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Opernsängerin Anna El-Khashem singt beim Glyndebourne-Festival

Porträt

Opernsängerin Anna El-Khashem: „Susanna ist meine Paraderolle“

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    Die Sopranistin Anna El-Khashem startete ihre Karriere von Augsburg aus.
    Die Sopranistin Anna El-Khashem startete ihre Karriere von Augsburg aus. Foto: Rüdiger Heinze

    Jüngst feierte sie ihren 29. Geburtstag, exakt am Premieren-Tag einer „Idomeneo“-Neuproduktion in Amsterdam, an der sie in diesen Wochen nun als Troja-Prinzessin Ilia mitwirkt: Anna El-Khashem, die in Augsburg beheimatete Sopranistin russisch-libanesischer Abstammung. Und dieses Engagement ist der Auftakt zu einem Jahr ganz im Zeichen von Mozart bei Anna El-Khashem, die ja schon lange so etwas wie einen ständigen Draht zu Amade pflegt. Nach der Bastienne und der Barbarina, nach Pamina, Zerlina und Servilia steht 2025 speziell die Susanna aus der „Hochzeit des Figaro“ im Zentrum ihres Bühnenwirkens, zunächst im März an der Semperoper Dresden und dann folgend mit nicht weniger als 20 Aufführungen an einem hochberühmten Sommerfestival-Ort: Glyndebourne. Auch dort verpflichtet man – wie in Salzburg, wo Anna El-Khashem 2024 debütierte – gewiss nicht jeden. Ihr Auftritt ist freilich auch bestens vorbereitet: Schon sechsmal zuvor wurde Anna El-Khashem als Susanna engagiert im gewitzten „Figaro“-Spiel, in dieser demonstrativen Lektion für den Schürzenjäger Graf Almaviva – und zwar in Florenz, Wiesbaden, Paris, Monte-Carlo, Verbier und eben Dresden. Warum aber ist Anna El-Khashem so nachgefragt als Susanna?

    Anna El Khashem: Mit der Rolle der Susanna kann man soviel zeigen

    Ihr selbst fällt bei einem Gespräch in einem Augsburger Cafe die Begründung nicht schwer: „Ich habe mir die Susanna so lange gewünscht; es kam für mich keine andere Partie als vollkommene Erfüllung in Frage. Wenn ich mich so äußern darf: Es ist meine Paraderolle; sie passt mir wie ein Handschuh. Man kann so viel zeigen: Verführung, Ärger, Träumerei, Wut. Dabei ist die Susanna schwer zu singen. Man steht vier Akte fast durchgängig auf der Bühne und muss sich drei Akte lang frisch halten, um dann in der „Rosenarie“ des vierten Akts noch zu bestehen – und zwar ohne sich verstecken zu können, nicht in der Tiefe, nicht in der Höhe.“ Dieselbe Frage, gerichtet nun an ihren Ehemann Johannes Kammler, Sohn des ehemaligen Augsburger Domkapellmeisters Reinhard Kammler, ergibt eine eher vokaldiagnostische Antwort: „Wie bei der Zerlina wird von Mozart bei der Susanna viel Farbe und Fleisch in der Mittellage gefordert. Das macht die Partie so besonders. Und diese zentrale Intensität besitzt Anna, das liegt ihr richtig.“

    Damit wird Glyndebourne also ab 29. Juni Gesprächsstoff haben bei den Picknick-Pausen auf englischem Rasen. Und auch nach diesem Sommer wird es weitergehen mit Mozart und Mozart-Operndebüts, erklärt Anna El-Khashem, ohne allerdings schon präzisieren zu dürfen. Ganz pauschal aber schaut sie so in ihre fernere Zukunft: „Ich kann mir gut vorstellen, dass ich noch lyrischer werde und im ,Figaro‘ irgendwann auch noch die Gräfin singe. Das käme mir auch entgegen.“

    Anna El-Khashem summa summarum: Fester Berufswunsch im zarten Alter von fünf Jahren, mit der die Eltern erstaunenden Ansage „Wenn ich groß bin, bin ich Sängerin“, Nacheifern ihres großen Vorbilds Cecilia Bartoli, Konservatoriumsaufnahme in St. Petersburg mit 17, Hinsteuern auf die Traumrolle der Susanna mit Anfang 20 im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper München plus die aktuelle Vision, nach Barbarina und Susanna noch die Rosina zu singen. Darf man daraus schließen, dass sie recht eigentlich durchsetzungsstark sei? Ihr Mann lacht auf: „Ja!“

    Bei Ehemann Johannes Kammler findet Anna El-Khashem Verständnis für kurzfristige Engagements

    Wenn man nun aber das singende Ehepaar Anna El-Khashem und Johannes Kammler schon einmal bei einem Kaffee beieinander hat, liegt die Erkundigung nahe, wie das so harmoniere, wenn der eine – womöglich kurzfristig als Einspringer – da auftrete und der andere – womöglich kurzfristig als Einspringer – dort. Ob es in solchen Fällen keine Enttäuschungen gebe, weil ursprünglich eigentlich eine andere, eine gemeinsame Unternehmung geplant war? Anna El-Khashem: „Ich glaube, wir sind beide keine typischen Opernsänger. Früher konnte ich mir auch überhaupt nicht vorstellen, mit einem Mann derselben Branche liiert zu sein.“ Dann jedoch stoßen die zwei ins selbe Horn, spielen sich gleichsam die Bälle zu: „Wir haben gegenseitig vollstes Verständnis; wir helfen einander.“ Der Urlaub finde meist sowieso zu Hause in Augsburg statt, im Fall eines Einspring-Anrufs komme der Ehepartner eben auch mal mit und freue sich für den anderen; und Ferienreisen würden grundsätzlich nur mit Reiserücktrittversicherung abgeschlossen. „Wir sind beide sehr locker,“ sagen sie unisono.

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