zu wenig Vorstellungstermine gibt, wir können die große Nachfrage nach unserem Ballett gar nicht bedienen." Deshalb habe man sich für diesen Weg entschieden und "in Summe wird es mehr Vorstellungen geben", berichtet Bücker – nicht nur Abo-Vorstellungen, sondern auch solche, in denen es ausreichend Tickets im Freiverkauf geben soll.

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Foto: Jan-pieter Fuhr
Foto: Jan-pieter Fuhr

Mateo Mirdita und Martina Maria Gheza in "Dimensions of dance Part 5" im Staatstheater Augsburg.

Bücker sieht darin eine gelungene Balance zwischen Neuproduktionen und Repertoire, eine Strategie, die das Staatstheater Augsburg auch in den anderen Sparten des Hauses verfolgt und mithilfe einer Spielzeitverlängerung umsetzt. So begann die Spielzeit 2023 schon einige Wochen früher als üblich und endet nun nicht schon mit Beginn der Freilichtbühnen-Aufführung am Roten Tor. 

Es hängt auch mit der Größe des Balletts Augsburg zusammen, dass es nicht mehr Vorstellungen gibt

Pläne, die Augsburger Kompanie aus neun Tänzern und neun Tänzerinnen noch einmal aufzustocken, wie es bereits 2019 der Fall war, als das Theater Augsburg zum Staatstheater ernannt wurde, gibt es derzeit nicht. "Das ist eine finanzielle Entscheidung, die der Stiftungsrat des Staatstheaters treffen muss", erklärt André Bücker. Allerdings sieht er Möglichkeiten, die Kompanie zu vergrößern, wenn das Theater wieder ins Große Haus am Kennedyplatz umziehen kann. "Die Interimssituation macht die Bedingungen für unsere Mitarbeitenden, und speziell die Tänzerinnen und Tänzer im Gaswerk, um einiges schwieriger". Wenn der Ballettsaal wieder direkt bei den beiden Bühnen und damit die Logistik des Proben- und Vorstellungsbetriebes einfacher sei, werde man einer Aufstockung der Kompanie mit Nachdruck nachgehen. "Und wenn wir eine größere Kompanie hätten, dann könnten wir natürlich auch die einzelnen Tänzer besser schonen, mehr durchwechseln und nicht mehr alle jede Rolle lernen lassen, damit bei Krankheit oder Verletzungen keine Vorstellungen ausfallen müssen." Denn natürlich hänge es auch mit der Größe der Kompanie zusammen, dass das Staatstheater Augsburg nicht mehr Produktionen und Vorstellungen anbieten könne. Tänzerinnen und Tänzer können wegen der hohen körperlichen Beanspruchung nur ein bestimmtes Maß an Vorstellungen und Probenarbeit absolvieren.

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Foto: Jan-Pieter Fuhr
Foto: Jan-Pieter Fuhr

Ricardo Fernando leitet das Ballett des Staatstheaters Augsburg.

Gäste, wie diese ja auch immer wieder für Opern verpflichtet werden, gibt es auch im Ballett. Doch, so Bücker, "das Besondere an Ricardo Fernandos Leitung des Balletts Augsburg ist, dass er allen Tänzerinnen und Tänzern in der Kompanie gleichberechtigt Partien auf hohem Niveau gibt und dass es keine Unterscheidung in Stars und diejenigen gibt, die nur in der Reihe tanzen." Auch dafür, sagt der Intendant, lieben die Augsburger ihr Ballett.

Premiere des neuen Ballettabends "Newcomer" mit Choreografien der Ensemblemitglieder Nikolaos Doede, Alfonso López González und David Nigro ist am Samstag, 25. Mai, um 19.30 Uhr. Für die Premiere gibt es noch Restkarten.

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