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Porträt: Zlatko „Jimmy“ Kresic: Statt Rock-Tournee ein Musical für Kinder

Porträt

Zlatko „Jimmy“ Kresic: Statt Rock-Tournee ein Musical für Kinder

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    Zlatko Kresic will Kindern gute Laune machen. Statt auf Rocktournee ist nun für ein Kindermusical engagiert.
    Zlatko Kresic will Kindern gute Laune machen. Statt auf Rocktournee ist nun für ein Kindermusical engagiert. Foto: Rock & Royality

    „In meinem Kopf ist immer was los – und die vielen Ideen müssen ja irgendwo hin“, sagt Zlatko „Jimmy“ Kresic mit einem Lachen. Der Komponist und Musiker aus Augsburg sprüht vor Energie. Doch wie bei vielen Kolleginnen und Kollegen aus seiner Branche brachen Kresic in Corona-Zeiten Live-Auftritte, Events und Werbeaufträge weg. Für den Künstler nicht die erste schwierige Phase in seiner Karriere. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, investierte er die freie Zeit in ein neues Projekt: Er schrieb ein Kinderbuch und komponierte ein Kindermusical dazu. Und damit nicht genug. Aus der Idee wurden fünf Projekte gleichzeitig.

    „Wenn ich Musik mache, versinke ich in meiner Welt und vergesse alles um mich herum.“ Das war schon immer so und half dem Künstler schon immer durch schwierige Phasen. Auch als der heute 53-Jährige vor 30 Jahren aus seiner Heimat Bosnien-Herzegowina vor dem Balkankrieg floh und ein neues Zuhause in Deutschland suchte, war die Musik sein Anker. Mit 200 Mark kam Kresic im Jahr 1992 bei seinem Onkel in Regensburg an. Für die Flucht gab der Musiker seine Karriere auf und fing in

    Zusammenarbeit mit Tina Turner und Alice Cooper

    Mehrere Jahre gestaltete Kresic zum Beispiel die Show „Rock meets Classic“. Bei dem Projekt spielen Künstler ihre weltberühmten Rock-Hits live und werden dabei von einem Sinfonieorchester begleitet. „Ich war als Arrangeur die Schnittstelle zwischen den beiden Welten und sorgte dafür, dass die Live-Programme gut klingen.“ Dadurch arbeitete er mit Künstlern wie Alice Cooper, Tina Turner oder der Band Deep Purple zusammen und tourte als Keyboarder und Komponist mit verschiedensten Rockgrößen um die Welt. Seit einigen Jahren ist Kresic musikalischer Leiter der Automobilfirma Audi. „Ich inszeniere die Produkte, erstelle ein musikalisches Bild und organisiere Livemusik-Events.“

    „In den letzten 15 Jahren habe ich unglaublich viel gearbeitet“, sagt Kresic. Weil er schon einmal alles verloren hatte, war sein Drang nach finanzieller Sicherheit groß. „Aber es war fast schon krank.“ Daher kam ihm die Zwangspause durch die Corona-Pandemie eigentlich gelegen. „Meine Familie und ich sind finanziell gut aufgestellt, und ich konnte mein Arbeitspensum herunterdrosseln.“ Und aus dem erfolgreichen Musiker wurde „Hausmann und Familienkoch“, sagt Kresic mit einem Lachen. „Und ich genieße das.“

    Zlatko Kresic als Musiker auf Tour mit Rockbands.
    Zlatko Kresic als Musiker auf Tour mit Rockbands. Foto: Sabrina Feige

    Der Stress wich und schuf Platz für neue Projekte – wie das Kinderbuch. Die Idee entstand in einem Gespräch mit seiner Frau. Sie ist Kinderpsychologin und erzählte Kresic von Kindern, die unter den Auswirkungen der Pandemie leiden: geschlossene Schulen, Einsamkeit, Stress und Streit. Hinzu kommen viele schlechte Nachrichten im Fernsehen, im Radio, im Internet und gewalthaltige Computerspiele, die den Alltag vieler bestimmen. Kinder seien heutzutage vielen hässlichen Dingen ausgesetzt, sagt Kresic. „Und dabei verlieren sie ihre schönen Träume.“

    Und genau an diesem Punkt beginnt das Buch: „Ich habe einfach begonnen zu schreiben“, sagt Zlatko Kresic. Ohne Plan, ohne Konzept. „Ich wusste am Anfang selbst nicht, was daraus wird.“ Die Geschichte handelt von einer fiktiven Parallelwelt namens „Traumtopia“. Eine Fabrik produziert dort schöne Träume für Kinder. Diese werden anschließend in die reale Welt geflogen. Doch der mächtige Gegenspieler und Bösewicht Robräus baut Albträume und schwächt die Fabrik, sodass die guten Träume nicht mehr bei den Kindern ankommen. Der Protagonist – ein ganz normaler Junge – und seine Freunde beschließen, die Traumfabrik zu retten und gegen die böse Macht zu kämpfen. „Probleme kann man mit Selbstvertrauen besiegen – das soll die Geschichte vermitteln“, sagt Kresic. Denn Selbstvertrauen sei vielen Kindern verloren gegangen.

    Bevorzugt komponiert er morgens oder nachts

    Parallel begann der Künstler, die Kapitel zu vertonen: Beim Schreiben hatte er immer die Geschichte in Bildern, Atmosphären, Farben und Tönen im Kopf. Dann setzte er sich an sein Klavier, klimperte ein bisschen und überlegte, zu welchen Instrumenten die Melodie passen könnte. „Ich komponiere mit Bildern“, sagt Kresic. Wenn er sich die bunte Fabrik aus seinem Buch vorstelle und die Tiere, die in der Fantasywelt herumfliegen, entstehen Melodien in seinen Gedanken. Oft komponiert er, wenn alles ruhig ist – früh morgens oder nachts. Aber manchmal entstehen auch beim Joggen oder Radfahren Ideen. Die pfeift er dann, nimmt sie mit seinem Handy auf und setzt sich zu Hause ins Studio. „Kreativität funktioniert eben nicht auf Knopfdruck.“

    Das entstandene Musical soll von einem Orchester begleitet werden, die Musik, sagt Kresic, sei „sehr hoch angesiedelt“ – „Damit auch die Eltern etwas davon haben.“ Während des Schreibens des Buches entstand ein weiteres Projekt, von dem Mütter, Väter und ältere Geschwister profitieren können: Kresic hauchte dem Bösewicht der Geschichte in Form einer Heavy-Metal-Band Leben ein. „Die Musik ist sehr düster“, sagt Kresic. „Aber das brauchte ich manchmal als Gegenpol zu der bunten Kinderwelt.“ Die Band „Dunkelland“ und das Musical gehören zwar zusammen, sind aber dennoch getrennte Projekte. So soll die Band aus maskierten Musikern und dem Hologramm von Robräus bestehen, die auch getrennt vom Musical Auftritte haben.

    Wie und wann die Geschichte als Buch und Musical erscheint, steht noch nicht fest. Aus der Idee, ein Kinderbuch zu schreiben, wurden fünf Projekte: das Buch, ein Musical, eine Heavy-Metal-Band, ein Film und eine Serie. „Ich bin gerade im Gespräch mit einer Produktionsfirma.“ Und vielleicht ist „Traumtopia“ bald auf den großen Streamingplattformen oder bei Fernsehsendern wie KiKA oder ProSieben zu sehen? „Wer weiß“, sagt Kresic, „das ist alles noch geheim.“

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