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Porträt: Der Musikproduzent Maximilian Wörle

Porträt

Musikproduzent Maximilian Wörle: Der Mann für den guten Ton

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    Augsburger Musiker stehen Schlange bei Maximilian Wörle.
    Augsburger Musiker stehen Schlange bei Maximilian Wörle. Foto: Privat

    Neue Musik wird seit einiger Zeit immer am Freitag veröffentlicht. Ob eine vollständige LP oder eine digitale Single – Freitag ist Release-Tag, die Glückwunschfloskel für Künstlerinnen und Künstler ist „Happy Release!“. Der Augsburger Produzent Maximilian Wörle reagiert am Freitag unseres Gesprächs auf diesen Glückwunsch mit einer Denkfalte auf der Stirn. „Welchen meinst du denn? Heute sind sechs Sachen rausgekommen“, an denen er beteiligt war. Er hat viel zu tun, zu gerne kommen Bands in die geräumige Altbauwohnung an der Konrad-Adenauer-Allee, in der er mit zwei Freunden ein audiophiles Paradies geschaffen hat. Vor allem die lokale Szene profitiert davon, einen solchen Toningenieur in Laufdistanz zu haben, doch auch über die Stadtgrenzen hinaus spricht es sich herum, was Wörle am Pult zu schaffen vermag.

    Den Job tauschte Wörle gegen Mikrofon und Mischpult

    Bedanken können sie sich bei Wörles Freunden, die ihn vor gut einem Jahr bestärkten, den Job im öffentlichen Dienst gegen Mischpult und Mikrofone zu tauschen. Und sie können sich bei seiner Kniescheibe bedanken. Auch wenn er schon während seiner eigenen Adoleszenz mit seiner Band Adulescencs erste Erfolge feiern konnte, winkte immer noch die Aussicht auf eine Karriere als Profifußballer. Mit dem FCA mischte er die U17-Bundesliga auf, aber dann war „das Knie kaputt und dann war klar, es ist nichts mehr mit Sport“. Die Entscheidung wurde ihm also schmerzhaft abgenommen, ebenso wie die Entscheidung, dann eben doch nicht mit der Band durchzustarten. 

    Am Ende der Schule trennt sich die Spreu vom Weizen hinsichtlich des Ziels, professionell Musik zu machen oder mit einer soliden Bankausbildung die zukünftige Doppelgarage zu finanzieren. Musikproduktion ist da ein guter Kompromiss, da ist man nicht auf die Pläne der anderen Bandmitglieder angewiesen. Angefixt wurde Maximilian Wörle von Komponist und Produzent Michi Kamm, der die erste Adulescencs-Platte produzierte und er „reinschauen durfte, wie das funktioniert. Er hat mich an der Hand genommen, und das war was für mich. Ich bin manchmal Eigenbrötler, der gerne alleine schraubt. Dann aber doch immer am liebsten mit frischen Leuten, weil ich die Inspiration und Farben von anderen brauche“. 

    Jeden Act will Wörle besser machen

    Das wichtigste bei einer Produktion sei, niemanden zu verbiegen, sondern einen Weg zu suchen, um diesen Act nicht zu verändern, sondern noch besser zu machen. Die Art und Weise, wie er das schafft, ist der Grund, warum so viele vor der Studiotüre Schlange stehen. Wörle fühlt sich in die Musik hinein. Simon Kerler erzählt, dass Wörle nach gerade mal zwei Stunden herumprobieren mit seiner Band Das Kitsch „unseren Sound komplett verstanden hat“. Sängerin Lener, die mit Wörle ihre feine EP „Please don't“ gemacht hat, berichtet, sie sei im Studio „völlig losgelöst und frei. Ich habe überhaupt keine Angst, Fehler zu machen. Sachen, die aufs erste Mal nicht funktionieren, fliegen raus, Maxi hat so eine First-Take-Mentalität. Es muss laufen“. 

    Das klingt einfach, aber es steckt viel Arbeit darin. „Ich bin immer interessiert, warum andere besser klingen als ich. Es treibt mich an, herauszufinden, wie ich da hinkomme, dann heißt es ausprobieren und tüfteln und wenn es nicht gut ist, fange ich von vorne an“. Da muss man aufpassen, nicht zu sehr zu verkopfen, aber er hat als internes Kontrollorgan seine Studiokollegen und als Ausgleichssport sein Schlagzeug, an dem er mit dem Post-Punk-Trio Das Format regelmäßig Bühnen in Schutt und Asche legt. Und er hat eine Festplatte mit 70 eigenen Songideen. „Wenn du leidenschaftlicher Musiker bist, musst du zwischen Dienstleistungsjobs immer wieder für dich schrauben, um dich zu erden.“ 

    „Die Verschwendung“ ist Maximilian Wörles erster eigener Song

    Eine dieser Skizzen wurde nun zum ersten Song seines Projekts „Die Verschwendung“. Ein sympathisch scheppernder, atmosphärischer Indie-Popsong im Synthie-Gewand der 80er-Jahre, dessen Gesang so sehr nach einem jungen Udo Lindenberg klingt, dass man fast schon versucht ist, herauszufinden, ob der Hamburger Altrocker vielleicht ein uneheliches Kind im Landkreis Augsburg verheimlicht hat. Gut möglich, dass in unregelmäßigen Abständen mehr aus seinem Fundus an die Öffentlichkeit geraten wird. „Mir tut es gut, mal einen Song fertig zu machen, aber das geschieht ganz ohne Druck.“ Mit dem Berliner Lukas Klotzbach formt er daher erst einmal ein Produzententeam, das im Studio im blinden Verständnis zu einer Person verschmilzt und mit kommenden Veröffentlichungen der Berliner Bonheur oder der Hamburger Band Brockhoff außerhalb Augsburgs auf der Bildfläche erscheint. Und zwar unter dem Namen „Wir sind Butter.“ Ein guter Name für die Produktionen aus ihren Händen: hochwertig, geschmeidig, versehen mit einem seidenen, bescheidenen Glanz.

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