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Pater Henkes Leben & Märtyrertod: Ausstellung in St. Ulrich

Graphic Novel

Eine Stimme gegen den Nationalsozialismus: So kämpfte Pater Richard Henkes

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    Ein Porträt des Pallotinerpaters Richard Henkes. aus der Graphic Documentary „Und wenn die Wahrheit mich vernichtet“.
    Ein Porträt des Pallotinerpaters Richard Henkes. aus der Graphic Documentary „Und wenn die Wahrheit mich vernichtet“. Foto: Eulenfisch, Bischöfliches Ordinariat Limburg und Drushba Pankow

    Als jungen Menschen schon hat ihn die Rohheit der Sprache seiner Kameraden im Ersten Weltkrieg gestört: „Die Redensarten, die sie führen, hätte ich mir doch nicht träumen lassen …“, schreibt der Infanteriesoldat Richard Henkes in einem Brief aus seiner Kasernenzeit. Mit dieser Szene steigt die aktuelle Ausstellung im Haus St. Ulrich ein, die bis zum 24. November das Leben, Sterben und vor allem das Menschsein des Seligen Pallottinerpaters Richard Henkes zeichnet – als sogenannte Graphic-Documentary, in Bildern. Entwickelt wurde sie vom Berliner Künstlerduo Prof. Volker Schlecht und Prof. Alexandra Kardinar. Nach Augsburg geholt wurde sie vom Akademischen Forum.

    „Und wenn die Wahrheit mich vernichtet“: Pater Henkes Leben

    Zu sehen ist im Foyer eine Auswahl an Bildtafeln, die der unter dem Titel „Und wenn die Wahrheit mich vernichtet“ als Buch erschienenen Graphic-Documentary entnommen sind. Bei der Ausstellungseröffnung berichtete Prof. Wolfgang Schlecht, der selbst kirchlich nicht gebunden ist, sich aber, wie er sagt, als „sympathisierendes Ehrenmitglied“ versteht, was ihn selbst bei der Beschäftigung mit Pater Richard Henkes und schließlich bei der Schaffung dieses Werkes gepackt hat.

    Pater Richard Henkes trat als 19-Jähriger in den Orden der Pallottiner ein, wurde 1925 zum Priester geweiht und wirkte als Lehrer und Seelsorger erst in Vallendar, dann in Katscher/Oberschlesien. Er predigte in den großen Kirchen Oberschlesiens und auf dem Annaberg. Wo immer er wirkte – zuletzt in Strandorf im heutigen Tschechien – scheute er nicht das offene Wort, prangerte die Menschenfeindlichkeit der Nationalsozialisten an. 

    Pater Henkes wurde 1943 in das KZ Dachau deportiert

    Wegen einer regimekritischen Predigt wurde er 1943 von der Gestapo in Ratibor verhaftet und im Juli ins KZ Dachau deportiert. Er teilte seine Lebensmittelpakete mit den anderen und ermutigte seine Mitgefangenen durch seine Predigten. Während einer Typhus-Epidemie ließ sich Pater Henkes bei den Typhuskranken in Block 17 einschließen, um diese zu pflegen. Nur rund zwei Monate später infizierte sich Henkes selbst und starb am 22. Februar 1945. Im Jahr 2019 wurde Pater Henke als Märtyrer selig gesprochen.

    Das Titelblatt für die Ausstellung zeigt ein Porträtbild des jungen Richard Henkes, überzogen mit netzartigen, blutroten Fäden – was als Vorwegnahme des Leidens gelesen werden kann, das Henkes Leben als Priester prägen sollte. Die Zeichnung ist unterlegt von Aussagen des kurz vor der Priesterweihe stehenden Henkes – in all seinen Zweifeln, in all seinen Fragen: „Jetzt stehe ich kurz vor den Weihen und hab keinen Glauben. Bald soll ich ein Mittler Gottes sein und für welchen Gott?“

    Die Ausstellung im Haus St. Ulrich zitiert Pater Henkes

    Für diese Bildgeschichte haben die Künstler, wo es möglich war, auf originales Dokumentationsmaterial, etwa auf Briefe, Aussagen von Zeugen und anderes historisches Quellenmaterial zurückgegriffen. „Wir wollten nichts dazu erfinden“, so Volker Schlecht. Wenn er an den Bildtafeln vorbei führt, wird deutlich, was ihn so berührt hat – auch weil manches Geschehen für ihn auch heute so aktuell ist. Für die Betrachter mitzuverfolgen sind: das harsche Verhör Henkes vor der Gestapo in Ratisbor; die Willkür, das Ausgeliefertsein, die Erniedrigungen im KZ, die – allein schon beim Betrachten – schwer zu ertragende unendliche Gewalt.

    In all dem hat Henkes daran festgehalten: „Ich gehe auch hier meinen Weg mit Gott“. Man sieht in der Graphic-Documentary das Bild des fragenden Henke hinter Gittern, inmitten der anderen, der Mitleidenden, in einer KZ-Umgebung, die keine Privatheit mehr zulässt, wo der Tod gegenwärtig ist, wo während der Typhus-Epidemie die Kranken sich selbst überlassen sind; dazu Sprechblasen oder Briefausschnitte, in denen Henkes am einzigen festhält, das ihm bleibt. „Machen können wir nichts, wir können uns nur auf den Herrgott verlassen“, schreibt er im Februar 45 in einem Brief aus Dachau.

    Info: Die Ausstellung „Und wenn die Wahrheit mich vernichtet“, ist bis 24. November im Haus St. Ulrich zu besichtigen. Die Graphic-Documentary ist als Buch erhältlich unter www.pallotti-verlag.de.
      

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