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Premiere: Das Theater Eukitea spielt mit den Sinnen

Premiere

Das Theater Eukitea spielt mit den Sinnen

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    Komplexe Kostüme kommen im Wintermärchen des Theaters Eukitea zum Einsatz.
    Komplexe Kostüme kommen im Wintermärchen des Theaters Eukitea zum Einsatz. Foto: Marcus Merk

    Das Eukitea-Theater feiert gerade Premiere mit seinem Wintermärchen "Das goldene Schloss". Ursprünglich stammt das Märchen aus Schweden und heißt dort "Das schöne Schloss, östlich von der Sonne, nördlich von der Erde". Für Stefan Eckl, den Leiter des Eukitea-Theaters, ist es eine "Kindheitserinnerung an eine Großtante, die eine begnadete Geschichtenerzählerin war". Es handelt von einem Bauern und seinen drei Söhnen. 

    Eines Morgens spricht der Bauer entrüstet zu seinem Erstgeborenen: "Sohn schau dir das an, das ganze Gras ist niedergetrampelt." Nacheinander halten alle drei Söhne Nachtwache. Doch nur dem Jüngsten gelingt es, wach zu bleiben, und er erblickt drei Tauben, die in grauen Federponchos heranfliegen. Unter dem Federkleid kommt ein schönes Mädchen zum Vorschein, das eine Prinzessin ist. Ihre Begleiterinnen schenken dem Jungen zwei goldene Äpfel – wie schon die Göttin Freya sie mit sich führte. Die Prinzessin überreicht ihm einen Ring, bevor sie verschwindet. Der Junge verschweigt dem Vater seine Erlebnisse und schlägt stattdessen vor: "Wir feiern ein Fest!" 

    Die Darsteller spielen ohne Requisiten, wie sie Tabletts auftragen, Gäste empfangen und das Essen probieren. Eine Darstellerin leckt sich so genüsslich die Finger ab, dass die Illusion fast perfekt ist. Dann tritt die Prinzessin in den Saal ein. Zwei menschliche Rösser traben vor ihrer imaginierten Kutsche. Den Sound dazu macht Fred Brunner, der später verrät, dass er "für die Schritte sein elektronisches Percussion-Pad" benutzt. Das sieht unscheinbar aus, schmeißt aber ordentlich Sound. Damit der zum Spiel passt "muss ich immer den Blick bei den Schauspielern haben". Denn im Eukitea menschelt es. Ein Baby schreit hin und wieder auf, wenn die Lichter ausgehen und es Nacht wird.

    Der Wald ist auf eine Kulisse aufgemalt

    Als der Tag anbricht, muss die Prinzessin zurück in ihr Schloss, das von Trollen bewacht wird. Die stehen für "Egoismus und Rücksichtslosigkeit", erklärt Stefan Eckl, und "das goldene Schloss ist ein Ort der Liebe und des Friedens". Der Bauernsohn macht sich auf den Weg, die Prinzessin zu suchen. Er begegnet einem Intellektuellen und einem hippen Käppi Träger. Keiner hat Zeit, ihm zu helfen. In insgesamt drei Wäldern trifft der Bauernsohn auf jeweils ein streitendes Riesen-Brüderpaar.

    Der Wald ist auf eine Kulisse aufgemalt und dahinter erscheinen nun Pappriesen, die sich mit "Du Rübennase" beschimpfen. Doch der Prinz sorgt, wo er auftaucht, für Frieden und bekommt deshalb nacheinander 100-Meilenstiefel, einen Umhang der unsichtbar macht und ein Schwert, das Leben nehmen und auch wieder geben kann, geschenkt. Heidrun Eckl, die für die meditative Bearbeitung zuständig ist, erklärt: "Der Junge wächst mit den Aufgaben, die er bewältigt." Beispielsweise machen ihn die Stiefel schneller in seinen Entscheidungen.

    Aber wo liegt das Schloss? Sinnbildlich für die Reise sind Podeste mitten im Zuschauerraum aufgebaut. Dort begegnet der Junge den Herrscherinnen über die Landtiere, die Fische und Vögel. Letztere trägt einen großen Vogelnest-Hut mit Styropor-Ei. Darin ist ein Pappmaschee-Küken verborgen. Der Prinz habe jetzt gelernt seine Triebe, seine Emotionen und seine Gedanken zu beherrschen, so Heidrun Eckl. Deshalb kommt nun der Vogel Phoenix, um den Knaben zum Schloss zu bringen. Das Phoenix-Kostüm ist riesig und rot. Die Flügel sind sogar beweglich. Am Schloss angekommen, befreit der Junge es von den bösen Trollen. Ein Wermutstropfen bleibt. Denn es gibt heute echte Trolle, in Internetforen. 

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