Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten
Feuilleton regional
Icon Pfeil nach unten

Staatstheater Augsburg: Mehr als nur Grusel: So bereitet sich die Hauptdarstellerin auf „Frankenstein“ vor

Staatstheater Augsburg

Mehr als nur Grusel: So bereitet sich die Hauptdarstellerin auf „Frankenstein“ vor

    • |
    Mirjana Milosavljević verkörpert Frankensteins Monster und die englische Schriftstellerin Mary Shelley am Staatstheater Augsburg.
    Mirjana Milosavljević verkörpert Frankensteins Monster und die englische Schriftstellerin Mary Shelley am Staatstheater Augsburg. Foto: Jonathan Lyne

    Wie ein Moai, eine der berühmten Steinfiguren auf den Osterinseln, ragt ein übergroßer Frankenstein-Gipskopf aus der Brechtbühne des Augsburger Staatstheaters. Quadratischer Schädel, ausgeprägte Brauenpartie, unverkennbar bohrt sich das Gewinde einer Schraube aus der Monster-Stirn. Bei "Frankenstein" auf der Brechtbühne im Gaswerk gehe es aber um mehr als das Monster und seine schaurigen Taten, sagt Mirjana Milosavljević. Sie verkörpert die Kreatur und ihre Schöpferin, die englische Schriftstellerin Mary Shelley, in der neuen Produktion des Augsburger Staatstheaters.

    Milosavljević und ihre Kollegen sitzen in Probenkostümen vor dem Gipskopf, Textbücher in den Händen. Regisseur Jan Langenheim gibt Feedback zur eben gespielten Szene, währenddessen werden Bilder an zwei halbtransparente Vorhänge auf der Bühne projiziert. Die Bilder, eine Bibliothek etwa und ein Fläschchen Zaubertrank, sind teilweise von einer künstlichen Intelligenz entworfen, teilweise sind es Fotos aus der ligurischen Villa des Schriftsteller-Ehepaars Mary und Percy Shelley. Durch die neue Augsburger Frankenstein-Produktion geht ein Bruch. Einige Szenen drehen sich um den Entstehungsmythos des Romans und die turbulente Biografie der englischen Autorin.

    Das Augsburger Staatstheater gibt „Frankenstein“ einen neuen Rahmen

    „Der neue Rahmen beleuchtet eine ganz interessante Verbindung, die einem vielleicht auf den ersten Blick – wenn man sich mit Mary Shelley nicht so gut auskennt – entgeht“, sagt Milosavljević. Die Schriftstellerin habe viel von sich selbst in die Figuren hineingeschrieben, sowohl in Frankenstein als auch in das Monster. Milosavljević wechselt zwischen zwei Hauptrollen. Das erfordert besondere Disziplin in der Vorbereitung.

    Mirjana Milosavljević und Sebastian Müller-Stahl in der Endprobenzeit zur neuen Frankenstein-Inszenierung an der Brechtbühne am Gaswerk.
    Mirjana Milosavljević und Sebastian Müller-Stahl in der Endprobenzeit zur neuen Frankenstein-Inszenierung an der Brechtbühne am Gaswerk. Foto: Jonathan Lyne

    „Ich bin ein Ritualmensch. Ich bin immer sehr früh im Theater vor der Vorstellung und bitte darum, sehr früh in die Maske zu dürfen“, sagt die Schauspielerin. Danach sucht sie sich einen leer stehenden Proberaum zum Einsingen und Einsprechen. Zurück in der Garderobe ein kurzer Blick in den Text, „dann ist meistens auch gar nicht mehr so viel Zeit, bis es losgeht.“ Milosavljević lacht ein heiseres, lautes Lachen, das tief in ihrem Körper zu sitzen scheint.

    Mirjana Milosavljević: „Durchhaltevermögen gehört zum Job dazu“

    Über die Arbeit am Augsburger Theater sagt Milosavljević: „Das Pensum ist wirklich heftig – und ich liebe das.“ Die gebürtige Gelsenkirchenerin besuchte den Schauspielkurs am Mozarteum in Salzburg. Danach arbeitete sie drei Jahre frei, also ohne Festanstellung. „Ganz schön hart“ seien diese ersten Jahre im Beruf gewesen, rund 100 Initiativbewerbungen verschickte sie an Theater. Dabei galt: „Möglichst viel Persönlichkeit zeigen und hoffen, dass man eingeladen wird.“ Währenddessen spielte sie in der freien Szene in Graz. „Durchhaltevermögen und Resilienz gehören zum Job dazu“, sagt die 35-Jährige. Am Anhaltischen Theater in Dessau dann die erste Festanstellung, sechs Jahre blieb sie dort.

    Seit März 2023 arbeitet Milosavljević in Augsburg und findet die Arbeit am Staatstheater sehr spannend. „Stücke, die Leute bewegen und die mit den Leuten zu tun haben – davon spielen wir hier eine Menge.“ Welche Rollen ihr gefallen, habe sich sehr verändert mit den Jahren. Frisch von der Schauspielschule habe sie am liebsten nur Klassiker gespielt. Mittlerweile interessiere sie sich auch für moderne Stoffe mit Aussage. Milosavljević würde sehr gerne mal etwas Persönliches spielen: „Etwas, das mit meiner Identität, mit meiner zweiten Heimat Serbien, mit meinem Queersein zu tun hat. Das sind Sachen, die mich total interessieren.“

    „Viktorianische elektronische Musik“ untermalt das Schauspiel „Frankenstein“

    Auch in die Doppelrolle Frankensteins Monster/Mary Shelley legt die Schauspielerin etwas von sich selbst. Mary Shelley und ihr Mann Percy Shelley führten ein sehr modernes Leben, sagt Dramaturgin Melanie Pollmann. Die Bildsprache und die aufwendige Videografie von Thies Mynther wagt sich an den Spagat zwischen fantastischer Opulenz der Shelley’schen Romantik und dem politischen Leben der Autorin. Der emotionale Türöffner in diese Welt sind Songs, die Komponist

    Alle Darstellerinnen und Darsteller verkörpern mehrere Figuren, dazu kommen komplizierte Sound- und Lichtinstallationen. Noch gibt es laut Milosavljević „viel zu schrauben und zu putzen“. Aber die Schauspielerin ist sich sicher: „Bis zur Premiere am 4. Mai schaffen wir das alles.“

    Info: „Frankenstein“, auf der Brechtbühne im Gaswerk, Premiere am 4. Mai um 19.30 Uhr (ausverkauft). Infos unter www.staatstheater-augsburg.de. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden