Dass sich da etwas anbahne mit einer Auszeichnung, das habe sie schon vor einiger Zeit mitbekommen, erzählt Sally du Randt. Aber letztlich war die Überraschung doch groß, als beim Presseball im Kongress am Park, wo die Sopranistin des Staatstheaters Augsburg eine Gesangseinlage präsentierte, vor großem Publikum die Auszeichnung öffentlich gemacht wurde: Sally du Randt wird zur Bayerischen Kammersängerin ernannt. Auf der Bühne überreichte ihr Intendant André Bücker und Oberbürgermeisterin Eva Weber die Urkunde, die die Unterschrift des bayerischen Kunstministers Blume trägt.
Letztlich also war sie „dann doch überrascht“, wie sie im Rückblick sagt, vor allem aber „derart überwältigt, dass ich froh war, nicht mehr singen zu müssen, so gerne ich es getan hätte“. Ist ja auch eine Auszeichnung, die nicht jedem zuteilwird: Bayerische Kammersängerin bzw. - sänger ist ein Ehrentitel und zugleich Dienstbezeichnung, die das Bayerische Kunstministerium an Sängerinnen und Sänger für deren „herausragende künstlerische Leistungen“ vergibt. Und zwar an Interpreten, die für die Bayerischen Staatstheater tätig sind. Im Falle von Sally du Randt bedeutet dies, dass mit ihr überhaupt zum ersten Mal ein Mitglied des Augsburger Opernensembles - seit 2018 erst ist Augsburg Staatstheater - zu bayerischen Kammersänger-Würden gelangt. Künftig steht die gebürtige Südafrikanerin in der Liste der Bayerischen Kammersängerinnen und -sänger, die solch erlauchte Namen führt wie Brigitte Fassbaender und Edita Gruberova, Waltraud Meier und Diana Damrau, Dietrich Fischer-Diskau, Placido Domingo und Jonas Kaufmann, aber auch den gebürtigen Augsburger Ulrich Reß, um nur einige aus der langen Reihe anzuführen, in der sich weit überwiegend Stimmen der Bayerischen Staatsoper finden.
Verdi, Puccini und die klassische Moderne
Sally du Randt ist seit nunmehr 22 Jahren Ensemblemitglied in Augsburg - sängerisch, künstlerisch ein Aushängeschild des Hauses. Nicht nur, dass sie über ein enormes Repertoire von 80 Rollen verfügt: Es gibt so gut wie nichts, das sie auf Augsburger Bühnen, ob zunächst im Großen Haus und seit der Sanierung im Martinipark, nicht gesungen hätte, dabei Fachgrenzen souverän überschreitend. Die großen Partien eines Verdi, von Lady Macbeth bis Desdemona, hat sie ebenso präsentiert wie die Heldinnen Puccinis, wichtige Strauss-Partien hörte man von ihr ebenso wie zahlreiche Rollen aus Opern der klassischen Moderne, ob es sich nun die Marie in Berg „Wozzeck“ handelte oder um die Nyssia in Zemlinskys „König Kandaules“.
Als sei das nicht schon genug, hat sie auch um Wagner keinen Bogen gemacht, sie war Elisabeth „Tannhäuser“ und Elsa in „Lohengrin“ und ist auch nicht zurückgeschreckt vor der weiblichen Hauptpartie in „Tristan und Isolde“. Nein, geschont hat sie sich nie, ein Glücksfall für ein Ensemble. Und immer beeindruckend dabei, wie Sally du Randt sich Charakter und Profil ihrer Rollen nicht nur im Sängerischen anzuverwandeln weiß, sondern hohes vokales Niveau mit ebensolcher darstellerischer Intelligenz zu verbinden vermag.
Das Highlight der Sally du Randt
In der laufenden Spielzeit wird die Kunst der Sally du Randt unter anderem in zwei Opern-Neuproduktionen zu erleben sein, in „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ (Brecht/Weill) sowie in Verdis „Maskenball“. Bittet man die frisch gekürte Bayerische Kammersängerin um einen Rückblick auf ihre bisherige Karriere und um ein paar selbst gewählte Highlights, so ist ihr, neben Puccinis Butterfly und Tosca, vor allem eine Produktion wichtig: Salome in der gleichnamigen Oper von Strauss. Fraglos war das ein Idealfall für die künstlerischen Möglichkeiten Sally du Randts, nicht nur sängerisch, „ich hatte auch 16 Minuten zu tanzen“. Ja, die Salome noch einmal aufzuführen am Großen Haus, das wär‘s, schwärmt sie und gibt dazu gleich noch eine Probe ihres - neben allem künstlerischen - auch humoristisch beträchtlichen Potenzials: Auch wenn, kalauert Sally du Randt, sie in Anbetracht des lahmenden Theater-Sanierungsfortschritts dann wohl „am Rollator Salomes Schleiertanz hinlegen müsste“.
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