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Nachruf: Hans Norbert Bihlmaier war eine sichere Bank als Dirigent

Nachruf

Hans Norbert Bihlmaier war eine sichere Bank als Dirigent

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    Hans Norbert Bihlmaier, langjähriger 1. Kapellmeister in Augsburg, ist gestorben.
    Hans Norbert Bihlmaier, langjähriger 1. Kapellmeister in Augsburg, ist gestorben. Foto: Alexander Kaya

    "Was du dem aufs Klavier legst, das spielt der!“ So lautete sinngemäß Anfang der 1960er Jahre eine Empfehlung aus berufenem Musikhochschul-Mund, aufgrund der Hans Norbert Bihlmaier zum Musiktheater kam. Erst als 24-jähriger Repetitor, bald aber aufrückend zum 1. Kapellmeister in Trier. Die Bühne ließ ihn, den studierten Kirchenmusiker, nicht mehr los – und 1973 wechselte er an das Theater nach Augsburg, wo er drei Jahrzehnte lang solch eine sichere Bank des Dirigierens darstellte, dass der amtierende Kulturreferent bei der Besetzung des Generalmusikdirektors auch Risiken eingehen konnte... Wenn was schiefläuft, rettet der Bihlmaier – so lautete die Devise hinter vorgehaltener Hand.

    Und so geschah in Augsburg, dass der erste Kapellmeister, dieser „ewig Zweite“ am Haus, nicht selten auch die musikalischen Aufgaben des GMD übernahm – und sich dabei mitunter das Orchester im Graben und Chor und Solisten auf der Bühne sicherer geführt und geleitet fühlten als unter dem offiziellen Chef mit womöglich unerwartet genialischen Attitüden, gar Profilneurosen. 

    Bihlmaier war ein Garant zuverlässiger musikalischer Aufführungen

    Derart war Hans Norbert Bihlmaier, 1940 im Schwarzwald geboren, ein Garant zuverlässiger musikalischer Aufführungen – ob Operette oder Spieloper, ob Belcanto oder große deutsche Oper. Ein Coup war es, als er in den 1980er Jahren kurzfristig für die anspruchsvolle „Lulu“ von Alban Berg einsprang und sie kurzfristig zur erfolgreichen Premiere brachte. Einer, der hierarchiebedingt im Schatten des GMD zu stehen hat, zeigte mit sauberem Handwerk in heikler Situation, was in ihm steckt. 

    Am vergangenen Sonntag nun ist Bihlmaier im Augsburger Vincentinum gestorben. Ob das Brahms-Requiem ihn noch erreichte, das die Familie dem zuletzt nicht mehr Ansprechbaren vorspielte, bleibt ungewiss. Ein Requiem mit Gedenkfeier ist für den 10. November (10.30 Uhr) in St. Elisabeth geplant, in jener Lechhauser Kirche, deren neue Orgel Bihlmaier einweihte und wo er nach seinem nicht ganz querelenfreien Eintritt in den Ruhestand 2004 ebenso zu seinen Kirchenmusik-Wurzeln zurückkehrte wie in St. Lukas/Firnhaberau. 

    Als Bihlmaier 1973 zusammen mit seiner Frau Maria Hild – dieser Opernsängerin – nach Augsburg wechselte, blieben die beiden gleichsam auf gepackten Koffern sitzen. Zwei Jahre gaben sie sich am Lech. Was dann tatsächlich folgte, das waren überschlagsweise rund 3000 Aufführungen, die Bihlmaier leitete. Die Stadt hat ihm zu danken.

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