Einfach in den Ruhestand gehen und erst einmal gar nichts mehr machen – keine Termine mehr und keine Verpflichtungen? Das kam für den Organisten Willibald Guggenmos nicht infrage. Von 2004 bis 2023 war er zuletzt Domorganist an der Kathedrale St. Gallen. Jetzt ist er im Ruhestand – und die Augsburger Innenstadt-Kantoren, die zu Guggenmos gute Kontakte unterhalten, haben ihre Chance gewittert und einfach einmal gefragt, ob sich Guggenmos, der in Augsburg aufgewachsen ist, nicht vorstellen könne, in Augsburg das Internationale Orgelfestival zu leiten. Volltreffer, Guggenmos konnte sich das nicht nur vorstellen, er nahm das Ehrenamt an und präsentiert nun sein erstes Programm für die vier Innenstadtkirchen mit Konzerten in den Ullrichskirchen, St. Moritz, dem Dom und St. Anna.
Um das seriös und mit hochkarätigen Organisten und Organistinnen auf die Beine zu stellen, hat Guggenmos erst einmal Kontakte in seine alte Heimat nach St. Gallen spielen lassen. Er kennt dort noch jemanden mit einer großen Stiftung – Thomas Dietschweiler. Weil dieser Schweizer Unternehmer ein Herz für die Musik und ein besonderer Liebhaber der Alten Musik und ganz speziell von Hans Leo Haßler ist, musste Guggenmos seinen Sponsor nicht lange überreden, das Internationale Augsburger Orgelfestival zu unterstützen. "Ohne Geld gibt es keine Kunst", sagt Guggenmos lachend.
Im Mariendom braucht es eine erfahrene Spielerin
Das zweite Pfund, mit dem Guggenmos im Vorfeld wuchern konnte, waren die Instrumente in den Augsburger Innenstadtkirchen. Die renommierten Organistinnen und Organisten, die Guggenmos einladen konnte, kannten die Augsburger Orgeln mit ihren unterschiedlichen Charakteren nicht. Und wie das bei Organisten so ist, die Neugier ist potenziell da.
Der schwerste Job dürfte nun auf Bernadetta Sunavská zukommen, die am 15. Oktober um 16 Uhr das Festival aus vier Konzerten im Augsburger Dom beschließen wird. "Dort braucht es einen erfahrenen Spieler oder in diesem Fall eine erfahrene Spielerin", sagt Guggenmos. Denn für die beiden Orgeln dort eignen sich nicht alle Stücke. Sunavská habe ein Programm mit Werken von unter anderem Schostakowitsch und Bartok zusammengestellt, das den Stärken der Magnificat-Orgel und der Marien-Orgel entgegenkomme und gleichzeitig ihre Schwächen nicht bloßlege, findet Guggenmos.
Ein hochgelobter junger Organist eröffnet das Orgelfestival
Als Guggenmos mit dem jungen tschechischen Organisten Karol Mossakowski über das Auftaktkonzert am Freitag, 6. Oktober, um 19.30 Uhr in St. Moritz verhandelt hat, war er noch so etwas wie ein Geheimtipp, ein hochgelobter junger Organist. Kurze Zeit später wurde Mossakowski Titularorganist in St. Sulpice in Paris. Zu seinen Vorgängern dort zählen Charles-Marie Widor und Marcel Dupré. Als Nachfolger des Organisten Daniel Roth tritt er dort in sehr große Fußstapfen. Seitdem verfolgt die Fachwelt aufmerksam Mossakowski und hat nun in Augsburg die Gelegenheit, ihn mit Werken von Pierné, Bach und Duruflé und eigenen Improvisationen kennenzulernen.
Fortgesetzt wird das Festival dann am Samstag, 7. Oktober, in den beiden Ulrichskirchen um 19.30 Uhr. In der evangelischen Ulrichskirche wird Sebastian Küchler-Blessing, Domorganist in Essen, ein Werk von Franz Liszt spielen. Im zweiten Teil in der Ulrichsbasilika steht von Julius Reubke die Sonate c-Moll auf dem Programm.
Fehlt noch ein Termin, der 14. Oktober. In der St. Anna Kirche wird dann Andreas Jost, seines Zeichens Organist am Großmünster Zürich, sich mit dem herausfordernden Instrument auseinandersetzen. Auf seinem Programm finden sich Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Sebastian Bach und Louis Vierne, aber auch Komponisten aus dem 20. Jahrhundert und der Gegenwart wie Paul Müller-Zürich, Frank Martin und Lionel Rogg.
Karten für das 3. Internationale Orgelfestival in Augsburg gibt es vor den Konzerten an den Abendkassen.