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Augsburg: Das Klimafestival 2023 hat die Textilindustrie im Blick

Augsburg

Das Klimafestival 2023 hat die Textilindustrie im Blick

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    Wie schon im vergangenen Jahr beim ersten Klimafestival wird es auch diesmal den "Marktplatz der Möglichkeiten" geben.
    Wie schon im vergangenen Jahr beim ersten Klimafestival wird es auch diesmal den "Marktplatz der Möglichkeiten" geben. Foto: Helena Gladen (Archivbild)

    Schon lange ist die Textilindustrie eine globale. Und Missstände gab und gibt es dort viele. Soziale, die das Theater schon früh aufgegriffen hat, etwa Gerhart Hauptmann mit seinem Theaterklassiker "Die Weber". Heute rücken auch die ökologischen Probleme der Textilindustrie in den Blick, wenn etwa in Asien Kleidungsstücke billig, aber wenig nachhaltig produziert werden, dann in Europa als Fast Fashion auf den Markt kommen, um anschließend nie oder kaum getragen auf dem Secondhand-Markt zu landen. Was dort nicht verkauft werden kann, wird anschließend zum Beispiel nach Chile gekarrt und in der Atacama-Wüste der Verrottung preisgegeben - auf einem gigantischen Kleiderberg.

    Über solche aberwitzigen, verschwenderischen Verwertungswege spricht Staatsintendant André Bücker, wenn er erklärt, worum sich das 2. Augsburger Klimafestival am Staatstheater unter anderem dreht. "Fashion for Future" lautet der Titel der zweiten Ausgabe. Nachdem im Vorjahr die großen und allgemeinen Themen des Klimaschutzes angerissen wurden, ist der Zuschnitt nun lokaler. "Wir haben uns überlegt, wie wir das regional für uns beschränken können", sagt Bücker. Gleichzeitig war dem Organisationsteam wichtig, auch Konkretes und Nachahmenswertes im Festival präsentieren zu können und nicht nur Forderungen zu formulieren. Da fiel das Augenmerk auf Augsburg als alte Textilstadt. 

    Beim Klimafestival in Augsburg geht es nicht nur um Nachhaltigkeit

    Es geht im Klimafestival aber nicht nur über Nachhaltigkeit in der Textilindustrie im Allgemeinen, sondern gleichzeitig auch um theatereigene Belange. Das Haus möchte Themen anreißen und Ideen finden, die es selbst in seine Praxis übernehmen kann, also auch Nachhaltigkeit in der künstlerischen Produktion, etwa im Umgang mit Textilien. "Das ist bei uns, aber auch in vielen anderen Häusern ein großes Thema", sagt Bücker. Zum Beispiel hat das Staatstheater das Kostüm- und Bühnenbild-Duo Jana Findeklee und Joki Tewes zu einem Workshop mit Bühnenbild-Studentinnen und Studenten der Akademie in München eingeladen. Das Duo ist Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und hat laut Bücker auch schon ein Bühnenbild aus Pilz-Myzel angefertigt. "Uns ist wichtig, dass es auch praktische Handlungsempfehlungen gibt", sagt Bücker.

    Mit Spannung erwartet: der Auftritt des Stegreif Orchesters.
    Mit Spannung erwartet: der Auftritt des Stegreif Orchesters. Foto: Navina Neuschl

    In die tägliche Theaterarbeit ist die Idee der Nachhaltigkeit längst eingezogen, etwa wenn es darum geht, Dinge mehrfach zu nutzen oder sie günstiger und nachhaltiger anzufertigen. Die Kostüm- und Bühnenbildner, die für Produktionen ans Haus kommen, werden von Anfang an dazu angehalten, ressourcenschonend zu planen, sie nehmen früh den Fundus in Augenschein und haben dann auch die Möglichkeit, Dinge wieder zu benutzen. "Diese Prozesse müssen von den Theaterhäusern geändert werden", sagt Bücker. Der Staatsintendant weist an der Stelle auch darauf hin, dass das Theater, als es noch am Großen Haus war, schon eine Emas-Qualifizierung für einen nachhaltigen und ressourcensparenden Betrieb hatte. Und die Augsburger Philharmoniker engagieren sich in dem Zusammenschluss "Orchester des Wandels" zum Beispiel dafür, im Norden Madagaskars ein großes Aufforstungsprojekt zu unterstützen. 

    30-köpfiges Orchester tritt ohne Dirigent auf

    Zu den künstlerischen Beiträgen, auf die Bücker schon besonders gespannt ist, gehört der Auftritt des Stegreiforchesters aus Berlin. Das Orchester, ein Zusammenschluss von 30 internationalen Musikerinnen und Musikern, hat es zu seinem Markenzeichen gemacht, ohne Dirigentin oder Dirigent aufzutreten. Außerdem sitzt das Orchester beim Spielen nicht, sondern es befindet sich in ständiger Bewegung. Musikalisch bringt das Orchester sein neues Programm "#bechange: Acting" mit nach Augsburg, und zwar die Premiere desselben. Darin widmet es sich der Komponistin Emilie Mayer (1812-1883), auch indem zwei Rekomponisten sich vor allem mit Mayers siebter Symphonie auseinandergesetzt haben. 

    Info Das 2. Klimafestival findet vom 28. bis 30. April im Gaswerk, Textilmuseum und im City Club statt. Eines der künstlerischen Highlights ist der Auftritt des Berliner Stegreif Orchesters am 28. April um 19.30 Uhr in der Brechtbühne.

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