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Neue Töne 2024/25: Bayerische Kammerphilharmonie verspricht Vielfalt

Konzerte

Kammerphilharmonie auf Klangreise: Das bietet die Spielzeit 2024/25

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    Im Kleinen Goldenen Saal ist das Orchester zu Hause: Die Bayerische Kammerphilharmonie bereitet sich auf den Auftakt der neuen Spielzeit vor.
    Im Kleinen Goldenen Saal ist das Orchester zu Hause: Die Bayerische Kammerphilharmonie bereitet sich auf den Auftakt der neuen Spielzeit vor. Foto: Neda Navaee

    In Valentin Holubs Erinnerung klingt sie noch nach, diese vergangene Konzertsaison – und zwar in den schönsten Tönen. „Wir können auf eine Spielzeit zurückblicken, die außergewöhnlich verlaufen ist“, sagt der Geschäftsführer der Bayerischen Kammerphilharmonie. Das Orchester spielte 2023/24 vor vollen Publikumsreihen: Ausverkaufte Konzerte im Parktheater, in der Augsburger Synagoge und natürlich im Kleinen Goldenen Saal, in dem sich das Orchester so heimisch fühlt. Worin liegt das Erfolgsgeheimnis? In der Abwechslung, glaubt der Bratschist Holub. An einer Programmmischung, die Händel, Haydn, Mozart bietet, aber auch wahre Entdeckungen. „Sonst besteht ja auch Abnutzungsgefahr“, sagt Holub und lächelt. „Das gilt für das Publikum, aber auch für mich und die Orchesterkollegen. Beide Seiten muss man frisch bei der Sache halten.“ Neue Noten auf dem Pult, neue Namen im Programm, die Augsburger Konzertreihe der Kammerphilharmonie trägt seit 21 Jahren den Titel „unerhört“. Jetzt startet die Konzertserie in eine frische Runde, mit britischen und skandinavischen Akzenten – und einer starken weiblichen Note.

    Kammerphilharmonie eröffnet Jüdische Kulturwoche

    Mit dem ersten Konzert eröffnet das Orchester nicht nur seine Spielzeit – sondern auch die jüdische Kulturwoche 2024 in Augsburg. „Für uns ist das etwas Besonderes. Das Jüdische Museum, das die Kulturwoche organisiert, kam auf uns zu mit diesem Wunsch.“ So entwickelte Holub ein Programm, das den Klangraum der großen Augsburger Synagoge füllen soll, mit der Musik zweier jüdischer Komponisten. In diesem Konzert am Donnerstag, 26. September, verbindet das Orchester zwei Lebenslinien: Der Pole Miezcyslaw Weinberg musste 1939 vor der Gewalt des Nazi-Regimes flüchten, bis nach Moskau. Dort schuf er Werke zwischen harter Kriegserinnerung und doch wiedergewonnener Heiterkeit. Die Kammerphilharmonie spielt sein Konzert Nr. 2 für Flöte und Streichorchester, mit dem renommierten Solisten András Adorján. Auch der Österreicher Hans Gál floh vor dem Grauen der NS-Gewalt und fand in England Sicherheit. Seine Musik ist eine Wiederentdeckung für Holub. „Beide Komponisten haben ausdrucksstarke und faszinierende Musik geschrieben, die wir gerne hierzulande in den Konzertkanon wieder einführen wollen!“ Der Leitgedanke des Konzerts ist für Holub das Bewusstsein für die Geschichte: „Wir wollen spürbar machen, was alles verloren geht, wenn von staatlicher Seite bestimmt wird, was gespielt wird.“

    Nach diesem Auftakt mischt sich ein Motiv in das Saisonprogramm. „Das Weibliche spielt in dieser Spielzeit schon eine große Rolle“, erklärt Holub. Diese Note klingt schon im Konzert am 30. November (Kleiner Goldener Saal) an, bei dem das Orchester die Sopranistin Cathrin Lang begleitet. Ein Wiederhören für das Publikum, denn Lang war von 2009 bis 2017 Ensemblemitglied am Staatstheater Augsburg. Sie singt an diesem Abend ein Werk des Briten Gerald Finzi, „Dies natalis“ für hohe Stimme und Streichorchester. „Ganz spannende Farben, mit starkem britischen Einschlag“, verspricht Holub für das Konzert. Melodien von der Insel prägen das Programm, in Feierlichkeit und (Vor-)Adventsstimmung, von Henry Purcells „Abdelazer Suite“ bis zu einem Concerto Grosso von Händel.

