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Neu eingespielt: „Der Stein der Weisen“ mit der Hofkapelle München

CD-Besprechung

Hier ist schon die „Zauberflöte“ herauszuhören

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    Librettist nicht nur der „Zauberflöte“, sondern aus des Singspiels „Der Stein der Weisen“: Emanuel Schikaneder.
    Librettist nicht nur der „Zauberflöte“, sondern aus des Singspiels „Der Stein der Weisen“: Emanuel Schikaneder. Foto: Foto: Movienet, dpa

    Heutzutage noch ein paar Notenzeilen mit Musik von Mozart zu entdecken, wäre zweifelsfrei eine Sensation. Ganz so atemberaubend war es nicht, als ein amerikanischer Musikwissenschaftler 1996 in Hamburg die Kopie einer Partitur des Singspiels „Der Stein der Weisen oder Die Zauberinsel“ entdeckte. Das Stück als solches war da schon bekannt, man wusste, das Libretto stammt von Emanuel Schikaneder, dem Textdichter von Mozarts „Zauberflöte“. Nicht bekannt jedoch war die genaue Autorschaft bei der Partitur. Ebendiese Frage löste der Hamburger Fund, war hier doch penibel bezeichnet, von wem die Musik geschrieben ist. Es sind fünf an der Zahl, Schikaneder selbst sowie drei Musiker seiner Wiener Theaterkompanie - und Wolfgang Amadeus Mozart, mit dessen Namen ein paar Nummern des Werks in der Hamburger Kopie bezeichnet sind.

    Fünf Komponisten für ein Werk, ein nicht alltäglicher Fall. Möglich gemacht durch die besondere Melange der Schikaneder-Truppe um das Jahr 1790. In Wien, im Freihaustheater, präsentierte der Impresario Schikaneder Singspiele für ein bodenständiges Publikum. Die märchenhaften Libretti von ihm selbst gezimmert, die Musik dazu geschrieben von versierten Sängern seiner Kompanie, vom Kapellmeister oder auch von ihm, Schikaneder, selbst. Dabei kam, zumindest im Falle vom „Stein der Weisen“, auch Mozart mit ins Spiel, verkehrte er doch im Kreis um Schikaneder. Und half, wie sich aus erhaltenen Zeugnissen rückschließen lässt, auch hie und da mit Rat und Tat, letzteres bis hin zu einigen ihm zugeschriebenen Nummern. Wobei heute nicht mehr genau zu trennen ist, wo Mozarts Hand ansetzte und wo sie endete - egal, an der Entstehung des Schikaneder-Singspiels, so viel ist sicher, nahm er aus nächster Nähe teil.

    Im Parktheater war „Der Stein der Weisen“ schon zu hören

    Rüdiger Lotter, in Augsburg lebender künstlerischer Leiter der Hofkapelle München, hat sich zusammen mit seinem Ensemble vor zwei Jahren an die Einstudierung des Werks gemacht, im vorvergangenen Dezember kam es zur halbszenischen Aufführung im Gögginger Parktheater. Parallel dazu entstand eine Einspielung von „Der Stein der Weisen“, die nun als Doppel-CD beim Label Deutsche Harmonia Mundi (im Vertrieb von Sony) erschienen ist.

    Der Handlung des Singspiels - ein echt Schikanedersches Gebräu aus Gut-und-Böse-Kampfgewoge, allerlei Bewährungsproben und Mann-Frau-Zusammenfindungsproblematik - tut es gut, dass das Sextett der Gesangssolisten einen Hauch Ironie mit ins Spiel bringt. Und doch wird keine Routine abgespult, die Interpreten - stellvertretend sei hier Michael Schade als „gute“ Insel-Gottheit Astromonte genannt - identifizieren sich hörbar mit ihren Rollen, was nicht nur für die Musiknummern gilt, sondern auch für die gesprochenen Dialoge. Rüdiger Lotter hält die auf Originalinstrumenten spielende Hofkapelle zu ausgesprochen straffem, trocken perlendem Vortrag an, was dem Stück immer wieder neue Dramatik zuführt. Der Chor der Klangverwaltung trägt das Seinige dazu bei, dass die Musik nie auf der Stelle tritt.

    Manches aus der „Zauberflöte“ ist hier schon vorgebildet

    Nicht zum Geringsten aber ist der Reiz der Aufnahme der Tatsache geschuldet, dass aus dem „Stein der Weisen“ über weite Strecken hin ein anderes, ungleich bekannteres Werk hervorlugt: „Die Zauberflöte“, Mozarts Opern-Geniestreich auf einen weiteren Schikaneder-Text. Es ist, vermuten Musikologen, wohl so gewesen: Mozart hat den „Stein der Weisen“ gesehen, sich punktuell sogar selbst eingebracht, und dabei erkannt, was sich mit den vorhandenen Komponenten - Schikaneder als Librettist, die Sänger und Sängerinnen seiner Kompanie - noch alles machen ließe. Nimmt man zum Beispiel Figurenkonstellationen wie das „hohe“ Paar und das „niedere“, wie es im „Stein der Weisen“ erscheint, so sieht man darin präfiguriert die „Zauberflöten“-Paarungen von Tamino/Pamina und Papageno/Papagena. Dergleichen Parallelen gibt es etliche zu entdecken in „Der Stein der Weisen“.

    Wer die Hofkapelle München unter Rüdiger Lotter live mit Mozarts „zauberflöte“ erleben will, noch dazu mit Kai Kluge als Tamino - in der CD übernimmt er die Rolle des Nadir - und mit Thomas E. Bauer als Papageno, der hat dazu Gelegenheit bei der „Zauberflöten“-Gala im Parktheater am Donnerstag, 25. Juli, um 19.30 Uhr (verschoben vom 21.7.). Highlights aus Mozarts Oper sind dabei ebenso zu hören wie Ausschnitte aus weiteren Opern aus Mozarts Umfeld. Karten gibt es im Parktheater.

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