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Programm: Augsburger Friedensfest 2023 startet mit Nacht der Chöre

Programm

Augsburger Friedensfest 2023 startet mit Nacht der Chöre

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    "Flow" ist der Titel des Murals, das in diesem Jahr während des Friedensfestes an einem Gebäude in der Donauwörther Straße entstehen wird.
    "Flow" ist der Titel des Murals, das in diesem Jahr während des Friedensfestes an einem Gebäude in der Donauwörther Straße entstehen wird. Foto: Friedensbüro/Stadt Augsburg

    Krisen und Kriege zeigen: Die Welt ist nicht gut oder schlecht, sondern komplex. Einfache Antworten gibt es nicht mehr, „Kreativität“ lautet das Gebot der Stunde. Sie ist auch das Motto für das diesjährige Programm zum Hohen Friedensfest. Traditionell startet das Friedensfestprogramm drei Wochen vor dem Fest am 8. August. Heuer ist die Kooperation des Friedensbüros mit den Dekanaten enger, das Programm, das am 22. Juli beginnt, zeigt sich kirchenorientierter. Insgesamt sind 35 Initiativen, Vereine, Religionsgemeinschaften aktiv. Die Zahl der Beteiligten aus der eher autonomen Kulturszene hat abgenommen, das Grand Hotel zum Beispiel ist als Veranstaltungsort nicht mehr dabei. 

    Alle Chöre treffen beim Augsburger Friedensfest 2023 auf dem Rathausplatz zusammen

    Als eines der Hauptevents stellt Thomas Weizel, im OB-Referat zuständig für Frieden und Interkultur, die lange Chornacht am 22. Juli vor. 29 Chöre mit insgesamt 747 Sängern und Sängerinnen singen Jazz bis Gospel und Pop, a-cappella oder mit Begleitung, erklärt Daniel Böhm, Ex-Domsingknabe und Urgestein der Augsburger Musik- und Chorszene. Zusammen mit dem Kirchenmusiker Peter Bader von St. Ulrich und Afra erarbeitete er das Konzept. Die Konzerte sind zum Teil als Mitmach-Events angelegt. Zum Höhepunkt treffen um 23 Uhr alle Chöre auf dem Rathausplatz aufeinander, wo Böhm die Chöre und Besucher jeweils vierstimmig zum „Shalom Chawerim“, „Viv a la musica“ und weiteren bekannten Stücken anleiten wird. Die Tickets für 15 Euro gibt es ab sofort, Flüchtlinge und Inhaber von Kultursozialtickets zahlen einen Euro.

    In der Bäckergasse entsteht das „House of New Realities“. Die Familie Wiedemann von der früheren Glasgroßhandlung dort hat die acht leer stehenden Wohnungen vorübergehend dem Theaterensemble Bluespots Productions überlassen. Insgesamt 50 Initiativen und Personen werden dort unter der Regie und Leitung von Leonie Pichler, Miriam Artmann und Lisa Bühler ein experimentelles, lebendiges „Museum“ einrichten. 

    Mural zum Friedensfest entsteht in Donauwörther Straße: "Das wird ne heiße Angelegenheit"

    Ein Jubliläum feiert das traditionelle Mural. Seit neun Jahren entstehen zum Friedensfest Graffiti-Mauergemälde auf nackten Hauswänden. Sophie T, Nontira Kigle und Lena Hofmann haben mit ihrem Entwurf das zehnte gewonnen. Zwei Wochen lang werden sie eine zweieinhalb Stockwerke hohe Wand am Gebäude Donauwörther Straße 23 mit Farbe besprühen. „Flow“ soll das Werk heißen: Eine fotorealistisch gezeichnete Person sitzt vor einer Schreibmaschine, aus der eine Wundertüte an Farben und Metaphern explodiert. Ein Kind mit Raketenanzug, Glühbirnen am Baum, ein Buntstift und über allem eine große Zitrone, die ihren spritzig-gelben Saft versprüht. „Sie ist kreative juice“, erklärt die Grafik-Designerin Kigle. Die drei Künstlerinnen sind aus Augsburg. Sophie T ist auch als Rapperin aus den Konzerten „Dem Hiphop sein Haus“ in der Mühle bekannt. Die Farbpalette sei schon angelegt, erklären Kigle und T. „Das wird ne heiße Angelegenheit, richtig Arbeit. Zwei Wochen auf der Scherenbühne, vermutlich Hitze, mitten im Verkehr der

    Früher war mehr Politik im Festprogramm. Provokationen und heiße Debatten gab es 2013 zum Arabischen Frühling, das noch junge Grand Hotel kämpfte damals für das Bleiberecht vieler tschetschenischer Flüchtlinge, Street Art solidarisierte sich im Nachgang der weltweiten Bankenkrise mit der Protestbewegung Occupy und ihren weißen Masken. 2014 provozierte das Programm mit Debatten über die europäische Flüchtlingspolitik der Grenzagentur Frontex. Spontan-Aktivisten hatten sich als Leichen ins Foyer der Brechtbühne gelegt und der eingeladene

    Das Friedensfest sei zu intellektuell und überkulturell lautete die Kritik

    Und im Winter und Frühjahr dieses Jahres gab es Kritik, das Programm sei in den letzten Jahren zu „intellektuell“ und „überkulturell“. Dieser Streit fiel in die heiße Phase der diesjährigen Programmplanung, die Aquise der Akteure und Künstlerinnen geriet ins Stocken. Den noch immer schwelenden Konflikt um die zukünftige Ausrichtung des Programms, so ist aus der Verwaltung zu hören, soll jetzt eine vom Lehrstuhl für Empirische Sozialforschung erarbeitete Studie unter den „Stakeholdern“ des Friedensfestes beheben. Befragt werden demnach nicht Bürger und Kulturschaffende, die sich in das Programm einbringen, sondern die an der Organisation beteiligten Kirchen sowie die Fraktionen des Stadtrates. 

    Programminfo unter friedensstadt-augsburg.de

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