Gott sei Dank gibt es noch kein Gesetz, das vorschreibt, was gesunde Menschen im betagten Alter zu tun oder zu lassen haben. Man kann die Thuja-Hecke schneiden, die Topfpflanzen düngen, an der Modelleisenbahn basteln - oder musikalisch Leute unterhalten. Manfred Mann ist mittlerweile stolze 83 Jahre alt und macht letzteres schon fast sein ganzes Leben. Wer kein Lied von ihm kennt, hebe bitte die Hand. Als in den 1960er-Jahren die Beatwelle England überrollte, setzte er schon eine Duftmarke nach der anderen. „Do wah diddy diddy“, „My Name is Jack“, „Pretty Flamingo“, „Mighty Quinn“ oder „Ha ha said a Clown“ waren damals wichtige Bestandteile einer Wurlitzer-Musikbox. Im Jahr 1971 gründete der gebürtige Südafrikaner und Sohn jüdischer Immigranten dann die Manfred Manns Earth Band und mit der gastierte der begnadete Keyboarder jetzt wieder einmal im Augsburger Spectrum.
Manfred Mann‘s Earth Band spielt „Do wah diddy diddy“
Wer oder was war eigentlich zuerst da, sein schwarzer Hut oder Manfred Mann? Keine Ahnung. Jedenfalls scheint seine Kopfbedeckung in den vielen Jahren angewachsen zu sein und gehört dazu wie der süße Senf zu der Weißwurst. Mit dem 78-jährigen Gitarristen Mick Rogers ist noch ein weiteres Gründungsmitglied dabei. Er ist der heimliche Star des Abends. Einen kleinen Teil des Programms bestreitet er sozusagen unplugged und gibt dazu Songs wie „Do wah diddy diddy“ oder „Pretty Flamingo“ eine spezielle Note.
An diesem Abend passiert schließlich etwas, das nur äußerst selten geschieht. Man ist schon etwas erstaunt, als Manfred Mann an den Keyboards zunächst bei „Don‘t kill it Carol“ eine Strophe mitsingt, aber dass der Meister dann bei „Blinded by the Light“ sogar vor ans Mikro kommt, das ist dann schon außergewöhnlich. Gesangstechnisch überlassen Rogers und Mann aber ansonsten dem 67-jährigen Robert Hart das Feld, der seit 2011 Frontmann der Band ist. Bassist Steve Kinch (69) und Schlagzeuger John Lingwood (73) fügen sich nahtlos ein. Nun, an der Setlist der Earth Band hat sich im Laufe der Jahre wenig geändert. Der Eröffnungssong wie immer „Captain Bobby Stout“, das vor langer Zeit einmal der amerikanische Folksänger Lane Tietgen geschrieben hat. Gefolgt von „Don‘t kill it Carol“.
Im Spectrum zeigt Manfred Mann, dass er ein Tüftler ist
Manfred Mann ist ein Soundtüftler, ein Arrangeur. Schreiben hat er andere für sich lassen. Von Bob Dylan wurde er oft bedient. Siehe zu Beatzeiten „Mighty Quinn“ oder dann später „You Angel you“ oder „Father of Day, Father of Night“, die im Spectrum genauso ein Pfund sind wie die Bruce-Springsteen-Nummern „For you“ oder „Blindet by the Light.“ Auffallend ist, dass im Spectrum nicht nur die „Ewiggestrigen“ vor Ort sind. Im ausverkauften Haus mit über 600 Besucher sind viele jüngere Frauen und Männer, die den speziellen Sound von Manfred Mann wohl für sich entdeckt haben.
Wie fast immer verabschiedet sich die Band schließlich mit einer extra langen Version des Eskimos „Mighty Quinn“. Es gibt keine(n), der nicht mitsingt oder mitgrölt. Spätestens da waren sich wohl alle einig: Der 83-jährige Manfred Mann darf gerne noch ein paar Jahre weitermachen. Für die Thuja-Hecke ist später auch noch Zeit.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden