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Foto: Agt
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Eingängige Zeilen zu Saloon-Musik: „2000 Miles“.

Musik
27.07.2022

"2000 Miles": So ist die neue Single von John Garner

Von Sebastian Kraus

Am Freitag erscheint die neue Single „2000 Miles“der Augsburger Folk-Formation John Garner . Der Song klingt zunächst nach einer Gospelchorprobe, aber dann geht er in eine ganz andere Richtung.

Von Bildender Kunst über Musik bis Literatur: In unserer Serie „Werk der Woche“ stellen wir wöchentlich in loser Folge ein Kunstwerk mit regionalem Bezug vor, das die Begegnung lohnt.

Zweitausend Meilen würde er für das Mädchen, das er liebt, zurücklegen, singt Stefan Krause auf der am Freitag erscheinenden Single der Augsburger Folk-Formation John Garner.

Zweitausend Meilen entsprechen exakt 3218,688 Kilometer, da könnte seine Angebetete gerne im norwegischen Tromsø sitzen oder wahlweise in Tazidra in der marokkanischen Wüste oder im türkischen Örtchen Susurluk in der Provinz Balikesir – vom Garner-Proberaum am Gaskessel aus gemessen. Durch die Täler, so geht es weiter im Text, hat er sich geschlagen, und harsche Berggipfel hat er überwunden, um endlich wieder in den Armen der Person zu liegen, die so schmerzlich an seiner Seite gefehlt hat. Und da möchte er dann bitte bleiben. Ob das auch so funktioniert, steht wiederum auf einem anderen Blatt. Nun gut, aber erst müssen die zweitausend Meilen einmal zurückgelegt werden.

"2000 Miles" von John Garner: Eine Horde betrunkener Iren singt mit

Vom Bild eines in Funktionskleidung gewandeten Alpenwanderers darf man sich übrigens getrost gleich wieder verabschieden. Der Song klingt, als hätten John Garner ihre Instrumente in einem Bretterverschlag mit einem verwitterten Saloon-Schild und Pferdemist auf der Veranda aufgebaut, über dem sich das Colorado Plateau auftürmt. Der mehrstimmige Gesang gibt den ersten Sekunden des Songs den Hauch einer Gospelchorprobe, doch die einsetzende Spieß-Zargenlaute, besser bekannt als Banjo, setzt sofort die Segel auf Kurs des gut gelaunten Bluegrass. Zum Refrain fällt eine Horde betrunkener Iren – so viel Klischee muss hier erlaubt sein – in den Saloon ein, singt lauthals „Oh I came down to the valleys from the mountain top!“, nur um gleich wieder beleidigt zu verschwinden, weil in Saloons bekanntlich kein ordentliches Stout ausgeschenkt wird.

Nick Herrmanns Schlagzeug klingt, als wäre es von ein paar Hillbillies aus am Highway aufgesammelten Autoteilen und Rinderschädeln zusammengeschustert worden, Carlo Grubers Kontrabass galoppiert durch den Staub, Lisa Seiferts Stimme strahlt zu Krauses rauem Organ. In der Luft hängt Schweiß, der Whiskey fließt in goldenen Strömen, die Stimmung ist großartig. Die Wege werden ja auch immer weiter.

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Die neue Single von John Garner gibt es auf allen Streamingportalen

Während es noch vor einer Generation schon ungewöhnlich war, wenn man aus, sagen wir mal Augsburg-Lechhausen nach München-Giesing geheiratet hat, verliebt man sich heute quer über alle Kontinente. Freunde wohnen nicht mehr in der gleichen Straße, denn die wohnen jetzt vermutlich in Berlin oder in Oberottmarshausen, und selbst Oma konnte man in den letzten zwei Jahren nicht im Seniorenheim besuchen. Wie schön ist es dann, nach viel zu langer Zeit und viel zu vielen Kilometern die Liebsten wieder in die Arme schließen zu können – den Mann fürs Leben, die Freundin aus der ersten Klasse, die Oma. Um dann zusammen laut die eingängigen Zeilen von „2000 Miles“ mitzusingen. Ab Freitag gibt es die Single auf allen gängigen Streamingportalen. Man braucht also W-LAN, aber das gibt es ja mittlerweile auch in Seniorenheimen.

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