    Ein Geburtsstagständchen für Mozart im Kleinen Goldenen Saal

    Es gehört schon zur Tradition, dass die Kammerphilharmonie ganz persönlich gratuliert, wenn Mozart Geburtstag feiert. Am 25. Januar 2025, zwei Tage vor Wolfgang Amadeus‘ Geburtstag, wünscht das Orchester diesmal „Felicidades!“ mit einem Ständchen im Kleinen Goldenen Saal – zu Ehren Mozarts, aber auch zu Ehren der Solistin. Die junge Pianistin Judith Jáuregui stammt aus dem Baskenland und spielt an diesem Abend das 11. Klavierkonzert, D-Dur, von Joseph Haydn. Ein quirliges, spritziges Werk. Dazu gesellen sich Haydns Sinfonie Nr. 6 (“Le Matin“) und natürlich ein Mozart im Original mit seiner Sinfonie Nr. 27, G-Dur – kein „unerhörtes“ Werk, doch ein eher selten gehörtes in den Konzertsälen. „Der Hit des Abends könnte aber Rosettis Sinfonie Nr. 39 sein“, sagt Holub und spricht mit Begeisterung von diesem böhmischen Mozart-Zeitgenossen.

    Beim Kammerkonzert am 16. Februar 2025 steht eine Frau einem Mann gegenüber, sie duellieren sich unter dem Titel „Meister:innenschaft“. Jeanne-Louise-Ferrenc wusste sich zu behaupten, und das als Komponistin im 19. Jahrhundert, als Tonkunst noch wesentlich Männersache war. Sie ließ Ideen aus dem Notenpapier sprudeln. Komponierte klassisch bis romantisch. Stritt auch mit Leidenschaft um ihr Honorar. „Eine selbstbewusste Erscheinung muss sie gewesen sein“, glaubt Holub. Die Solisten der Kammerphilharmonie spielen beim Konzert in kleiner Besetzung ihr Nonett in Es-Dur – und konfrontieren die Französin mit dem Schwergewicht Ludwig van Beethoven und seinem Septett in Es-Dur.

    Nikola Hillebrand und Patricia Nolz singen in Augsburg

    „Junge, flexible, tolle Stimmen, ich bin begeistert!“, so wirbt Holub für das Konzert „Duettissimo“ am 31. Mai 2025 (Kleiner Goldener Saal). Die Begeisterung gilt den Sängerinnen, die den Abend gestalten. Nikola Hillebrand (Sopran) und Patricia Nolz (Mezzosopran) zählen zu den jungen, aufstrebenden Stimmen der Szene, sie widmen sich gemeinsam den Arien und Duetten von Mozart, aus „Cosi fan tutte“ oder auch „Don Giovanni“.

    Die Reise durch die Spielzeit endet in nordischen Höhen: „Nordic Tunes“ steht als Überschrift über dem Saison-Finale im Parktheater Göggingen, am 13. Juli 2025. Dabei erkundet die Kammerphilharmoniker skandinavische Gefühlswelten: Edvard Griegs „Holberg-Suite“ zählt mit ihrem romantischen Schmelz zu den Favoriten auf allen Konzertbühnen – doch Griegs norwegischer Landsmann Johann Severin Svendsen zählt für Holubs zu jenen Komponisten, die zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Das will das Orchester mit Svendsens Romanze in G-Dur Nr. 26 für Violine und Orchester beweisen. Das Solo spielt Gabriel Adorján, der auch als Konzertmeister der Kammerphilharmonie die Spielzeit wieder prägen wird.

    Info: Alle Infos zur Spielzeit, auch zu den Familienkonzerten der Kammerphilharmonie, finden sich unter www.kammerphilharmonie.de.

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