Er ist also wieder da, der Kobold mit dem roten Haar. Dabei war er gar nicht so lange weg: Nach den Hörspielen der 1960er und der beliebten Fernsehserie „Meister Eder und sein Pumuckl“ mit Gustl Bayrhammer und der Stimme von Hans Clarin folgten zwei Spielfilme, eine weitere Serie, zwei Musicals sowie Hörbücher. Jetzt knüpft die TV-Serie „Neue Geschichten vom Pumuckl“ an den Bayrhammer-Klassiker an – nahtlos, möchte man fast sagen, klaffte nicht eine Lücke von 30 Jahren in der Handlung. Regisseur Marcus H. Rosenmüller, bekannt durch Filme wie „Wer früher stirbt, ist länger tot“, „Trautmann“ oder zuletzt „Rotzbub“, schließt diese Lücke behutsam.
Pumuckl und Meister Eders Neffe verhindern, dass die Schreinerei verkauft wird
Bereits die erste Folge nimmt auf ein brisantes Thema Bezug: Die seit Jahrzehnten leer stehende Schreinerei Franz Eder soll verkauft werden. Ein Investor will sie abreißen und ein Parkhaus bauen. Pumuckl und Meister Eders Neffe Florian, selbst Schreiner, wissen das zu verhindern. Dafür müssen sie sich jedoch erst einmal kennenlernen. Eine schöne Anspielung auf die klassische Serie ist die Mundharmonika, die noch dort liegt, wo sie zum Schluss der letzten Folge abgelegt worden war. In der zweiten Folge wird der Tod von Meister Eder thematisiert. Pumuckl muss lernen, dass Gestorbene nicht aufhören können, tot zu sein, und dass „sterbseln“ endgültig ist. Ab der dritten Folge befinden wir uns wieder im gewohnten Pumuckl-Universum und beobachten fassungslos wie seinerzeit als Kinder, wie der kleine, meist unsichtbare Kobold seinen neuen Eder und andere in die hochnotpeinlichsten Situationen zu bringen vermag.
Der Kabarettist und Schauspieler Maxi Schafroth leiht dem neuen Pumuckl seine Stimme und führte dies am Sonntag im Mephisto Kino auch prompt nach der Vorführung der ersten drei Folgen vor vergnügten Kindern und verschmitzt dreinschauenden Erwachsenen vor. Und tatsächlich: Schafroth vermag den Pumuckl so kongenial zu vertonen, dass Kennern der alten Serie ein Stein vom Herzen fallen wird. Lediglich das „Clarin-Krächzen“, so erklären Rosenmüller und Schafroth im Interview, sei von einer KI nachträglich hinzugefügt worden. „Das nannten wir dann ‚clarinisieren‘“, sagtSchafroth grinsend. Es handele sich tatsächlich um eine künstliche Intelligenz, die die gespielte Emotion anhand der Klangfarbe analysiert und dann die passende „Clarinisierung“ vornimmt, und nicht bloß um einen Filter.
Regisseur Marcus H. Rosenmüller hat Pumuckl sanft modernisiert
Der Pumuckl selbst wurde wieder in 2D animiert, so wie früher, erklärt Rosenmüller, der kürzlich bei „Rotzbub“ Erfahrungen mit 3D-Animation sammeln konnte. „Wir wollen Geschichten liefern, die Kindern gefallen. Wir haben aber auch bei alten Fans die Hoffnung, dass es ankommt“, so der Regisseur. Es gibt aber auch Änderungen: So mag Florian Eder keine Geranien und verlegt diese von Frau Stürtzlinger (Ilse Neubauer) gebrachten kurzerhand ans Grab von Meister Eder. „Dies ist ein Sinnbild“, so Maxi Schafroth, „dass behutsame Veränderungen zur anderen Serie möglich sind. Man muss nicht am Alten hängen, man muss aber auch das Rad nicht neu erfinden.“ Auch Rosenmüller bestätigt, dass die Serie in der modernen Welt spielt. Handys und Monitore werden zu sehen sein, „aber sanft“. Sanft modernisiert wurde unter anderem auch das neue Titellied der Serie: Es ist das bekannte, aber neu eingespielt. Alles in allem kann sich also auch der Kenner beruhigt zurücklehnen und die neuen Folgen seines einstigen Kindheitshelden genießen.
Im Januar soll RTL+ entscheiden, ob es eine zweite Staffel mit weiteren 13 Folgen geben wird. Eine Testvorführung in Köln war etwas holprig verlaufen, da die Kinder kein Bairisch verstanden, manche hielten es sogar für „köllisch“. Doch man ließ Rosenmüller, der selbst aus dem Oberland stammt, völlig freie Hand bei der Sprache. Immerhin spielen die Geschichten ja mitten in München, da geht es ohne Bairisch kaum. Die aktuelle erste Staffel hat jedenfalls noch einiges zu bieten: Pumuckl muss mit einer Spinne kämpfen, Florian Eder muss eine Betriebsprüfung (durch Milan Peschel) durchleiden und bei einem Angelausflug versucht Pumuckl, mit einer Himbeere einen Fisch zu fangen. Es ist also für jeden etwas geboten beim neuen Pumuckl. Bleibt zu hoffen, dass die Geldgeber das auch so sehen.
Die ersten drei Folgen von „Neue Geschichten vom Pumuckl“ sind im Kino zu sehen. Am 11. Dezember startet die Serie beim Streaminganbieter RTL+.