Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten
Feuilleton regional
Icon Pfeil nach unten

Staatstheater Augsburg: Das Staatstheater Augsburg bezieht Stellung für Israel

Staatstheater Augsburg

Das Staatstheater Augsburg bezieht Stellung für Israel

    • |
    Mit seinen Büchern erreichte Lion Feuchtwanger (1884-1958) Millionenauflagen. Das Staatstheater Augsburg liest nun 24-Stunden lang aus seiner Josephus-Trilogie.
    Mit seinen Büchern erreichte Lion Feuchtwanger (1884-1958) Millionenauflagen. Das Staatstheater Augsburg liest nun 24-Stunden lang aus seiner Josephus-Trilogie. Foto: Archiv

    Wie umgehen mit Israels Krieg in Palästina? Wie umgehen mit dem Massaker der Hamas-Terroristen am 7. Oktober in Israel? Der Kulturbereich hat sich da bislang gespalten gezeigt. Es gab öffentlich gezeigte Unterstützung für Israel, aber auch die Gegenposition, die Israel dazu bringen will, den Krieg in Gaza zu stoppen, ohne auf dessen Ursache einzugehen. Das Staatstheater Augsburg hat unter dem Hashtag #We stand with Israel schon früh seine Solidarität mit Israel ausgesprochen. Nun legt das Haus am Wochenende mit einer künstlerischen Aktion, einem Lesemarathon mitten in der Stadt, nach. Staatsintendant André Bücker ist das eine Herzensangelegenheit. 

    Denn den Theaterleiter hat es befremdet, "dass aus dem Kulturbereich so wenig Stimmen zur Unterstützung Israels gekommen sind". Die Lage sei für ihn eindeutig. "Israel wurde Opfer eines mörderischen Überfalls, eines Gewaltexzesses. Darüber gab es für mich zu viel Schweigen und zu viel: ja, aber", sagt Bücker. "Deshalb wollen wir als Staatstheater Augsburg jetzt auch ein künstlerisches Zeichen setzen."

    Knapp 1400 Seiten Lesestoff bietet die Josephus-Trilogie

    André Bücker ist es wichtig, dass das Staatstheater Augsburg klar Position für Israel bezieht.
    André Bücker ist es wichtig, dass das Staatstheater Augsburg klar Position für Israel bezieht. Foto: Daniel Biskup

    Das Haus plant einen 24-stündigen Lesemarathon am Wochenende im Zentrum der Stadt – im Moritzsaal. Gelesen wird die Josephus-Trilogie von Lion Feuchtwanger, zusammengenommen knapp 1400 Seiten Lesestoff, also genügend Material, um 24 Stunden daraus vorzulesen. "Wir werden das wahrscheinlich nicht ganz schaffen", sagt Bücker, der auch berichtet, dass an der einen oder anderen Stelle gekürzt wird.

    Aber es geht bei der Lesung nicht darum, nur ein Publikum anzusprechen, das die kompletten 24 Stunden am Stück anwesend ist. "Die Leute können zehn Minuten kommen oder auch länger, gerne auch zweimal oder öfter", sagt Bücker. Der Eintritt ist kostenlos, das Ganze hat etwas von einem Happening. Dazu werden musikalische Beiträge eingeschoben, wie Bücker verrät. Das ganze Haus beteilige sich an dem Lesemarathon, sagt Bücker, aber auf freiwilliger Basis. "Keiner ist dafür verpflichtet worden."

    Auch die Oberbürgermeisterin will etwas aus der Trilogie von Feuchtwanger lesen

    Wobei auch die Stadtgesellschaft angesprochen worden ist. Oberbürgermeisterin Eva Weber, die gemeinsam mit Helmut Haug, dem Pfarrer von St. Moritz, und mit André Bücker um 14 Uhr den Lesemarathon eröffnen wird, hat laut Bücker auch vor, aus dem Roman zu lesen, ebenso Ordnungsreferent Frank Pintsch. André Bücker hat sich selbst für eine spezielle Nachtschicht eingeteilt, er wird von zwei Uhr bis vier Uhr zu hören sein, wenn parallel nur noch die Ausdauernden unter den Nachtschwärmern die Innenstadt bevölkern. 

    Als sich das Staatstheater überlegte, welches Buch oder welche Bücher für den Lesemarathon infrage kommen, waren zum Beispiel auch Thomas Manns Josephs-Romane im Gespräch. Doch der Josephus-Trilogie von Feuchtwanger lasse sich leichter folgen, "die ist deshalb auch einfacher vorzulesen", sagt Bücker. Und: Feuchtwanger war ein deutscher Schriftsteller, der aus einer frommen jüdischen Familie stammte und sich in der Trilogie mit seiner eigenen Herkunft auseinandergesetzt hat. In der Trilogie erzählt Feuchtwanger die Geschichte des jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus, der von 37 bis 100 n. Chr. gelebt hat. Dieser Josephus wollte Jude und Römer, Israelit und Weltbürger gleichzeitig sein. Doch diese Gegensätze drohen ihn zu zerreißen, sodass er Rom verlässt und an seinen Ursprung zurückkehrt.

    Nach dem Lesemarathon ist Bücker noch einmal gefragt, denn die Jerusalem Lyric Opera veranstaltet am Sonntag, 17. Dezember, einen Konzertabend unter dem Titel "Opera World Stands With Israel", an dem europäische Opernhäuser ihre Unterstützung für Israel zeigen. André Bücker wird mit einem Grußwort zur Veranstaltung zugeschaltet. "Dass wir uns solidarisch zeigen, gebietet nicht allein unsere historische Verantwortung, sondern die Menschlichkeit", sagt er. 

    Info: Die 24-Stunden-Lesung aus Lion Feuchtwangers "Josephus-Trilogie" beginnt am Samstag, 16. Dezember, um 14 Uhr im Moritzsaal in Augsburg. Sie steht unter dem Titel "Den Heutigen zur Erinnerung, den Späteren zur Warnung". Der Eintritt ist frei und jederzeit möglich. Das Publikum kann 10 Minuten oder 24 Stunden am Stück zuhören. Die Lesung wird auch durch musikalische Einschübe unterbrochen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden